Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1893 (1893)

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Der Graf las vor sich hin: 
„Mathias Urli reist mit der Pergament-Urkunde 
nach Wien, Reisekosten . . 12 fl. 58 kr. 
„Die Vidimirung beim Herrn Landschrcibcr kostet 2 fl. 34 kr. 
„Der Herr Sollicitator in Wien empfängt per Abschlag 12 fl. — kr. 
„Wieder dem Mathias Urli 5 fl. — kr. 
„Für die kaiserlich vidimirtc und confirmirte „Bnrger- 
freiheit" Taxe 100 fl. — kr. 
„Dem Sollicitator und den Schreibern noch extra 84 fl. 34 kr. 
macht zusammen" 166 fl. 26 kr. 
„Das Ding hat Hand und Fuß!" sagte er, 
„geht nur getrost nachhause; Euer Recht soll Euch 
nicht verkümmert werden! — — Doch, sagt mir: 
kommen, wo mir der Leibarzt die Zuflucht zu den 
Bergen anräth?" — Was sagst Du zu einem Ab 
stecher nach Oberösterreich und — notabene — in 
Deine engere Heimat?" 
Beit machte einen sehr ungebürlichen Freudensatz, 
ohne deshalb zur Rede gestellt zu werden. 
„Gräfliche Gnaden, gedenk' ich der Zeit, wo ich 
noch als Köhlerjunge die weiten Bergwälder meiner 
Heimat durchstrich, da weht es mich an wie Bergheu 
duft und Harzgeruch! — Mir geht völlig das Herz aus." 
„Du bereust also die Zeit, die Du in Krieg und 
Frieden an meiner Seite verbracht, nachdem ich Dich 
Hklaricr Mründl bei Uutzkeirisdorf. 
Ist nicht dieser Urli ein Leinwandherr gleich Euch, der 
nur gelegentlich seiner Geschäftsreisen die Vidimierung 
besorgt hat?" 
Die Bürger bejahten es. 
„Nun!" sprach der Gras, „der hat wohl auch 
nichts zur Verbilligung beigetragen! Das nebenher 
gesagt! Lasst mir das Papier in Händen und 
zieht in Frieden. Ich werde Euch zum Rechte verhelfen". 
Die Bürger empfahlen sich und der Graf blieb 
mit seinem Leibjäger allein. 
„Was glaubst Du, Veit" ! sprach in gnädiger 
Laune der Graf. „Ist es nicht mehr als Zufall, dass 
uns gerade heute Deine Landsleute in die Quere 
zum Leibjäger gemacht, weil Du bei jener gefährlichen 
Sauhatz im Ameisberg mich von der wüthenden Bestie 
befreit?" 
„Herr Graf", versetzte Veit, „ich danke allzeit 
Gott, der mir einen so gütigen Herrn verliehen hat, 
— aber die Heimat kann man doch nie vergessen!" 
Der Graf schmunzelte. 
„Da gedenkst Du wohl auch der herrlichen Tage 
im Schlosse Altenhof, wo ich bei meinem Jugend 
freunde, dem Reichsgrafen Johann von Salburg zu 
Gaste war, der prächtigen Streifzüge im Bereiche 
seines Dominiums und der fröhlichen Jagden?— — 
Gedenkst Du noch der aufregenden Fuchshatz im
	        
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