Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1892 (1892)

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Unterhaltendes 
Dichter mit» Kritiker. Dichter: „Genügt Ihnen 
mein neues Stück?" — Kritiker: „Mehr als das. 
Ich hatte schon vom ersten Act genug". 
Die Frau Wirtin nicht daheim. (Gast zum 
Wirte, der faul auf der Bank dahingestreckt liegt): 
„Wie lange soll ich noch auf ein Glas Bier warten?" 
— Wirt: „Na, trösten Sie sich; ich warte selber 
schon eine Stunde, ob nicht jemand kommt, der mir 
eins bringt. Wir sind beide übel daran." 
Wetterprophet. Diener (dem beim Abputzen das 
Barometer entfallen ist, zur eintretenden Zofe): „Das 
wird heute ein gehöriges Donnerwetter geben!" — 
Zofe: „Wieso?" Diener: „Das neue Barometer ist 
soeben stark gefallen." 
Die Weltsprache „Volapük." „Warum lernen denn 
Sie jetzt Volapük?" — „Weil i mi im Deutschen gar 
nimmer ausdrücken kann, wie schlecht die Zeiten sän." 
Unüberlegte Sprödigkeit. Dame: „Ist das der 
richtige Zug, Conducteur?" — Conducteur: „Wohin 
fahren Fräulein? — Dame: „Das geht Sie gar 
nichts an, Sie Unverschämter." 
Ein wunderbares Schwert. In einem Raritäten 
cabinet wurde ein alter Haudegen gezeigt, mit welchem 
Bileam hatte seinen Esel tödten wollen. Eine Dame 
meinte: „Er hatte ja kein Schwert, sondern wünschte 
sich nur eines." — „Ganz recht Ew. Gnaden," ent- 
gegnete der glückliche Besitzer der Rarität, „dieses 
hier hat er aber gewünscht." 
„Ich sage Ihnen, Frau Meier, was für einen 
anstrengenden Beruf mein Mann als Polizei-Wacht 
meister hat, da machen Sie sich keinen Begriff! Keine 
Nacht kommt er vor 2 Uhr nachhause!" — „Trösten 
Sie sich, mein Mann ist kein Polizei-Wachtmeister 
— kommt aber auch nicht früher heim!" 
Die befehlende Form. Lehrer: Du, Michel, sage 
mir einen Satz." — Michel: „Der Ochse zieht den 
Wagen!" — Lehrer: „Nun, Michel, sag' die Befehls 
form von diesem Satze!" — Michel: „Hüh!" 
Kindlich. Alois (der das erste Jahr in die 
Schule geht, frägt): „Mutter! Seid Ihr wohl auch 
in die Schule gegangen?" — Mutter: „Freilich." 
— Alois: „Wer hat denn dann während dieser Zeit 
daheim gekocht?" 
Sehr empfehlend. „Können Sie mir nicht sagen, 
wo hier der neue amerikanische Zahnarzt wohnt, der 
die Zähne schmerzlos auszieht?" — „Jawohl, da 
gehen Sie hier in die kleine Gasse hinein und dann 
um die Ecke herum, — dort können Sie schon die 
Leute schreien hören." 
Letztes Mittel. Patient: „Die Aerzte haben 
mich aufgegeben! Jetzt bleibt mir noch ein Mittel, 
um gesund zu werden: Ich geb' sofort die Aerzte auf!" 
Ein neuer Kalender. Erster Student: „Du, der 
wievielte ist denn heute?" — Zweiter Student (in 
seinen Geldbeutel blickend): „Heute ist ungefähr der 
Zwanzigste." — Erster Student: „Wozu schaust Du 
denn da in Deine Geldbörse?" — Zweiter Student: 
„Ja, das ist mein Kalender. Mein Geldbeutel hat 
nämlich zwei Taschen. Vom 1. bis zum 10. ist rechts 
Gold, links Silber, vom 10. bis zum 20. ist rechts 
Silber und links nichts, und vom 20. an ist rechts 
nichts und links erst recht nichts." 
Boshaft. „Sie, Förster, wer schießt denn da 
jetzt unter Schonzeit nach Hasen?" — „Ach, Herr 
Oberförster, das ist der städtische Jagdpächter. Den 
kann man auch in der Schonzeit schießen lassen!" 
Trost im Unglück. „Ach, lieber Mann, ich habe 
eine Geschwulst, dass ich kaum den Mund aufthun 
kann!" — Mann (tief aufathmend): „So hat doch 
jedes Unglück auch seine gute Seite!" 
Verwahrung. Herr: „Ach, Du bist ja ein präch 
tiges, kleines Mädel. Wie heißt Du denn?" — Kleine 
(pikiert): „Sie — heißt man mich im Allgemeinen." 
Der zu kurze Hase. Graf: „Donnerwetter — 
gefehlt?" — Förster: „O, Herr Graf, das liegt nur 
am Hasen, denn wenn das Vieh um vier oder fünf 
Zoll länger gewesen wäre, hätten ihn gräfliche Hoheit 
sicher getroffen." 
Zerstreut. Lohndiener im Hotel, der morgens 
die Kleider reinigen will: „Nun ja, heut' hat der 
Herr Professor statt der Stiefel wieder seinen Cylinder 
vor die Thüre gestellt." 
Regimentsbefehl. „Da es vorgekommen, dass 
Mannschaften beim Baden im Flusse ertrunken sind, 
hat dies nunmehr an der vom Regiment befohlenen 
Stelle zu geschehen." 
Aus der Schule. „Ist es wahr, Hans, dass Du 
schon Latein lernst?" — „Ja, Onkel!" — „Nun, 
dann sage mir 'mal, wie heißt Ochse auf Lateinisch?" 
— „Schimpfworte habe ich nicht gelernt! 
Ein Künstler. Leuchen (stolz): „Denke Dir, 
Lieschen, mein Vater ist jetzt auch Künstler geworden." 
— Lieschen: „So?" — Lenchen: „Ja, er macht 
jetzt Kunstbutter." 
Derb abgewiesen. In einer Gesellschaft rühmte 
sich jemand, dass er nur um drei Pfund leichter sei, 
als ein bekannter Gelehrter. — „Ganz recht," be 
merkte ein anderer, „aber diese drei Pfund fehlen in 
Ihrem Gehirn." 
Schmeichelhafter Vergleich. Schauspielerin: „Nach 
dem ich die weite Reise hierhergemacht und einige- 
male aufgetreten bin, kündigen Sie mir schon wieder! 
Fülle ich denn meinen Platz nicht aus?" — Theater- 
director: „O ja, — es geht Ihnen jedoch wie einem 
alten Ofen, der füllt auch seinen Platz aus — aber 
er zieht nicht!" 
Der Großthuer. „Was sagst Du, der Moos- 
linger ist von einer Equipage überfahren worden!" 
— „Ah, der Mooslinger, das ist so ein Großthuer; 
wird gewiss nur ein Omnibus gewesen sein."
	        
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