Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1894 (1894)

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wieder in der Charwoche gestattet, das General- 
commissariat für das heilige Land neu errichtet und 
unter das Protectorat des jeweiligen Erzbischofs von 
Wien gestellt; auch durften österreichische Franciscaner 
sich wieder ihren Ordensbrüdern in Jerusalem bei 
gesellen. Das Interesse für das heilige Land erwachte 
zusehends und die Anregung des Erzbischofs Vincenz 
Milde, in Jerusalem selbst ein Hospiz für österrei 
chische Pilger zu errichten, fand freudigen Anklang. 
Sammlungen wurden hiefür eingeleitet und ergaben 
ein recht befriedigendes Resultat. Inzwischen hatte 
unser jetziger Kaiser vom Sultan ein gut gelegenes 
Grundstück an der Kreuzung dreier Straßen als Ge 
schenk erhalten. Eigenthümer des Trümmerhaufens, 
welcher den Namen Gerstenacker trug, waren zwei 
türkische Effendis (Officiere), die dafür entschädigt 
wurden. 
Im Jahre 1857 konnte mit der Wegräumung 
des Schuttes 
und mit dem 
Baue begonnen 
werden, aber 
erst im Jahre 
1863 wurde 
derselbe voll 
endet und in 
diesem Jahre 
seiner Bestim 
mung über 
geben. Das 
50 Meter lange 
und 25 Meter 
breite Gebäude 
mit mehreren 
Vorterrassen 
präsentiert sich 
auf der Anhöhe 
majestätisch 
und' dürfte das 
schönste Ge 
bäude der 
Stadt sein. Die 
Leitung des 
Hospizes wurde Weltpriestern übertragen, die hier 
auch biblischen Studien obliegen können. Gegenwärtig 
ist der Rector (Dr. Joch) aus der Wiener, der Vice- 
Rcctor (Dr. Kißling) aus der Brünner Diöcese. Das 
Haus kann im Nothfalle 70 Personen beherbergen, 
hat drei Speisezimmer, für erste, zweite und dritte 
Classe; für fürstliche Personen ist ein eigener Tract 
bestimmt. Aermere Pilger aus Oesterreich können 
mindestens 8 Tage unentgeltlich, andere gegen geringe 
Vergütung hier wohnen, bei weiterem Verbleiben 
nach Vereinbarung. Gar lieblich ist die Kapelle zur 
heiligen Familie mit drei Altären; das Dämmerlicht 
empfängt sie von zwei Gemäldefenstern, die Seine 
Majestät 1868 der Kirche gewidmet hat; das eine 
stellt den hl. Franciscus dar, wie er den vor ihm 
knienden Kaiser segnet, das andere den hl. Josef. 
Ein nicht unbedeutender Gemüse- und Blumengarten 
umgibt das zweistöckige Gebäude. Unter der liebevollen 
und besorgten Aufsicht der Herren Rectoren, denen 
brave Diener zur Seite stehen, befindet man sich 
hier in der That wie zuhause und jeder Pilger ge 
denkt gewiss dankbarst derjenigen, welche das Haus ge 
stiftet haben. Im Gedenkbuche sind viele hochfürstliche 
Personen ein 
getragen, vor 
allem Seine 
Majestät unser 
frommer 
Kaiser und 
Kronprinz 
Rudolph, Dom 
Pedro, Kaiser 
von Brasilien 
u. s. w. Von 
Kirchenfürsten 
ist unser hoch- 
würdigster 
Herr Bischof 
der erste, dessen 
Name das 
Gedenkbuch 
ziert. Mögen 
nun andere, 
namentlich 
aber recht viele 
Pilger aus 
Oesterreich 
kommen, damit 
doch die schönen, gastlichen Räume des Hospizes benützt 
werden und es in Jerusalem nicht heißt: „Ja, es 
kommen Franzosen, Deutsche, aber von den katho 
lischen Oesterreichern, die doch hier ein so schönes 
Heim hätten, kommen so wenige." A. P. 
fRofenüeber zu EHvsn dsr seligsten Jtmcjfmu. 
2. 
r 
sie schönste von allen Rosen 
Spriesst nicht auf irdischen Höh'n. 
Hoch über den goldenen Sternen 
Erblüht sie wunderschön. 
Von Schuld und Harm gesundet, 
Wer sie nur einmal sah, 
Die rothe, geheimnisvolle — 
Die Rosa mystica! 
Du Rose im rothen Kleide, 
Du entzückst mir Auge und Seel' 
Du süße Augenweide, 
Du aller Blumen Juwel! 
Du bist das Bild jener Einen, 
Die ich liebe mit Herz und Sinn, 
Die unter den Blumen, den kleinen 
Die Rosenkönigin! 
Du Süße, du Makellose, 
Du aller Blumen Juwel, 
Geheimnisvolle Rose, 
Dir weihe ich Leib und Seel'! 
* 3. 
Ohne Dornen erblüht die Rose 
Nur in der Berge einsamer Ruh 
Als dein Sinnbild, du fleckenlose 
Himmels-Alpenrose du! 
Ohne Fehl und ohne Sünde, 
Ohne Dornen, als edles Reis 
Tratst auch du auf die Erdengründe, 
Du, aller Rosen Krone und Preis! 
Friedrich Meseridorfer.
	        
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