Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1894 (1894)

(92) 
(vorausgesetzt, dass mindestens die Hälfte davon I. und II. Classe 
fahren), würden wir statt der obigen Ermäßigung eine solche -von 
40% für die I. und II. Classe eintreten lassen und den Passagieren 
III. Classe ausnahmsweise den Fahrpreis für die Hin-und Rück 
fahrt um 20°/o reducieren. 
Die Kosten würden sich also per Person stellen wie folgt: 
Triest—Jaff-a und zurück. 
Fahrpreis fl. 262.— 
40% Red. „ 104.80 
I. Classe 
II. Classe 
III. Classe 
Kost 
Totale 
fl. 157.20 ö. 
jt 52. „ 
fl. 209.20 „ 
W. Gold 
Fahrpreis fl. 174.— 
40% Red. „ 69.60 
'fl. 104.40 ö. W. Gold 
Kost „ 38.- „ „ „ 
Totale fl. 142.40 „ „ „ 
Fahrpreis fl. 88.— 
20% Red. „ 17.60 
fl?"7Ö^4Ö ö, W. Gold 
^ost „ . „ „ „ 
Totale fl. 70.40 „ „ „ 
Triest—Kaipha und retour. 
I. Classe 
II. Classe 
III. Classe 
Fahrpreis fl. 272.— 
40«/, Red. „ 108.80 
fl. 163.20 v. W. Gold 
Kost „ 60.- „ „ „ 
Totale fl. 223.20 „ „ „ 
Fahrpreis fl. 182.- 
40% Red. „ 72.80 
fl. 109 29 ö. W. Gold 
Kost „ 44. „ „ „ 
Totale fl. 153.20 „ „ „ 
Fahrpreis fl. 90.- 
200,/g Red. „ 18.- 
fl. 72.- ö. W. Gold 
Kost „ • ii fi ii 
Totale fl. 72.- „ „ „ 
Die Kost III. Classe ist nicht obligatorisch und es steht dem 
Passagier frei, sich selbst zu versehen oder gegen Bezahlung von 
70 kr. ö. W. Gold täglich die Mannschaftskost zu erhalten. Für 
den Fall, dass unter den 40 Passagieren weniger als die Hälfte 
I. und II. Classe wären, müsste'wohl eine geringere, erst zu 
vereinbarende Ermäßigung platzgreifen. Was die Miete eines 
Separatdampfers für die Fahrt Triest-—Jaffa—-Kaipha und zurück 
mit 16 tägigem Aufenthalte in Palästina betrifft, so könnten wir 
den Pilgern ein Schiff vom Typ der Ew. Hochwürden bekannten 
„Ceres" beistellen mit 80—90 Betten I. und II. Classe, während 
für die übrigen Reisenden Feldbetten im Zwischendeck aufgestellt 
würden. 
Die Reisedauer würde 28 Tage betragen und die Kosten 
sich stellen wie folgt (ausschließlich der Kost): Miete des Schiffes 
für 28 Tage a fl. 421 — fl. 11.788 ö. W. Kohlenconsum 
(circa 216 T. ä 12 fl.), fl. 2592 fl. ö. W. Dazu die Hafen- 
gebüren für die Häfen von Triest, Jaffa und Kaipha, welche sich 
belaufen dürften auf circa fl. 800 ö. W. Totale fl. 15.180 ö. W. 
In Jerusalem selber ist aber der österr. Pilger 
kein Fremdling, denn hier hat er berechtigten Anspruch 
auf Herberge im österr. Hospiz und die Wächter des 
heil. Grabes, unter denen stets auch Deutsche sind, 
leihen gern ihre Dienste den Pilgern. 
Da es gewiss viele interessiert, das österr. Heim 
in Jerusalem näher kennen zu lernen, sowie über die 
Verwendung des Geldes, welches bei uns für das 
heil. Grab in Jerusalem gesammelt wird, etwas 
zu erfahren, bringen wir'die betreffenden Artikel aus 
der oberwähnten BeschreHung zum Abdruck: 
Die Wächter de« heiligen Grabes. 
Im Jahre 1219 fand der folgenschwere Besuch 
des heil. Franciscus im heiligen Lande statt; er 
sehnte sich nach der Martyrerkrone und gieng wirklich 
von Acre, wo er zuerst gelandet und dann den ersten 
Convent errichtet hatte, nach der Niederlage der 
Christen in Damiette zum Sultan, der einen Preis 
auf jeden Christenkopf gesetzt hatte. Der Sultan be 
handelte ihn aber, erstaunt über seine Kühnheit und 
sein Wesen, mit aller Achtung und sandte ihn mit 
sicherer Bedeckung wieder zurück. Cr erlitt nicht den 
Marthrertod, aber in späterer Zeit ungezählte seiner 
Söhne im heiligen Lande. Die Franciscaner suchten 
nun über die Anregung ihres Stifters allenthalben 
im heiligen Lande, namentlich aber am heiligen Grabe 
Posto zu fassen, um die ehrwürdigen Stätten zu 
schützen und zu erhalten und den wenigen Christen 
Tröster zu sein, den Pilgern aber Hilfe und Unter 
stand zu gewähren. So entstanden im Laufe der Zeit 
45 Niederlassungen; die hauptsächlichsten sind wohl 
jene in Jerusalem, darunter jener kleine Convent un 
mittelbar an der Grabeskirche, dessen Mitglieder die 
eigentlichen Wächter des heiligen Grabes sind. Diese 
haben die Aufgabe, den Gottesdienst daselbst zu be 
sorgen, die täglichen Processionen abzuhalten, den 
katholischen Besitz in der Kirche zu schützen und gegen 
die Uebergriffe der Schismatiker herzuhalten, die 
Lampen an den heiligen Stätten mit Oel zu versehen, 
die Pilger zu führen und ihre religiösen Bedürfnisse 
zu befriedigen. Im großen Kloster St. Salvator, 
früher auf Sion, residiert dann der hochwürdigste 
Wächter des heiligen Landes und concentrieren sich 
hier alle Bestrebungen und Aufgaben der Franciscaner 
für das heilige Land. Außer in Jerusalem begegnen 
wir noch in Judäa Niederlassungen, in Bethlehem, 
St. Johann im Gebirge, Ramleh, Jaffa. In Galiläa 
aber den Hospizen in Nazareth, Berg Tabor, Canna, 
Liberias, Acre (das erste Kloster), in Phönizier: zu 
Tiru, Saida, Beruth, Harissa am Berge Libanon, 
in Tripolis, in Syrien zu Damascus, Laodicea, 
Knaje, Aleppo, in Anatolien zu Antiochien, Maraäsco 
am Taurus, Jeinge - Kale auf der Insel Cypern zu 
Larnaca (seit den Zeiten des hl. Franciscus), Limassol, 
Nikosia, in Egypten zu Alexandria, Ramleh, Damiette 
Damansur, Kafe-el-Zajal, Mansura, Rosetto, Kairo, 
Ismail«, Bolac'co, Suez, Porto-Taufik, Porto-Said. 
Mit allen diesen Niederlassungen sind Volksschulen 
verbunden und üben die Franciscaner pfarrliche Seel 
sorge; jede hat ihre Geschichte, oft sehr rührend und 
freudig, oft aber auch blutig und traurig. Zahllose 
Stürme sind darüber hinweggegangen und drohten sie 
zu vernichten, aber die ehrw. Brüder hielten opfer- 
muthig aus, stets bereit, ihr Leben zu opfern. Und 
so verdankt die Kirche dem friedlichen Kreuzzug der 
Franciscaner unendlich viel und ohne diese wären 
wohl viele Heiligthümer zugrunde gegangen oder in 
den Händen der rührigen, mit Geld und List wohl 
versehenen Schismatiker. In Ansehung ihrer großen 
Verdienste hat der heilige Stuhl den Franciscanern 
die Wache des heiligen Grabes und im weiteren Sinne 
des heiligen Landes übertragen, ein Werk, das die 
selben nun schon Jahrhunderte ausüben. Ehre den 
Wächtern des heiligen Grabes!
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.