Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1904 (1904)

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der Müllersfamilie beisammen und hörte 
ihre Angstreden an, wie es ihnen denn von 
nun an ohne ihn. ergehen werde. Die guten 
Leute wissen sich nicht zu raten und zu helfen. 
Plötzlich, eben als alles ruhig und traurig 
dasitzt, springt der Soldat auf, läuft in die 
Mühle, reißt mit dem Bajonett mehrere Mehl 
säcke auf, streut nach allen Seiten das Mehl 
hin, lauft in das Familienzimmer, wirft die 
Betten hin und her, schlitzt dieselben auf, 
daß die Federn herumfliegen, reißt das Stroh 
aus den Säcken, ladet sein Gewehr, faßt den 
Müller und sein Weib an den Gewänden 
der Brust, fordert Geld, ihren Schmuck, ihr 
Silberzeug, sprengt die Kästen auf, nimmt 
was er Wertbares findet, wirft alles in seinen 
Tornister und eilt zur Tür hinaus. 
Sprachlos und entsetzt sieht die Familie 
diesem Treiben zu. Endlich aber löst sich der 
stumme Schmerz und Schreck in lautes Weinen 
auf. Eines jammert mehr als das andere und 
ruft: „O, der Undankbare! Ist das der Lohn 
für unsere Pflege? Das ist nicht menschlich!" 
Auf einmal werden sie alle wieder still. 
Warum? Geschrei, Trompeten und Trommeln 
hören sie in wildem Durcheinander immer 
näher und stärker und plötzlich hören sie vor 
der Haustüre schreien: Da herein! Kommt! 
Im Nu sehen sie Mann um Mann ins 
Haus stürzen, aber alsbald verblüfft stehen 
bleiben und sie hören die Feinde verdrieß 
lich darüber reden, daß sie hier zu spät ge 
kommen, denn hier sei nichts mehr zu fin 
den, andere hätten sich schon die Säcke ge 
füllt. Das Haus ist bald leer von Feinden. 
Plötzlich wird die Stille durch einen der 
ben Schlag aufs Haustor unterbrochen. 
Der Müller eilt den Riegel zurückzuschieben, 
und als er öffnet, stößt er einen Schre 
ckensruf aus — da steht er ja schon wieder 
der undankbare Wildling, der rauhe, unbarm 
herzige Soldat, die ehemalige Schutzwache. 
Was will er denn noch? Will er den Un 
glücklichen nun auch ans Leben? 
Nein, nein! Beruhigen und trösten will 
er die Verzagten. Er nimmt den Müller 
bei der Hand, geht mit ihm rasch ins oberste 
Stockwerk, öffnete den Tornister, legte Geld, 
Schmuck und Silberzeug auf den Tisch — 
kein Stück behält er für sich — und spricht 
freundlich: 
„Hier ist Euer Hab und Gut. So muß 
man im Kriege handeln gegen seine Wohl 
täter. Ich tat Euch weh, um Euch wohltun 
zu können. All' meine Härte sollte die grau 
samen Feinde von Eurem Hausezurückhalten." 
So läßt auch die göttliche Vorsehung oft 
Der hl. Lloricrrr. 
Statue von Sattler auf dem Herz Jesu-Altar der 
Vorstadtpfarrkirche in Wels. 
harte Schläge über uns kommen. Aber die 
härtesten Schläge, die Gott uns gibt, die 
härtesten Wege, die er uns führt, und die 
empfindlichsten Verluste, die er uns verur 
sacht, müssen uns endlich früher oder später 
offenbaren, daß Gott unser Freund war, 
auch dann, wenn er uns Leid und Unglück 
schickte.
	        
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