Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1894 (1894)

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Fürsorge angedeihen ließ*); die dazu gehörigen 
Ländereien, das sogenannte Mondseeland, gehörte 
gleichfalls zum Hvchstifte Regensburg. Ebenso gehörte 
die Herrschaft Wildeneck (jetzt eine Ruine auf einer 
Anhöhe südlich vom Zellersee, nahe der salzburgischen 
Grenze) dem Bisthum Regensburg bis 1286.**) Auch 
wissen wir, dass in jener Gegend der heilige Bischof 
sich aufgehalten hat. Dieser Aufenthalt währte einige 
Jahre, und zwar waren es nicht zeitliche Angelegen 
heiten, welche ihn daselbst beschäftigten, sondern er 
wollte sich in der wildschönen Einsamkeit am Falken- 
stein, nördlich vom Abersee, ganz ungestört dem 
Dienste des Herrn hingeben. Wie lange und in 
welchen Jahren sich Wolfgang daselbst aufhielt, 
darüber streiten sich die Geschichtsforscher, allein das 
ist eine Thatsache, dass das Andenken an diesen 
heiligen Mönch und Bischof in den Herzen des 
Volkes tiefe Wurzeln geschlagen hat. Durch neun Jahr 
hunderte erzählte der Vater dem Kinde, und dieses 
wieder seinen Nachkommen von dem frommen Leben 
und segensreichen Wirken desselben; von Geschlecht 
zu Geschlecht lebten seine Wunderthaten im Munde 
des Volkes fort, und noch heute sind diese münd 
lichen Ueberlieferungen, diese oft rührenden Legenden 
zum großen Theile erhalten, im Worte sowohl als 
auch in Bildern und Schriften. Das schönste Denk 
mal aber hat dem Heiligen das Volk gesetzt in der 
schönen Kirche St. Wolfgang am Abersee, welch 
letztere ebenfalls nach dem Heiligen benannt wurde. 
Am Ufer des Sees halle der heilige Bischof eine 
Kapelle zu Ehren des hl. Johannes des Täufers 
errichtet und geweiht, die hoch in Ehren gehalten 
und bald in eine herrliche Kirche umgestaltet wurde. 
Nachdem sie mehreremale durch Brände stark gelitten 
hatte, wurde sie schöner wieder aufgebaut und 1504 
durch den Weihbischof von Passau, Bernhard, zu 
Ehren des hl. Wolfgang geweiht und steht in dieser 
Gestalt fast unverändert noch in ihrer ganzen Schön 
heit, berühmt besonders durch ihren Hochaltar, aber 
von größerer Bedeutung noch dadurch, dass sie fort 
dauerndes Zeugnis gibt, wie hoch das Volk den 
hl. Wolfgang schätzt.)-) 
Wie viel des Guten hat der hl. Wolfgang in 
seinem Leben gewirkt, von seiner Kindheit bis zu 
seinem Tode! Von den ersten jugendlichen Jahren an 
sorgfältig darauf bedacht, Geist und Herz zu veredeln 
im Dienste der Wissenschaft und vor allem im Dienste 
Gottes, tritt er im Jahre 956, im Alter von etwa 
30 Jahren in Trier seine Wirksamkeit an als Lehrer 
und Führer der jungen Geistlichkeit auf den Pfaden 
der Wissenschaft und auf dem Wege des ewigen Heiles. 
Durch acht Jahre hatte er dortselbst — Gott weiß 
es — unsäglich viel Gutes gestiftet, da starb sein 
Freund, Erzbischof Heinrich von Trier, der ihn 
bewogen hatte, sein Leben nicht in der Einsamkeit des 
*) Dr. I. Schindler: Der hl. Wolfgang in seinem Leben 
und Wirken. Prag, 1885, Seite 130 f, 
**) Jul. Strnadt: Die Geburt des Landes.ob der Enns. 
Linz, 1886, Seite 14 und 124, Anm. 351. 
f) Der hl. Wolfgang, Bischof und Bekenner und das einstige 
Kloster Pupping von I. Lamprecht. Herausgegeben und niit 
einem Anhange versehen von Karl Kettl Regensburg, 1874, 
Seite 13 s. 
Klosters zu verbringen, sondern in seiner Metropole 
die Priestercandidaten zu starken Streitern Gottes 
heranzuziehen. Mit Macht pochte neuerdings das Ver 
langen, in einem Kloster ganz nur Gott zu dienen, 
an das Herz des heiligen Mannes. Und nichts war 
imstande, ihn von dem Schritte in die Einsamkeit 
abzuhalten. Auch sein innigster Freund, der Erzbischof 
Bruno von Köln, bei welchem er sich einige Zeit auf 
hielt, konnte ihn nicht abwendig machen. Im neu- 
gegründeten, aber rasch aufblühenden Kloster Einsiedeln 
nahm er das Ordenskleid des großen hl. Benedict. 
Aber auch hier sollte er nach dem Rathschlusse des 
Höchsten, dev unsern Heiligen so wunderbare Wege 
führte, nicht lange verborgen bleiben. Der hl. Ulrich, 
Bischof von Augsburg, welcher oft in das genannte 
Kloster kam, lernte unsern Heiligen immer mehr 
schätzen und bewog den lange Zeit widerstrebenden 
demüthigen Mönch, die Priesterweihe zu empfangen. 
Höher und höher schlügt in diesem heiligen, feurigen 
Priesterherzen die Flamme der Liebe Gottes empor; 
alle Menschen hätte sie mit fortreißen mögen in die Höhe 
der Erkenntnis Gottes. Und so eilt, von Liebe und 
Mitleid gedrängt, der Heilige hinab nach Pannonien, 
und wirbt und kämpft dort unter unsäglichen Mühen 
um unsterbliche Seelen, arbeitet ohne Ruhe und Rast 
an der Bekehrung der Magyaren. Doch ist es nicht 
der Wille des Herrn, dass er an dem Bekehrungs 
werke unentschlossener, undankbarer Heiden seine 
Kräfte aufreibe; der Boden ist noch zu ungünstig. 
Ein anderes Feld der Wirksamkeit ist dem thätigen 
Manne vorbehalten. Im gleichen Jahre noch (972) 
wird er unter dem Jubel der Bevölkerung zum Bischof 
von Regensburg gewählt. Wer könnte würdig das 
Wirken dieses heiligen Bischofs schildern. Kein 
Dörflein ist, keine Stadt, keine Kapelle, keine Kirche, 
wohin er seine Aufmerksamkeit zu» lenken verabsäumt. 
Neu erstarkt das Leben aus dem Glauben in seinem 
Sprengel, weil genährt durch das segensvolle Wirken 
berufseifriger Priester. Und wer hat diese Priester zu 
solch' tüchtigen Arbeitern gemacht im Weinberge des 
Herrn? Sie alle hob das Beispiel ihres heiligen 
Oberhirten, der, keine Mühe scheuend, wandert von 
Ort zu Ort, aufmunternd den Hirten und die Herde, 
strafend, wo durch des Hirten Schuld die Herde hin 
siecht, anspornend zur Ausdauer, wo er Gutes sieht, 
stets aber selbst allen voranleuchtend mit des Bei 
spiels hellstem Glanze. Doch ist sein Weinberg so 
ausgedehnt! Mit blutendem Herzen sieht er, wie jen 
seits der Berge, im Lande Böhmen, das christliche 
Leben ermattet darnieder liegt, und er kann, so gern 
er auch wollte, nicht helfend hineilen. Da reißt sich 
der liebende Vater los von seinem Schmerzenskinde, 
sucht ihm einen neuen Vater, der es hüte und pflege 
als sein eigen Kind. Die Gründung der Diöcese 
Prag (973) ist das Werk des hl. Wolfgang, den 
größten Hindernissen mit uneigennützigster Liebe ab 
getrotzt, die große That eines großen Heiligen. Mit 
neuem Muthe nimmt er jetzt die Arbeit wieder auf, 
sie nur unterbrechend durch liebeflammendes Gebet. „ 
Arbeit und Gebet sind ja die unerschütterlichen Säulen, 
auf welchen der altehrwürdige Bau des Benedictiner- 
ordens ruht, sie waren die Losung auch des hl. Wolf 
gang, der eine der schönsten Zierden dieses Ordens
	        
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