(97)
I sitz odä geh
Odä lauf odä steh
Odä thua, was i will, —
So väspür i das Gfühl!
Wann i was dä woll iß
Und wann wer da woll dockt:
So woaß i's do gwieß,
Daß's mär allimal schmückt.
Glei wühlt si d' Natur,
Spring i gäch nbä d' Schnur;
Bleib i föst bei da Bahn —
Bin i nu bössä dran!
So gsund muaß mä sein,
Soll oan s Löbn richti freun;
Und ahnt viel Geld
Js mä reich auf dä Welt.
Oan Hägel hats denäst:
Dü gsündästen Leut
Wern selten dö Öltärn,
Sterbn gern vor dä Zeit. —
Äs fünfadreißg Jahr
Zühlt mä s menschligi Löbn;
So viel wird in Durchschnitt
Ön Münschenleib göbn.
Gehts übari drübä.
So laßt mä sis gfalln; —
Dö Draufgab muaß leidä
Dä Nebenmensch zahln.
Drum findt i's begreifli,
Wann agsprochä wird
Bei den, der sein löbtä
Koan Krankhät hat gspürt. -
Was dä Pochä väliert:
Fallt ön Sochä gern zua;
Mä derf eahms vägunä,
Denn arm is ä gnua!
Er gäb sein ganzs Löbn
Für ä meinigi Stund,
Knut äs gniassen wiar i
Mit den nemlingä Gsund! W<?rt'. K.
Mom neuen Dom.
zer Kalender des vorigen Jahres
versprach eine Beschreibung des
Monumentes, welches für den
Gründer und ersten Bauherrn
des Domes, Franz Josef Rudi
gier, über dessen Grab errichtet
wird. Der Unterbau des Monn
mentes ist fertiggestellt und
nimmt sich sehr schön ans in
seiner kunstvollen Einfachheit
und Zierlichkeit. Er ist aus zwei Marmorsorten ver
fertiget: aus Ragatzer Marmor und Lienbacher Mar
mor. Der erstere, aus der Schweiz bezogen, ist
blendend schwarz mit weißen Adern gezeichnet ; gewiss
sehr passend für ein Grabmonnment, das den Ernst
des Todes ausdrücken soll, was durch die schwarze
Farbe erreicht wird, das aber zugleich an das Leben
erinnern soll, was wiederum durch die weiße Farbe
geschieht. Die wichtigsten Bauglieder des Monumentes,
der Sockel, die Pfeiler und der Sims, sind von
diesem Materiale gebildet! Der Sockel zieht sich zu
gleich als Stufe rings herum und mag auch zur Auf
stellung von Leuchtern dienen. Die zweite Marmor
sorte, aus dem Salzkammergute bezogen, in hellbraunem
Tone, dient zur Füllung des Aufbaues an den Seiten.
An den Wandungen der vier Seiten sind Inschriften
in Niello angebracht. — Das Niello (italienisch, von
dem lateinischen nigellum, schwarze Masse) ist eine
Mischung verschiedener Metalle mit Schwefel. Die
Metalle werden nach Teophilus gemischt; vier Siebentel
Silber, zwei Siebentel Kupfer und ein Siebentel Blei.
Diese Theile werden wiederholt zusammengeschmolzen,
bis die beim Erkalten in Kügelchen zerfallende, durch
den Schwefel schwarz gefärbte Masse, ein ganz gleich
mäßiges, dichtes Gefüge zeigt. Dann wird sie zer
stoßen und das zu niellierende, gravierte Silber oder
Gold, welches durch Wasser mit ein wenig Borax
angefeuchtet wurde, "gänzlich damit bedeckt. Ueber
glühenden Kohlen wird das Niello aufgeschmolzen,
nach dem Erkalten aber vorsichtig weggeschabt, so daß
der Metallgrund wieder zum Vorschein kommt und
nur die vertieften Stellen, also die Zeichnung, Schrift,
schwarz erscheint. Endlich wird das Ganze mit dem
Polierstahl, Oel und anderweitig poliert. Dieses Ver
fahren lässt sich auch auf Bronze anwenden. — Die
Inschriften auf den silbergrauen Platten beziehen sich
auf den im Grabe ruhenden Bischof und den Dom-
bau. Die eine Platte an der rechten Längenseite ent
hält sein Geburtsdatum (1811), das Jahr seiner
Priesterweihe (1835), seiner Bischofconsecration (1853)
und den Sterbetag (29. Nov. 1884.) Die Platte an
der gegenüber befindlichen Seite zeigt den Grundriss
des neuen Domes und die verschiedenen Phasen des
Baues; das Vollendete in schwarzer Farbe, das im
Baue begriffene in Roth und das noch der Zukunft
Vorbehaltene in brauner Farbe. Die dritte Platte an
der vorderen Querseite beim Eintritt enthält zwei
Todtensymbole: die Taube mit dem Oelzweige und
die Krone mit Palmzweigen und Kreuz.. Darunter
die lateinische Inschrift als Widmung: Dem besten
Oberhirten, dem muthvollen Vertheidiger des Glaubens,
setzte dieses Denkmal durch die Gaben der Gläubigen