Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1892 (1892)

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Flächen zwischen diesem Bogen, dem angrenzenden 
Pfeiler und den Horizontalen des Abschlussgesimses 
werden 16 Bogenstücke, 160 % im Lichten große 
Kreise angebracht, mit je 16 Rosetten verziert. In 
dieselben wird xin Maßwerk mit Linien und Rosenor 
namente eingesetzt. Die Strebepfeiler zeigen an den 
vorderen Seiten Vertiefungen, welche in der 30. und 
31. Schichte im Spitzbogen endigen. 
Die zwei Seitenfac:aden zeigen in der Mitte den 
vorspringenden Stiegenthurm mit Fensterschlitzen. Die 
glatten Flächen zwischen Strebepfeiler und Stiegen 
thurm haben eine um 40 % vertiefte, profilierte 
zwischen Nische und Gewölbe mit je einem vertieften 
Vierpasse belebt, in welche später Mosaikbilder oder 
Malerei angebracht werden können. 
Will der verehrliche Leser noch erfahren, wie 
viel Material insgesammt verbraucht worden ist, so 
möge er vernehmen, dass bis 1. October 1891 nicht 
weniger als 460 m° Sandsteine von Mais, 21 m® 
Mannersdorser, 23 m° Granit geliefert, sowie 25 
Waggon Aschacher Mauersteine bezogen worden sind. 
Wir wenden uns jetzt von der Arbeit zu den 
Arbeitern, denn auch von diesen können wir dem Leser 
etwas schönes erzählen. 
Nische, welche sich von der 26. Schichte mit je 11 
Bogenstücken schließen. Ueber diese wird noch ein 
zweiter 45 vorspringender, auf Consolen ruhender 
Bogen, bestehend aus 15 Stücken, gespannt, so daß an 
den beiden Thurmseiten zusammen wieder 104 Bogen 
stücke aufscheinen. 
Die dem Hochschiffe zugekehrte Seite des Thurmes 
zeigt den großen 7°26 *7 weiten, 3 635 m j breiten 
und 5 52 m l' hohen Bogen. Derselbe besteht aus 189 
Stück theils profilierten, theils glatten Bogenstücken. 
Im Innern des Thurmes herrscht an der Vorderseite 
das große Rosenfenster vor, an der Rückseite der 
soeben beschriebene große Bogen, seitwärts wölben sich 
die sechs Nischen mit zusammen 54 profilierten Bogen 
stücken. Im ganzen wurden einschließlich der Maß 
werkstücke zum großen Fenster 624 Bogenstücke bear 
beitet. Die Form des oberen Gewölbes zeigen vier 
Wandrippen an und sind die vier glatten Wandflächen 
Die Arbeiter am Dombaue erfreuen sich einer 
gewissen Beständigkeit, sie haben in der Steinmetzhütte 
Winter und Sommer Beschäftigung und viele von 
ihnen dienen seit ihrer Lehrzeit dem Dombau. Kein 
Wunder darum, daß in ihnen das Gefühl der Zu 
sammengehörigkeit besonders rege ist und sie auch diesem 
Gefühle und Bewusstsein durch ein äußeres Zeichen 
Ausdruck geben wollten. Dieses äußere Zeichen bestand 
in der Anfertigung eines recht geschmackvoll ausgearbei 
teten Steinmetzzeichens, wie es in verflossenen Zeiten 
die Innungen besaßen. Hier neben ist eine Abbildung 
davon und kann jedermann leicht ersehen, dass es eine 
Art Standeswappen sei, unter dem die Dombauarbeiter 
sich versammeln, um Geselligkeit, Ordnung und Standes 
ehre zu pflegen. Frau von Schirmer ließ dazu eine 
blauseidene, silbergestickte Schleife, im Atelier I. Spak 
prachtvoll ausgeführt, anfertigen, welche die Widmung 
trug: „Den verehrten Steinmetzen des Mariä
	        
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