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Fürsorge angedeihen ließ*); die dazu gehörigen
Ländereien, das sogenannte Mondseeland, gehörte
gleichfalls zum Hvchstifte Regensburg. Ebenso gehörte
die Herrschaft Wildeneck (jetzt eine Ruine auf einer
Anhöhe südlich vom Zellersee, nahe der salzburgischen
Grenze) dem Bisthum Regensburg bis 1286.**) Auch
wissen wir, dass in jener Gegend der heilige Bischof
sich aufgehalten hat. Dieser Aufenthalt währte einige
Jahre, und zwar waren es nicht zeitliche Angelegen
heiten, welche ihn daselbst beschäftigten, sondern er
wollte sich in der wildschönen Einsamkeit am Falken-
stein, nördlich vom Abersee, ganz ungestört dem
Dienste des Herrn hingeben. Wie lange und in
welchen Jahren sich Wolfgang daselbst aufhielt,
darüber streiten sich die Geschichtsforscher, allein das
ist eine Thatsache, dass das Andenken an diesen
heiligen Mönch und Bischof in den Herzen des
Volkes tiefe Wurzeln geschlagen hat. Durch neun Jahr
hunderte erzählte der Vater dem Kinde, und dieses
wieder seinen Nachkommen von dem frommen Leben
und segensreichen Wirken desselben; von Geschlecht
zu Geschlecht lebten seine Wunderthaten im Munde
des Volkes fort, und noch heute sind diese münd
lichen Ueberlieferungen, diese oft rührenden Legenden
zum großen Theile erhalten, im Worte sowohl als
auch in Bildern und Schriften. Das schönste Denk
mal aber hat dem Heiligen das Volk gesetzt in der
schönen Kirche St. Wolfgang am Abersee, welch
letztere ebenfalls nach dem Heiligen benannt wurde.
Am Ufer des Sees halle der heilige Bischof eine
Kapelle zu Ehren des hl. Johannes des Täufers
errichtet und geweiht, die hoch in Ehren gehalten
und bald in eine herrliche Kirche umgestaltet wurde.
Nachdem sie mehreremale durch Brände stark gelitten
hatte, wurde sie schöner wieder aufgebaut und 1504
durch den Weihbischof von Passau, Bernhard, zu
Ehren des hl. Wolfgang geweiht und steht in dieser
Gestalt fast unverändert noch in ihrer ganzen Schön
heit, berühmt besonders durch ihren Hochaltar, aber
von größerer Bedeutung noch dadurch, dass sie fort
dauerndes Zeugnis gibt, wie hoch das Volk den
hl. Wolfgang schätzt.)-)
Wie viel des Guten hat der hl. Wolfgang in
seinem Leben gewirkt, von seiner Kindheit bis zu
seinem Tode! Von den ersten jugendlichen Jahren an
sorgfältig darauf bedacht, Geist und Herz zu veredeln
im Dienste der Wissenschaft und vor allem im Dienste
Gottes, tritt er im Jahre 956, im Alter von etwa
30 Jahren in Trier seine Wirksamkeit an als Lehrer
und Führer der jungen Geistlichkeit auf den Pfaden
der Wissenschaft und auf dem Wege des ewigen Heiles.
Durch acht Jahre hatte er dortselbst — Gott weiß
es — unsäglich viel Gutes gestiftet, da starb sein
Freund, Erzbischof Heinrich von Trier, der ihn
bewogen hatte, sein Leben nicht in der Einsamkeit des
*) Dr. I. Schindler: Der hl. Wolfgang in seinem Leben
und Wirken. Prag, 1885, Seite 130 f,
**) Jul. Strnadt: Die Geburt des Landes.ob der Enns.
Linz, 1886, Seite 14 und 124, Anm. 351.
f) Der hl. Wolfgang, Bischof und Bekenner und das einstige
Kloster Pupping von I. Lamprecht. Herausgegeben und niit
einem Anhange versehen von Karl Kettl Regensburg, 1874,
Seite 13 s.
Klosters zu verbringen, sondern in seiner Metropole
die Priestercandidaten zu starken Streitern Gottes
heranzuziehen. Mit Macht pochte neuerdings das Ver
langen, in einem Kloster ganz nur Gott zu dienen,
an das Herz des heiligen Mannes. Und nichts war
imstande, ihn von dem Schritte in die Einsamkeit
abzuhalten. Auch sein innigster Freund, der Erzbischof
Bruno von Köln, bei welchem er sich einige Zeit auf
hielt, konnte ihn nicht abwendig machen. Im neu-
gegründeten, aber rasch aufblühenden Kloster Einsiedeln
nahm er das Ordenskleid des großen hl. Benedict.
Aber auch hier sollte er nach dem Rathschlusse des
Höchsten, dev unsern Heiligen so wunderbare Wege
führte, nicht lange verborgen bleiben. Der hl. Ulrich,
Bischof von Augsburg, welcher oft in das genannte
Kloster kam, lernte unsern Heiligen immer mehr
schätzen und bewog den lange Zeit widerstrebenden
demüthigen Mönch, die Priesterweihe zu empfangen.
Höher und höher schlügt in diesem heiligen, feurigen
Priesterherzen die Flamme der Liebe Gottes empor;
alle Menschen hätte sie mit fortreißen mögen in die Höhe
der Erkenntnis Gottes. Und so eilt, von Liebe und
Mitleid gedrängt, der Heilige hinab nach Pannonien,
und wirbt und kämpft dort unter unsäglichen Mühen
um unsterbliche Seelen, arbeitet ohne Ruhe und Rast
an der Bekehrung der Magyaren. Doch ist es nicht
der Wille des Herrn, dass er an dem Bekehrungs
werke unentschlossener, undankbarer Heiden seine
Kräfte aufreibe; der Boden ist noch zu ungünstig.
Ein anderes Feld der Wirksamkeit ist dem thätigen
Manne vorbehalten. Im gleichen Jahre noch (972)
wird er unter dem Jubel der Bevölkerung zum Bischof
von Regensburg gewählt. Wer könnte würdig das
Wirken dieses heiligen Bischofs schildern. Kein
Dörflein ist, keine Stadt, keine Kapelle, keine Kirche,
wohin er seine Aufmerksamkeit zu» lenken verabsäumt.
Neu erstarkt das Leben aus dem Glauben in seinem
Sprengel, weil genährt durch das segensvolle Wirken
berufseifriger Priester. Und wer hat diese Priester zu
solch' tüchtigen Arbeitern gemacht im Weinberge des
Herrn? Sie alle hob das Beispiel ihres heiligen
Oberhirten, der, keine Mühe scheuend, wandert von
Ort zu Ort, aufmunternd den Hirten und die Herde,
strafend, wo durch des Hirten Schuld die Herde hin
siecht, anspornend zur Ausdauer, wo er Gutes sieht,
stets aber selbst allen voranleuchtend mit des Bei
spiels hellstem Glanze. Doch ist sein Weinberg so
ausgedehnt! Mit blutendem Herzen sieht er, wie jen
seits der Berge, im Lande Böhmen, das christliche
Leben ermattet darnieder liegt, und er kann, so gern
er auch wollte, nicht helfend hineilen. Da reißt sich
der liebende Vater los von seinem Schmerzenskinde,
sucht ihm einen neuen Vater, der es hüte und pflege
als sein eigen Kind. Die Gründung der Diöcese
Prag (973) ist das Werk des hl. Wolfgang, den
größten Hindernissen mit uneigennützigster Liebe ab
getrotzt, die große That eines großen Heiligen. Mit
neuem Muthe nimmt er jetzt die Arbeit wieder auf,
sie nur unterbrechend durch liebeflammendes Gebet. „
Arbeit und Gebet sind ja die unerschütterlichen Säulen,
auf welchen der altehrwürdige Bau des Benedictiner-
ordens ruht, sie waren die Losung auch des hl. Wolf
gang, der eine der schönsten Zierden dieses Ordens