Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1897 (1897)

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hohen, felsigen Vorsprunge das imposante Schloss 
Nieder-Wallsee thronen, das schon seit seinem Be 
stehen durch seine herrliche Lage, heute aber auch als 
Fürstensitz des erlauchten Herrn Erzherzogs 
Franz Salvator und seiner hohen Gemahlin, 
der Kaisertochter Frau Erzherzogin Marie 
Valerie, das Interesse in erhöhtem Maße fesselt. Von 
der Gallerie des Thurmes eröffnet sich ein entzückender 
Blick auf das grüne Jnselmeer, auf die weite, blühende 
Landschaft des rechten Ufers nach den ewigen Alpen 
und dann hinüber ans linke Ufer, in die bucklige 
Welt des unteren Mühlkreises mit der Burg Ktam, 
die a'ls Schatzkästlein mittelalterlicher Romantik gilt. 
Das streitbare, ehrwürdige, heute ganz restaurierte 
Schloss hat seine interessante Geschichte von dem 
bei Mühllaken liegt heute freilich in Trümmern, aber 
das Kloster Schlierbach blüht noch im Lande, das 
Eberhard III. von Wallsee gegründet, der auch das 
später aufgehobene Minoritenkloster in Enns stiftete 
und das zu Linz reich beschenkte. Die von den Wall- 
seern in Niederösterreich erbaute Burg erhielt zum 
Unterschiede von vorgenannter den Namen Nieder- 
Wallsee. Mit Reinprecht von Wallsee starb 1485 
der männliche Stamm dieses Edelgeschlechtes aus. 
Nach wechselndem Besitze kam das Schloss auch an 
den berühmten Feldmarschall Grafen Daun und end 
lich an den Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, 
von dem es an die erzherzogliche Familie übergieng. 
Die Jnselbildung im Strome endet unterhalb 
Wallsee. Die Berge schieben sich an beide Ufer vor. 
Edelgeschlechte der Wallseer. Dieselben waren mit 
den Habsburger« aus Schwaben nach Oesterreich ge 
kommen, dienten ihren Fürsten als tapfere Schwerter, 
kluge Räthe in Treuen und wurden zum Danke dafür 
mit Hab und Gut, Ehren und Würden reich aus 
gestattet. Gerade wir Oberösterreicher haben den 
Wallseer« ein ehrendes Gedenken zu wahren. 
Eberhard III. von Wallsee, Landeshauptmann 
in Oberösterreich, erhielt im Jahre 1364 vom Herzoge 
Rudolf IV. die Erlaubnis, „dass er und seine Erben 
eine neue Vösten gehauen mdgen auf dem Klaus 
berge". Der Erbauer nannte diese bei Mühllaken 
in Oberösterreich gelegene Burg Oberwallsee, 
„damit ein ehrwürdiger Name des Geschlechtes Wall 
see nicht vertilgt noch vergessen werde". Das berühmte 
Geschlecht der Wallseer behauptete sich auch zwei Jahr 
hunderte hindurch mit nur zwei Unterbrechungen im 
Besitze der Landeshauptmannschaft von Oberöstereeich, 
damals der höchsten Würde. Die Burg Oberwallsee 
Am rechten der Markt Ardagger, wo einst das 
Kreuzheer gelagert, um die Vorbereitung zur Fahrt 
durch den damals gefürchteten „Strudel" und 
; „Wirbel" zu treffen. Der Strom hat sich mit Riesen- 
! kraft sein Bett durch die Granitwände brechen müssen. 
Er, der bisher, abgerechnet einiger „Schwalle", ruhig 
durch das Gewirre der Inseln geflossen, hat aus allen 
seinen Adern die Kraft zum Kampfe gegen das hem 
mende Element gesammelt. Die Wellen zischen und 
branden jetzt am Gesteine der Ufer. Eine jähe Beugung 
gegen Norden und das imposante Schloss Grein- 
burg grüßt vom linken Ufer herab, wo sich das 
Städtchen Grein lieblich hinschmiegt. Hier ist die 
Eintrittspforte zu einer der schönsten, der großartigsten 
Donaulandschaften, zu Scenerien, wie sie in solcher 
Abwechslung von Natur und Romantik wenige euro 
päische Ströme aufweisen können. 
Das Schloss Greinburg, von Wäldern um 
rauscht, ist heute Eigenthum des regierenden Herzogs
	        
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