Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1893 (1893)

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Nach diesen erfahren wir, dass die Bürgerschaft 
den Weg zum Bründl sorgfältig ausbessern ließ, dass sie 
wiederum auf beiden Seiten Spalierbäumchen anbrachte 
und es an Trommeln und Pfeifen nicht ermangeln ließ. 
„Jhro gräfl. Gnaden", heißt es darin, „brechen 
mit hochdero Schwager, der gnädigen Frau Schwieger 
mutter, zwei geistlichen Herren, darunter der gnädige 
»geistlich Herr Salburg« (jedenfalls ein naher An 
verwandter) mit einem gewissen gnädigen Herrn von 
Caspitz, Herrn Hofmeister, Herrn Verwalter, dem 
Kammerdiener, Tafeldecker und drei Trnmpetern 
(Fanfarenbläsern), dazu einem Stallmeister, mehreren 
Bedienten und 29 Pferden auf." 
Die für den Markt sich ergebenden „Zöhrungs- 
kosten" sind sehr bedeutend. 
Mit dem adelichen Hochvergnügen der Jagd wird 
sogleich begonnen. Der Markt muss auch die hinreichende 
Anzahl von Treibern und „Ausklopfern" stellen und 
erfahren wir, gleichfalls aus den Aufzeichnungen des 
gewissenhaften Schreibers, dass nicht bloß gewöhnliche 
Treibjagden, sondern auch Fuchsjagden und Sauhatzen 
angestellt wurden. 
Gleichwohl war diesmal die hohe Jagd nicht 
der Hauptgegenstand oder das einzige Ziel der Tages 
ordnung, sondern wurde nur nebenher ausgeübt, um 
dem zu Kräften und Beweglichkeit gekommenen Traut- 
mannsdorfer Gelegenheit zu geben, den angebotenen 
Erweis zu erbringen. Dieser betheiligte sich in der 
That ganz wacker und in jugendlicher Behendigkeit. 
So hatte er richtig einen gewaltigen Eber ab 
gefangen. 
Mit diesem Ergebnis schloss die Jagd, indem 
der Salburger durch Trompetenschall die Jagdtheil- 
nehmer versammeln ließ, um den eigentlichen Grund 
seiner Gegenwart kundzugeben. 
Auch die Bürgerschaft war nach Bründl befohlen 
worden. 
Sie harrte in respectvoller Entfernung von den 
Herrschaften der kommenden Dinge. 
Da wandte sich der Trautmannsdorfer mit be 
wegter Stimme an sie und sprach: 
„Ihr Lieben und Getreuen von Putzleinsdorf! 
— Ihr habt in Maria Bründl einen Schatz, den 
Ihr nicht hoch genug anzuschlagen vermögt! Ich selber 
habe erfahren, wie heilsam das reine Wässerlein ist, 
das Gott mit seiner Gnade und der heiligen Jung 
frau fürsprechenden Huld gesegnet. Ein merkwürdiges 
Zusammentreffen von Umständen hat mich hiehergeführt; 
die Auffindung des alten Gnadenbildes, sowie die 
außerordentliche Rettung zweier aus Euch hat mich in 
meinem Glauben an diese doppelte Heilquelle bestärkt. — 
Rechnet also auf mich und meine werkthätige 
Beihilfe, wenn Ihr, wie ich höre, daran geht, der 
lieben Frau hier ein würdigeres Kirchlein zubauen!" 
Die Bürger dankten in freudiger Zuversicht und 
verpflichteten sich zu jeder Leistung, die ihnen von ihrer 
gnädigen Herrschaft zu diesem Zwecke aufgelegt würde. 
„Gemach!" sprach nun der würdige Salburg, 
„noch habt Ihr zuerst dafür zu sorgen, dass die Pfarr- 
seelsorge errichtet werde. Die Opfer, die Ihr für das 
Verschulden Eurer Vorfahren werdet bringen müssen, 
dürften keine geringen sein und von der Bereitwilligkeit, 
womit Ihr Euch zuerst dieser nächsten Aufgabe unter 
zieht, wird es abhängen, ob auch das lieb.' Bründl 
zu neuen, verdienten Ehren kommen soll. 1 ) Ich selber 
werde nach Kräften bei der fürstbischöflichen Kanzlei 
in Paffau vermitteln, damit die letzten Nachwirkungen 
der religiösen Wirren des Landes verschwinden und 
Markt und Gemeinde wieder zu echtem, christkatho 
lischem Leben erwache, gleichwie des verschüttete 
Gnadenbild wieder ans Tageslicht gezogen wurde. 
Und diesem Bilde geziemt heut' unsere Huldigung", 
fuhr er fort. „Mein hochherziger Freund hat es so 
eben, in einen Prachtrahmen gefasst, in meine Hände 
übergeben lassen. Das wollen wir nun an seinen 
Ehrenplatz bringen!" 
Nun folgte eine kleine aber erhebende Feier, die 
zum Theile vorbereitet war und nicht ohne nachhaltigen 
Eindruck auf die Gemüther aller Anwesenden ge 
schloffen wurde. 
Der Graf von Salburg hatte selber die Proceffion 
eröffnet und das Bild zum Kirchlein getragen. Dort- 
selbst übergab er es seinem geistlichen Anverwandten, 
der es am Altare befestigte, eine kurze, aber eindring 
liche Lehre über Marienverehrung hielt und schließlich 
zur Absingung des Bründelliedes aufforderte. 
Es klang, von groß und klein gesungen durch 
den Tann: 
Maria rein, ich bitt, in meinem Leben 
Ein' frommen Wandel woll'st mir gnädig geben, 
Dass ich mög in allen 
Dir und Dein' Sohn gefallen. 
O sei gegrüßt, o Jungfrau mild, 
Maria Bründl, schöns Gnadenbild! 
Nnn gieng es aus dem Kirchlein zur weltlichen 
Feier. — Der Graf von Salburg nahm noch einmal 
das Wort und sprach: 
„Wir wissen nicht, wie lange schon in Bründl 
die Mutter der Gnaden verehrt wird, aber das wissen 
wir, dass ihre Verehrung so alt ist, wie das Christen 
thum und dass Gottes Wunder so lange schon fließen, 
als dieser reine Bergquell aus der Erde quillt. Viel 
leicht hat schon der erste, christliche Siedler, der diese 
thauige Waldstelle getroffen, wenn er anders neben 
religiösem Gefühl auch ein solches für den Zauber 
der jungfräulichen Natur hatte, den lauteren Quell 
zwanglos und unwillkürlich mit jenem unvergänglichen 
Gnadenbronnen, der uns in Maria entgegenströmt, 
in Verbindung gebracht. 
Und wie sie aller Christen Zuflucht ist, so möge 
Bründl ein Zufluchtsort für alle werden, die vom 
Lärm und Staub der Welt sich flüchten wollen in 
des Waldes heilige Einsamkeit und in die wohlthuende 
Stille zurückgezogener Harzen. — Auf Wieder 
sehen in Bründl." 
Sein Jugendfreund drückte ihm schweigend die 
Hand; die Fanfarenbläser aber walteten unaufgefordert 
ihres Amtes und die ernsten Tannenhäupter nickten 
rauschenden Beifall. 
0 Diesen Weg haben die Bürger in der That eingeschlagen. 
Im Jahre 1662 beginnen wieder die Matriken mit einer Art 
provisorischer Seelsorge, 1684 erscheint der ncuerrichtete Stift 
brief der Pfarre mit dem ersten Pfarrvicar, 1707 wird die 
Pfarrkirche neu gebaut und hierauf an den Bau des gegen 
wärtigen Bründlkirchleins geschritten. Die äußerst feierliche Ein 
weihung geschah 1751 und erfolgte durch den Cardinal und 
Fürstbischof Grafen von Lamberg.
	        
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