Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1901 (1901)

üont fetter Cochem. 
Ein Gedenkblatt an einen Tiroler Helden von Ferd. Zöhrer. 
(Mit Porträt.) 
<oc3f§§^» (Nachdruck verboten.) 
P er Tirols Heldengeschichte aus der 
Zeit seines großen Befreiungs 
krieges anno 1809 durchforscht, 
der findet über Vater Andre Hofer und 
über den kühnen Speckbacher dickleibige Bände 
geschrieben, aber über den dritten im Bunde 
unsterblich gewordener Helden, über den 
Kapuzinerpater Joachim Haspinger schweigt 
die Chronik. Bei dem Interesse, das dieser 
Heldenpriester zu allen Zeiten hervorruft, 
werden es die Leser eines katholischen Volks 
kalenders gewiss auch für gerecht und billig 
finden, wenn er dem „Pater Jochem" 
ein Gedenkblatt aus seinem Ruhmeskranze 
widmet. Es soll keine Legende sein, denn 
Pater Jochem ist kein Heiliger und doch 
muss Verfasser dieses mit einem Heiligen, der 
größten einem, beginnen, der dem Helden 
priester als Vorbild vorgeschwebt haben mag, 
es ist der heilige Franciscus von Assisi. 
Dieser Wundersmann hatte einst ein Traum 
gesicht, in welchem er einen prächtigen Palast 
voll Waffen sah und eine Stimme hörte, welche 
sie ihm und seinen Mitkämpfern anwies. 
Franciscus, der früher eine kaufmännische Er 
ziehung erhalten hatte, wählte nach diesem 
Traumgesichte den Soldatenstand, um in der 
Armee des Papstes sich Ruhm und Aus 
zeichnung zu erkämpfen. Franciscus gefiel 
sich wohl im blanken Waffenschmucke, kam 
aber nur bis Spoleto, wo er durch eine 
Vision belehrt wurde, dass er vorerst gegen 
sich selbst Krieg führen sollte; er kehrte 
wieder heim, in sich ein und wurde einer 
der größten Heiligen aller Zeiten. 
Etwas Kriegerisches, Heldenmäßiges hat 
der heilige Franciscus dem von ihm ge 
gründeten Franciscanerorden vererbt und 
mancher fromme Bruder hat sich im Kampfe 
für Gott und Glauben Ruhm errungen. Ich 
erwähne nur den Franciscaner Johannes 
Capistran, der mit Feuereifer bemüht war, 
überall den Kreuzzug gegen die Türken zu 
predigen. Bald hatte er auch durch seine 
hinreißende Beredsamkeit ein Heer von 60.000 
begeisterten Kämpfern um sich versammelt, 
die mit Ehrfurcht auf den 70jährigen Greis 
blickten, in dessen kleinem mageren Körper 
eine große starke Seele wohnte. Diese Scharen 
führte Johannes Capistran im Juni 1456 
seinem Freunde, dem großen Ungarhelden 
Johannes Hunyadi zu, und vereint mit diesem 
Türkensteger pflanzte Johannes Capistran auf 
den Zinnen der Festung Belgrad das Kreuz 
an Stelle des Halbmondes auf. Die beiden 
Heerführer holten sich dort den Tod an der 
Lagerseuche. Im heiligen Lande gelten die 
Franciscaner als „Miliz des Heilandes", die 
im Kampfe gegen die Sarazenen mit ihren 
Leibern den heiligen Boden deckten, den sie 
so oft mit ihrem Herzblute geröthet, aber 
auch heute noch haben sie gegen Christen, 
gegen Griechen und Russen und deren Fana 
tismus im Kampfe für die Rechte der katho
	        
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