Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1897 (1897)

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t h bi ä Mal bo 'u Öpfelbäm 
L^n Schaden ruehlö glög'n 
Und hätt' — so müed, du glaubst äs käm — 
An Eichte! schlafen mög'n. 
Hat 's Windel g'spielt mit 'n junga Traid 
Und g'huitscht äs Halm und Ast 
Und äs dä blaua Himmelwaid 
Hab'n weiße Lämperl grast. 
Hat' g'rueht so gern und — Han nöt kinnt; 
Bal is ä Schwalb'n fürg'stog'n, 
Bal hat ä fleißig's Jmperl g'schwind 
A Blüemel niederbvg'n; 
Bal hat so bo mein Ouhä» zahm 
Ä dicke Hummel zickt, 
Bal hat mih köck von Öpfelbäm 
Ä blüehräds Rästl zwickt. 
Da denk ih z'ruck — waiß Gott, wie weit, 
Und kimmts ma für so rä, 
Als wann mein ganze Kinderzeit 
Ä Paradies gwön wä. 
Äs hat mih zimmt, äs wär äs d' Nacht 
Und städ um Hag und Zäun; 
Dä Himmel hat sein Thür znegmacht 
Und schlasät friedlö ein. 
Nä d' Frösch verbrächten nuh a Weng 
Zehn Gjägläd ö dä Rouß; 
Där Ähnl säss nuh äs dä Bänk 
Und ih äs seiner Schouß; 
Er sägät mä für gwis und wahr, 
Was 's jungerhait hat göb'n, 
Von Schulgehn, vo dö Wanderjahr 
Von ganzen Menschenlöb'n. 
• Dräf sieg ih d' Ähnl ö dä Stub'n, 
Als wiegät s' äs än Bröd; 
Ih säss nöb'n seiner lamperlfrumm 
Und losät äs sein Röd. 
Sie sung mä vo dä „Himmelstieg'" 
Und vo där „Engelfreud'" 
Von „Gruserl", von Franzosenkrieg 
Und vo der alten Zeit. 
Ast wieder kimmts mä gnetter für 
Ih wär ön Stübel ent 
Und d' Mueda hat än Brief bon ihr 
Und gäb mä 'n grad ö d' Händt. 
Und sagat: „lös und nimm ön Acht, 
Wie dih dein Vader liebt; 
Drum bet' dafür; denn wild is d' Schlacht; 
Ä Schuss — er fallt und — stirbt!" 
Dräf wieder her ih 's Bueb'nag'säns 
Vor 'n Fenster äs dä Greth 
Und kimmt mä 's „Kastenresel" z' Weis, 
Dö Scherib'n handeln geht. 
Mein ganze Haimat sieg ih steh'n 
Und d' Ländsleut nah da Reih', 
Und allssand kimmt mä für so scheu 
So schen — und traurö z'gleih! 
So traurö? ja warum? — nan, schau: 
Gar d' Blüemel äs dä Wies 
Wern wieder blüehrad, weiß und blau, 
Wann wieder Frühling is; 
Und 's Lercherl steigt äfs nench ö d' Heh' 
Und 's Böckerl waiß sein Läf; 
Nä meine Kinderjahr, o weh! 
Dö gengän nimmer äs! 
Ih kinnät wain, äs wier ä Kind! — 
Da wird mä just so rä, 
Als wann ä warmer Frühlingswind 
Ön Herzen drinnäd wä; 
Ä Liechten sieg ih rund um mih 
Und singä her ih klar: 
„Sei städ; ön Himm'l hab'n s' für dih 
Nuh zweite Kinderjahr!" 
G. Stibler. , 
Anmerkungen: Schaden — Schatten. Eichtet — Weile. Ouhan — Ohr. Gjaglad ^ Gequacke. Rouß — Jlachsretze. Gruserl — 
eine sagenhafte Erscheinung. Schlacht, im 66er Jahr. Kastenresel — eine typenhafte Person ane! meiner Heimat. Z' Weis 
kemnla --- erscheinen. Traid ^ Getreide. Jungerhait — in der Jugendzeit.
	        
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