Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1898 (1898)

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und sonnenglanzüberslutet dalag vor seinen 
Blicken. Seine Gedanken folgten den Worten 
des Sprechers und eine Kette von eigenen 
Gedanken folgte in hastigen Reigen. 
Endlich hatte der Baron geendet: 
„Nun, Freundchen, möchtest du nicht 
ein gleiches Leben führen, wie ich?" 
Karl schwieg. Sein Herz kämpfte einen 
harten Kampf. Ja, es wäre ein schönes, 
leichtes Dasein, was da sein Freund schilderte. 
Wer würde da seine Nachtruhe stören und 
ihn forttreiben in die stürmische Nacht? 
Wer würde ihn hineinschicken von einer 
Krankenstube in die andere, oft mit eigener 
„Du fragst, ob es mir gefiele? Ich frage 
dich, ob ich ein solches Leben führen dürfte." 
„Warum fragst du nach dem .dürfen', 
bin ich denn nicht ein freier Mann?" 
„Schulde ich es nicht der Gesellschaft, 
dass ich meine Kräfte anwende?" 
„Der Gesellschaft? Welcher Gesellschaft? 
Den Menschen? Den Menschen, diesem 
Gemenge von Neid und Hass, diesen Menschen, 
die dich verlachen, wenn du ihnen gut bist 
und dir undankbar sind, wenn du ihnen 
wohlthust? Freund, wer an die Menschheit 
glaubt, vergisst über dieser Phrase sich 
selbst, um zuletzt doch zur einzig wahren 
IKifi 
Sprschsiundo bei Kneipp. 
Gefahr, oft ohne Entgelt, ohne Lohn? Ja, 
schön wäre ein Dasein wohl, wie es der 
Baron geschildert! Aber steigtInicht neben 
dem einen lockenden Bilde ein anderes vor 
seiner Seele auf: Seine Gattin, sein Kind, 
seine Ehre, das Bild seines Vaters. Es 
pocht und hämmert eine Stimme in seiner 
Brust: Wie könntest du dies vor mir, dem 
Gewissen verantworten? Darfst du die Kraft 
und das Talent, das dir gegeben, ver 
schwenden? Bist du nicht einem Richter 
Rechenschaft schuldig? 
„Du scheinst lange stumm zu sein, Karl? 
Gib mir Antwort: Gefiele dir nicht auch 
ein solches Dasein?" 
Philosophie zurückzukehren: Ich bin mir selbst 
der Nächste." 
Karl war tief in Gedanken versunken. 
Härter denn je fühlte er den Kampf in sich, 
sollte er unterliegen? 
„Und wenn ich es der Menschheit nicht 
schulde, schulde ich es nicht demjenigen, der mir 
meine Fähigkeiten gegeben, meinem Gott?" 
Karls Antlitz glühte. Aus ihm hatte jene 
Sprache gesprochen, die wohl gedämpft, nie 
aber ganz zum Schweigen gebracht worden 
war. Seim edleres, sein wahres Wesen hatte 
aus ihm gesprochen. 
Silberstein lächelte.
	        
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