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Alt-Kabsburg.
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Jubiläumssktzze von Ferdinand Zöhrer.
^^lt- Habsburg, du steinerne
Wiege eines starken, ritter-
lichen Geschlechtes, Ahnen
schloss eines mächtigen Kaiser
hauses, berühmte Hochwacht,
zu der jeder Oesterreicher mit
einem Gefühle der Achtung
hinaufblickt, Alt-Habsburg,
sei uns gegrüßt.
Von Brugg und dem
hübschen Badeorte Schinznach
, im Canton Aargau in der
Schweiz führen mehrere gute Wege auf den
Wülpelsberg, dessen Plateau von der alt
ehrwürdigen Habsburg gekrönt wird. Die
Tannen des nahen Waldes sind von Epheu
umrankt, sie rauschen herauf und neigen
ihre hohen Kronen zusammen, als erzählten
sie sich so stille und geheimnisvoll die Ge
schichte der neun Jahrhunderte, welche über
Alt-Habsburg dahingerauscht. Epheu schlingt
sich an den starken Thurm der alten Fürsten
burg hinan.
Die Habsburger führen wohl nicht ihren
Namen aber ihren Ursprung als ein Edel
geschlecht bis ins siebente Jahrhundert, auf
die alten merowingischen Herzoge des Elsasses
zurück. Erst im zehnten Jahrhunderte tauchen
genauere Ueberlieferungen ans. Damals ver
fiel ein Guntram, der Reiche genannt, Graf
im Elsaß, unter Kaiser Otto II. in des
Reiches Acht, verlor seine Güter und zog
sich nach der Altenburg im Aargau, auf
den letzten Rest seiner Besitzungen zurück.
Dieser Guntram, der Enkel elsäßischer
Herzoge, starb im Jahre 973: er hinterließ
vier Söhne, Werner, Radboto, Rudolf I.
und Lanzelin II. Das Geschlecht nannte sich
Grafen von Altenburg, war auch wieder
zu Besitz und Ansehen gekommen. Werner
wurde Bischof von Straßburg, gründete
auch das große Kloster Muri in der Schweiz
und beauftragte seinen Bruder Radboto,
dessen Gemahlin Jda aus dem Hause Loth
ringen stammte, in dem gemeinsamen Erb
gute Windisch auf dem Wülpelsberge eine
starke Burg zu bauen. Im Briefe schrieb
der Bischof: „Er sei gesinnt, sein Leib,
Hab und Gut allda als in einer starken
sicheren Hab' in Nöthen zu bewahren."
Graf Radboto that, wie ihm geheißen
und baute mit seines Bruders Gelde eine
Burg, die als eine der größten des eilften
Jahrhunderts gilt und, wenn auch nicht
durch unzugängliche Lage geschützt, doch
ihrer Stärke halber schwer einnehmbar war.
Die heutigen Schlossreste stammen in drei
abgesonderten Bauwerken von der ursprüng
lichen Anlage, ein Theil verschwand ganz
vom Erdboden.
Ein festes Bollwerk war die Habsburg,
aber schön war sie nicht, nicht prächtig ein
gerichtet wie Schönbrunn, Gödöllö oder wie
die Königsburgen auf dem Hradschin in
Prag und auf dem Ofner Schlossberg oder
gar wie die neue Kaiserburg in Wien und
doch gieng aus ihr der Ahnherr eines glor
reichen Kaiserhauses der Habsburger hervor,
einer der edelsten Fürsten, die je gelebt.
So entstand um das Jahr 1020 der
Name Habsburg und die Burgherren nannten
sich von da ab Grafen von Habsburg. Hut
ab vor diesem Namen.
Als die Burg vollendet war, kam Bischof
Werner, um den Bau zu besichtigen. Er
fand es tadelnswert, dass die Burg weder
Wall noch Graben, weder Brustwehr, noch
Vorwerke als Schutz gegen den Feind habe.
„Du hast doch auch in Strassburg ein
Gotteshaus gebaut und dabei keinen Wall
und Graben aufgeführt," meinte Radboto
beschwichtigend.
„Das Münster baute ich dem Herrn
zur Ehr' und nicht den Feinden zur Wehr",
entgegnete der fromme Bischof. Lächelnd
tröstete Radboto: