Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1902 (1902)

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Der Kmckmjtl als Fmnismnekjmttt 
oder 
Wie einer oon der U'ick- und SlhmWlht zeheilt wird. 
Erzählung von Johann Menu er. 
^Nachdruck verboten.^ 
/^jVjfanb i halt halt einmal auf diese 
bettelnden Geistlich« nix. Solln 
arbeitn in meinen Erdäpfelackern 
oder solln nix essn. Ha, so a Franciscaner- 
pater, das is a herrlichs Lebn. Z' Essen 
und z' Trinken kriangs gnua, Arbeit habns 
nöt. Ha, i geh a nu ins Kloster." 
So zeterte der dicke Knackwastl zu seinem 
Weib, zur Nandl, oder wie die Leute gerne 
sagten, zur „Schmalzbuttn in Milihausn", 
als der Almosen sammelnde Franciscaner- 
pater vom Kloster Heiligenwald zur Thür 
hinaus war. „Weib, dem geben wir nix 
mehr," war der Schlusssatz seiner Rede, die 
mehr so eine gewisse stolze Protzenmanier 
als wirklicher Geiz ihm eingab. Als sich 
endlich die liebevoller denkende Nandl ent 
fernt hatte, packte der Knackwastl unwillig 
seinen Hut und gieng brummend ins Gast 
haus „zur blauen Birne". Dort saßen bereits 
drei muntere Milihausner Kampln beim 
stischen Trunk, nämlich der Seppenhansl, 
eine ungemein gutmüthige, aber zu Zeiten 
recht lustigboshafte Natur, dann der Simerl 
Karl, ein simpel dreinschauender Schlaukopf, 
und der Nazlbaur, der den Knackwastl von 
eh nicht recht leiden konnte. 
„No, was ist's denn mit euch," fiel der 
Wastl mit der Thür ins Haus, „habt ihr 
dem Pater was geb'n? Ich meine, solche 
Leute sollen arbeiten und dann brauchens 
nicht Betteln z' gehn, denn dies Beten und 
Abvespern da drinnen im Kloster ist keine 
Arbeit, und das gute Essen dazu und der 
gute Wein; he, Männer, was wärs denn, 
wenn halt wir auch einmal auf ein paar 
Tag ins Kloster gierigen, wär nicht übel, he." 
Da aber die drei eine bessere Gesinnung 
hatten als der Wastl, und den Sammelpater, 
welcher jedes Jahr kam, recht gern hatten, 
duldeten sie ein so fades Gerede nicht und 
der Nazlbaur entgegnete: 
„Du Wastl, i<h sag dir was: „Red net 
von den Patern in Heiligenwald; die kenn 
ich besser als du. Das sind brave Herrn; 
geh nur einmal eini ins Kloster, gar so 
fein, wie du meinst, habn sie's nit. Da 
gibt's freili viel z' Beten, aber 's Essen 
und Trinken ist nit so aus. Freili, du sitzt 
immer im Wirtshaus und thuast d' Leut 
nur vom Bierglasl weg beurtheiln. Hör 
einmal 'Saufen auf, dann wirst gscheiter." 
„Was", entgegnete der Knackwastl, „du 
möchtest mir auch was sagn," und that 
einen Schluck aus dem frisch angezapften 
Bier, dass der Boden des Maßkrügls 
plötzlich trocken wurde. Schnell waren 
bei diesen hitzigen Streitreden ein halbes 
Dutzend Krüglein gar und es schien, als ob 
der Knackwastl nur ein Strumpf wäre, wo 
sich die große Zehe auf eigene Gefahr hin 
freien Aus- und Eingang verschafft hatte. 
Heute hatte er wirklich schauderhaften Durst. 
Das Bier that aber auch seine Wirkung, 
denn nach dem sechzehnten Krügl lag Wastl 
bereits schnarchend unterm Tisch. 
Im selben Augenblick bellte ein Hund 
vor der Thüre und bald darauf erschien eine 
hagere Jägergestalt. Es war der Jagerhiasl, 
ein Schalk, 'wie erschaffen dazu. „Ha, wer 
liegt denn da unterm Tisch," war sein erstes 
Wort; „gewiss der Knackwastl oder vielmehr 
der Bsuf-Wastl. Bin grad bei seinem Haus 
vorbeigegangen. Ein schönes Anwesen das, 
aber ich fürchte, 's Geld wird bei einer 
solchen Wirtschaft nicht mehr. Gut ist's, dass 
die Kinder schon groß sind. Aber 's Weib 
erbarmt mir, die arme Schmalzbuttn. Hat 
mir grad ein Stamperl Kranawittern gegeben 
und hat gsagt: ,Mei lieber Hiasl, schau, 
du bist a gscheits Haus, weißt du denn 
gar kein Mittel, mein Wastl wieder auf ge 
rechten Weg zu bringen? Viel gab i her 
dafür, auf a paar Maß solchers Tröpferl
	        
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