Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1897 (1897)

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sie nach weiterer Ausbildung zum Wohle 
des Volkes zurück, sei es als Priester, und 
das ist der hauptsächliche Zweck dieses 
Hauses, sei es als Beförderer des Volks 
wohles in anderen Lebensstellungen. So 
werden sie sich für das Volk in allen Stel 
lungen nützlich erweisen. Von großer Be 
deutung ist also dieses Seminar für die 
Kirche, für die Diöcese, für Vaterland 
und Reich und für das katholische Volk. 
.... Ich freue mich schon jetzt bei dem Ge 
danken, wie ich, oder wie bei meinemHin- 
gange meineNachfolger, hinlänglich Prie 
ster hinausschicken können, die den Gläu 
bigen das Brot desLebens brechen, ihnen 
das Evangelium des Friedens verkünden 
und den Sterbenden den letzten Beistand 
leisten werden. Helfet mir demnach, meine 
theuren Christgläubigen, die ihr im Ver 
eine mit Euren würdigen Priestern dieses 
Werk begonnen habt, selbes auch glücklich 
zu vollenden!" 
Seit jenem Festtage sind nun mehrere Monate 
vergangen und heute, da wir dieses schreiben, ist der 
Rohbau des Knabenseminariums bereits vollendet und 
unter Dach gebracht — mit September 1897 soll 
dasselbe sammt seinem Gymnasium, hoffentlich doch in 
sechs Classen, bereits eröffnet werden. 
Es obliegt uns noch kurz die Beantwortung einer 
Frage, die sich gewiss dem Beschauer des Baues, wie 
dem freundlichen Leser unserer Zeilen unwillkürlich 
aufdrängen wird, die Frage nämlich, wie's denn mit 
E>ls Gott der Herr die Blumen hat erschaffen 
' Und jeder dann den Namen anvertraut, 
Da kam ein Blümlein ganz verlassen 
Und sprach so schüchtern und doch so traut: 
G Herr, ich hab vergessen meinen Namen, 
Den von den Blumen du zuletzt mir gabst, 
Um Bächlein haft du ausgestreut den Samen 
Nus dem entwickelt sich das Blümlein naht. 
der Abzahlung der jedenfalls sehr großen Baukosten 
steht! Wir geben darauf Antwort mit dem Hinweis 
auf den letzten, vom 18. August 1896 datierten „Aus 
weis über die zum Bau eines bischöflichen Knaben 
seminars mit Gymnasium eingefloffeneu Gelder und 
deren Verwendung in der Zeit vom 1. Juni bis 
1. September 1896". Nach diesem Ausweise zeigt sich 
ein Passivrest, d. i. ein Schuldenstand von 138.131 fl. 
mit Einschluss der Hypothekarschuld per 62.000 fl., 
dem allerdings der Wert des fertigen Rohbaues des 
Kuabenseminars gegenübersteht. Wenn dieser Kalender 
in die Oeffentlichkeit gekommen sein wird, wird der 
Schuldenstand gewiss schon an 200.000 fl. reichen, 
wozu erst noch die großen Auslagen für den Verputz 
des Mauerwerkes rc. und die innere Einrichtung des 
Hauses kommen werden. Wir zweifeln nicht, dass das 
gut katholische Volk unseres schönen Landes, das bis 
jetzt in edlem Wetteifer reichliche Wohlthaten zum 
Knabenseminare spendete, dieselbe edle Gesinnung auch 
weiter bethätigen werde und schließen mit dem Wunsche, 
den der hochwürdigste Herr Bischof unter dem 15. Scpt. 
1894 niederschrieb: „Möge die Königin des 
hochheiligen Rosenkranzes, welche als 
Schmerzensmutter auf dem Pöstlingberge 
so innig verehrt wird, von dieser ihrer 
Gnadenstätte herab ihre segnenden Hände 
über den Bau des neuen Knabenseminars 
ausbreiten und dieses Institut und seine 
Wohlthäter für immer in ihrem beson 
deren mütterlichen Schutze erhalten!" 
F. B. 
Da sprach der Herr zum Blümlein zart und klein 
Du lebst am Bächlein einsam und zurückgezogen. 
Me konntest du vergessen den Namen dein 
Den ich dir gab, vor allen Blumen wohlerwogen? 
Doch will ich dir verzeihen, in meiner lieben Mise 
Mil dein Blau so treu, dein Stern so licht. 
Geh hin zum Bächlein, blüh' im Blümlein Kreise 
Sn Einsamkeit: Vergiß mein nicht! 
Vergißmeinnicht 
A. Isksch.
	        
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