Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1892 (1892)

Da Heiland hals selm ä so gfundt'n 
Und hat sie zun Wässerl hingmacht 
Und dort ä paar einsami Stund'n 
In Lust und in Schmerzen väbracht. 
So maushoämli still is's in' Bründl 
Und d' Bäm traun ön Athn käm zholn, 
Weils unsern liäbn Herrn wiär ä Kindel 
A kloäns Bissel einschläfern wolln. 
Ä d' Vögerl in' Wald lassen's Singä, 
Dä Bämhäckel selbä lasst aus; 
Er will heunt koän Lärm nöt väbringä 
Und schliäft in sein wurmstichigs Haus. 
Dä wird unsern Herrgott so güetli; 
Dä Schlaf macht eähm d' Augnhöbeln zuä, 
Just s Wässerl, das rauscht unermüädli 
Und singt'n nu völli in d' Ruäh. 
Und mitten -ön Schlaf wird eähm trämäd 
Ä Schatt'n ziägt übä sei Gsicht; 
Eähm trämt, daß ä s' Kreuz in d' Hand nähmäd 
Und würd' äf'n Schädelberg gricht. 
An Augenblick hats daurt und bei Zeiten 
Is's Gsicht wiedä freundli und liächt! 
Er trämt, daß ä mitten in' Leiden 
Sei heiligi Muättä nu stächt. 
Und wiäs'n nu grüaßt voll Välängä, 
Da zuckts eähm voll Liäb in dä Brust 
Und glei sän eähm d' Äugn übägangä, 
In' Träm hat ä gwoänt unverwusst. 
Jätzt findt'n dä Petrus und rennt'n — 
Grad hat ä sie d' Augnär ausgwischt: 
Da fallnt ä paar Zächerl von Händten, - 
Dö habnt si mitn Bründel vämischt. 
Und seither is's hoälsam, dös Wassä, 
Das habnt dö paar Zächerl ausgricht; 
Bo Weän bis äs Linz und äs Passä 
Gibt's koä so guäts Heilbad für d' Gicht. 
Und seit unsä Herrgott in' Bründel 
In Träm ön sei Muettä hat dacht, 
Hat gar dö liäb Frau mitn Kindel 
Aus'n Bründel än Wallfahrtsort gmacht. 
Das Alls hat mäs Waldvögerl gsungä, 
Jätzt stiagts mär äs oämal davon; 
Am Endt plagts a Bissel ä Hunga, — 
Kimmts wiedä, so bindt i mäs an! 
Erzählung aus dem österreichischen Volksleben von 
Theresia Rak. 
In drr Hauptstadt. 
n wunderbarer Pracht war die Julisonne soeben über 
die Berge gestiegen, als der Knecht von der Buchen 
mühle das flottgebaute Steirerwägelchen aus dem 
Schupfen schob, den munteren Braunen davor schirrte, 
und während er dem Stallbuben das Gefährte zur 
Beaufsichtigung übergab, sich selbst in seiner Kammer 
zur Abfahrt zurecht machte. Er sollte seinen Herrn, 
der eine Reise in die Hauptstadt beabsichtigte, zur 
nächsten Bahnstation bringen und so eine Fahrt 
war stets für den Burschen das höchste Vergnügen. 
Darum pfiff er auch in heller Tonart eine heitere 
Melodie um die andere, als er seinen Sonutagswams 
noch schnell eine Mittheilung vorzubringen, zögerte sie 
schier einen Moment, als sie die zusammengekniffenen 
Lippen und die dunkle Falte zwischen den Brauen 
ihres Gatten gewahrte. Nach kurzem Besinnen jedoch 
gieng sie rasch entschlossen auf ihren Mann zu, und 
ihm begütigend die Hand auf die Schulter legend, 
begann sie mit einschmeichelnder Stimme: „Also wirklich 
aus der Truhe nahm und mit größter Sorgfalt vor 
dem kleinen Spiegel das Knoten der Halsbinde besorgte. 
Nach dessen düsterer Miene zu urtheilen, betrieb 
der Besitzer des Hauses seine Vorbereitungen zur Ab 
reise durchaus nicht so vergnügten Sinnes. Und als 
jetzt die Bäuerin in überstürzender Eile die Schwelle 
des Schlafstübchens überschritt, offenbar in der Absicht
	        
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