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Büblein glaubte es in diesem wichtigen
Augenblicke beim bloßen Zupfen nicht be
wenden lassen zu dürfen, sondern riss kräftig
am Talare. Der Blinde griff nach seinem
Hute, drehte sich jedoch nach der falschen
Seite um und rief seinem Nachbar, einem
armen Hirten aus dem Walserthale, ein
donnerndes „Hoch, hoch, Vivat" zu. Der
Kaiser nahm lächelnd den Irrthum des
Pfarrers wahr, ohne jedoch die Ursache zu
kennen und sagte, an den begeisterten Vivat
rufer herantretend:
„Hochwürdiger Herr, sind das Ihre
Pfarrkinder?"
„Majestät," antwortete der Blinde, den
sein Ministrant wieder in die richtige Stellung
gebracht hatte, „ich habe schon seit Jahren
meine Pfarrkinder nicht gesehen, denn ich
bin blind."
„Blind! O, Sie Armer," rief der Kaiser,
„warum haben Sie den beschwerlichen Weg
hieher gemacht? Haben Sie ein Anliegen
auf dem Herzen? Wenn ich etwas thun kann,
soll es geschehen."
„Ist schon geschehen," sagte der Pfarrer,
„mein einziger Wunsch war nur, in der Nähe
Euer Majestät zu stehen und Ihre Stimme
zu hören, wenn ich auch Ihre Gestalt nicht
zu sehen vermag. Jetzt ist auch dem blinden
Pfarrer von Ebnit Heil widerfahren und
gerne steige ich die sechs Stunden wieder
den Berg hinauf, in mein Pfarrdorf. »Gott
erhalte, Gott beschütze unsern Kaiser, unser
Land,« dieses schöne Lied werde ich mit
meinem Ministranten auf dem Heimweg
singen, bis mir der Athem ausgeht."
„Sechs Stunden her und sechs Stunden
heim, seinem Kaiser zulieb'," sagte Franz
Josef und zerdrückte in seinem Auge eine
Thräne der Rührung. „Beten Sie am Altare
des Herrn für mich und mein Volk."
Der Kaiser fand auf der ganzen Reise
durch Vorarlberg Liebe, Verehrung und An
hänglichkeit bei seinen Unterthanen, aber den
rührendsten Beweis der Liebe hatte ihm der
blinde Pfarrer von Ebnit gegeben.
*
Wer noch viele der edlen Charakterzüge
und Denkwürdigkeiten aus dem Leben des
allerhöchsten Jubilanten Kaiser Franz; Josef I.
erfahren will, dem sei „Ferdinand Zöhrer's
Kaiserbuch" warm empfohlen, worüber das
erste Inserat im Anhange dieses Kalen
ders Auskunft gibt; ebenso findet der Leser
noch viele solcher „Kaiser-Anekdoten" in
„Ferdinand Zöhrer's österreichischem
Fiirstenbnche", das in jeder Buchhandlung
fein gebunden um den Preis von ö. W.
fl. 2'50 erhältlich ist.
Tngsbuch dsr Hsitigsn.
Sn einer Keil'gen Pagebuch
Hab' ich so off, so gern gelesen
KnS immer ist vom HrSenstuch
Kabei Sie Keele mir genese«.
Ho« einem Herren tzat's erwählt,
Kem früh sein schwaches Ulrich Zerbrochen,
Kas mitten in Sen Kotzn Ser Kett
Kas Kort Ser Aiebe tzat gesprochen.
Kas stets Sen Keg Z« seinem -Dott
KnS seines KrenZes Prost gefnnSen,
Kas, SlutenS «och, sich frenöig bot
K« «enen, schwere« KarterstunSen.
^ott Kank, Sass ich noch Kraft «nS Kicht
Kars S'rans in meine Keele sangen! ■—-
Kas Pagebuch, so fromm, so schlicht,
KinS meiner Kutter KnlSeräuge«.
L. I. Bermanschlägcr.