Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1896 (1896)

Ploni trat mit einem Busch rother und blauer Blumen zum Krenzbild 
bald Glück nachkommt und dir noch mehr so schöne 
Lieder einfallen," und das Wägelchen rollte weiter. 
Die Schaufler'schen giengen zwei Stunden weit zur 
Mission, nachdem sie den kleinen Spitz, den Zweiten, 
an die Kette gelegt hatten, um das Haus und was 
darin war zu bewachen, eine überflüssige Aufgabe, da 
wenig zu bewachen war. 
Was ist Mission? 
Mission ist lindes Frühlingswehen vom Himmel, 
wenn starre Eisfessel die Erdenbrnst umklammert, damit 
sie aufthaue und vom wiedergekehrten Sonnenstrahl 
neuer Lebenskeim hinein gelegt werde. 
Mission ist geistiger Regen. Dessen bedürfen üppige 
Saaten und blühende Fluren, um in der Sonnenglut 
nicht zu welken und selbst verdorrtem Boden vermag 
er wieder manchen Keim und Trieb zu entlocken und 
„Der Vetter hat wohl kein Geld gehabt und 
keine Wagenschmiere bekommen, da er heute wieder 
fortfährt, oder braucht er auch Glück?" meinte 
schelmisch Ploni. 
„Hast Recht, Ploni! ich fahre wieder um Wagen 
schmiere und zugleich um Glück, das ich bald brauchen 
werde. Doch Ihr habt gestern viel versäumt. Um 
Mittag war der Pfarrer hier und hat lange am 
Fenster geklopft, so dass der Spitz beinahe die Kette 
zerriss. Um fünf war er wieder hier und hat dem 
Spitz Futter gebracht. Dem hochwürdigen Herrn 
hättet Ihr doch aufmachen sollen!" 
„Haben ihm aufgemacht, als er nach Neun noch 
mals kam. Und was er brachte? Rathe einmal, Vetter!" 
Der Straßhofer machte ein verwundertes Gesicht 
und fuhr schnell weiter. 
das Leben gekostet und so haben wir gar nichts mehr!" 
und sie wischte sich mit den». Fürtuch die Thränen 
vom Auge. 
„Und du kannst singen bei so großem Un 
glück?« 
„Weißt, Vetter! ich habe früher am Schemmel 
hier gebetet, und da ist mir wieder leicht geworden. 
Wenn der Wagen mit der todten Kuh fort ist, gehen 
wir nach M., wo gerade Mission ist, wo wir aufs 
neue das Beten anfangen müssen, da uns auch Vetter 
Mört das Geld gekündet hat. Der Vetter fährt wohl 
auch zur Mission?" 
„Zur Mission fahre ich nicht, Ploni! Ich brauche 
Salz, Riemzeug, Wagenschmiere und was sonst in 
einem großen Hause abgeht. Bete nur recht, dass 
frisches Leben hinzuzaubern, wo vordem Tod und 
Dürre herrschte. 
Mission ist Sturmwind, welcher morschen Strunk 
zu Boden wirft, damit an dessen Stelle aus noch 
grüner Wurzel neuer Schössling sprosse. 
Mission ist Abendroth, indessen lieblichem Schimmer 
sich der Todesschlaf der Nacht niederlässt, um zu 
neu verjüngtem, unbegrenzten Leben zu erwachen. 
Nach zwei Tagen waren die Schaufler'schen wieder 
zur Mission und am kommenden Morgen knieten alle 
drei unter dem Kreuzbild und nach langem Gebet 
sangen Mutter und Tochter wiederum das Lied vom 
Schäfer uud wiederum hielt der Straßhofer an mit 
der Frage: „Ist wohl Glück ein gekehrt, da euer 
Gesang doppelt schön, wie vordem, klingt?"
	        
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