Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1897 (1897)

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Dom Mariä Gmpfängnis-Zlome in Linz. 
lljährlich berichtet der Kalendermann 
über die Fortschritte im Dombau, weiß 
er ja, dass an diesem großen und 
schönen Werke das ganze Land mitbaut 
und die Freunde und Gönner des 
Werkes wissen wollen, wie ihre Gaben 
verwendet wurden und was im abge 
laufenen Jahre geschehen ist. 
Ueber die Arbeiten am Thurm- 
Lau meldet uns der erprobte Bauleiter 
und Architekt Otto Schirmer fol 
gendes : 
"tf „Die Versetzarbeiten an der vierten 
Thurmetage wurden am 16.März wieder 
in Angriff genommen. Im vorigen Jahre wurde die 
selbe bis zur zwölften Schichte gefördert, zusammen 
5 - 402 ™/ hoch, so dass die ganze Höhe des Thurmes 
Ende 1895 = 53 114"s/ betrug. Von den außerhalb 
des achteckigen Thurmkörpers liegenden Kreuzpfeilern 
wurden jedoch nur sechs Schichten versetzt. Am Thurm 
körper selbst wurden in diesem Jahre von Schicht 
12 bis incl. Schicht 26 --- 15 Schichten zusammen 
7*476 »y hoch versetzt, so dass die ganze Höhe des 
Achteckes 53 114 + 7-476 = 60 590 f (192 Fuß) 
erreicht hat. Es sind also zwei Schichten mehr ver 
setzt worden, als im vorjährigen Berichte angegeben war. 
In der eilften Schichte wurde ein starker Schließm- 
kranz in das Mauerwerk eingelegt. In der zwölften 
Schichte schließen die Brüstungen unter den Schall 
öffnungen mit einem Gesimse ab, auf welchem eine 
Sohlbank von Granit liegt. Ebenso schließen die acht 
Eckpfeiler mit einem Gesimse ab. Dieselben, bis dahin 
vierseitig mit einer nach vorne gerichteten Spitze, 
werden jetzt dreiseitig 96%* breit 60 vorstehend; 
auf dem hiedurch übrig bleibenden Dreiecke erhebt sich 
eine sieben Meter hohe Fiale, deren unterer gerader 
Theil schon versetzt ist, wogegen die oberen Theile 
noch nicht alle fertig sind. Die acht, von der drei 
zehnten Schichte an freistehenden Pfeiler des Achteckes 
haben an den äußeren Ecken eine Profilierung, be 
stehend in zwei Hohlkehlen mit einem Rundstabe da 
zwischen, an den inneren Ecken nur einfache Hohl 
kehlen, die Eckpfeiler haben an der Vorderseite einen 
vertieften Spiegel, alle anderen Flächen sind glatt. 
Indem die vier Kreuzpfeiler bis zum Anfange 
der zwölften Schichte gerade aufsteigen, beginnen in 
der dreizehnten Schichte die vier Abschlussgiebel, deren 
vordere Seiten mit einem Spitzbogen geschlossen sind 
und auf deren Spitzen Kreuzblumen zu stehen kommen. 
In der dreizehnten Schichte werden diese Pfeiler 
schmäler und weniger vorspringend und steigen bis 
zum Anfange der einundzwanzigsten Schichte gerade 
auf. Die ein- und zweiundzwanzigste Schichte bildet 
dann den Abschluss mit vier sich kreuzenden Giebeln, 
in deren Mitte sich eine 6' 1 ™j hohe Fiale erhebt, 
die Spitzen der Giebel mit Kreuzblumen verziert. 
Diese vier Pfeiler sind ganz versetzt, die vier Fialen 
noch nicht. 
In der siebzehnten Schichte dieser Pfeiler tritt 
an den nach dem Thurmkörper zugewendeten zwei 
Seiten eine mit Laubwerk verzierte Console vor, auf 
welche sich die Schwibbogen gegen den Thurm auf 
setzen. Diese acht Schwibbogen sind ebenfalls schon 
versetzt und theilweise mit dem Deckgesimse belegt. Die 
auf den Rücken der Schwibbogen hinaufkriecheuden 
Krabben, achtundvierzig Stück, müssen über Winter 
erst angefertigt werden. 
Mit dem im vorigen Jahre errichteten Gerüste 
konnte noch die vierundzwanzigste Schichte versetzt 
werden, welche am 18. September vollendet war. Es 
war daher noch Zeit, die zweite Abtheilung des Ge 
rüstes aufzubauen. Mit dieser Arbeit begannen die 
Zimmerleute der Firma Vincenz Grubmüller am 
22. August, vorerst mit dem Ueberarbeiten des vor 
handenen Holzes und dann mit dem Abbinden von 
altem und neuem Holze. Das Aufziehen der Hölzer, 
dann das Aufstellen des zehn Meter hohen Gerüstes 
begann am 15. September und war am 24. Oktober 
beendet. 
Die beiden Versetzwagen bewegen sich gegenwärtig 
in der schwindelnden Höhe von 70 m ] = 222 Fuß. 
Am 12. October konnten die Maurer mit den Vor 
bereitungen zum Versetzen wieder beginnen und wurden 
die fünf- und sechsundzwanzigste Schichte, sowie die 
acht Schwibbogen versetzt. Mit dem 14. November 
wurden die Arbeiten am Thurme eingestellt. 
Am 16. März wurde mit dem Abtragen des 
äußeren Gerüstes der dritten Etage begonnen, welche 
mühevolle und gefährliche Arbeit ohne jeden Unfall 
am 25. April vollendet war. 
Mit dem jetzigen Gerüste kann die vierte Thurm 
etage im nächsten Jahre vollendet werden; es sind 
noch vierzehn Schichten, darunter eilf Sandsteinschichten 
zu versetzen, für welche das Rohmaterial schon alles 
vorhanden ist. Die achtunddreißigste Schichte erhält 
im Aeußeren den unteren mit Laubwerk verzierten 
Theil des Abschlussgesimses von Mannersdorferstein, 
innerhalb von Sandstein; die neununddreißigste Schichte 
bildet im Aeußeren den zweiten Theil des Gesimses 
aus Granit, welche Arbeit von den Granitbruchbesitzern 
fertig geliefert werden soll, eine Erleichterung für unsere 
Steinmetzhütte, innerhalb von Sandstein. Mit der 
vierzigsten Schichte, auch in Granit auszuführen, wird 
die ganze Mauer von außen bis innerhalb wasserdicht 
abgedeckt; sie bildet den Boden der offenen Gallerte, 
welche sich um den Thurmhelm herumzieht. 
Die noch zu versetzenden vierzehn Schichten werden 
zusammen 6'9"/ hoch, so dass der. Thurm bis zum 
Anfange der Helmspitze im nächsten Jahre 67-49 '", 
gleich 213 Fuß 8 Zoll hoch sein wird. Da die oberste 
Schichte, das Hauptgesimse daher 67'49™ hoch auf 
zuziehen ist, der jetzige Gasmotor die einzelnen Stücke
	        
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