Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1886 (1886)

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würdige „Katholikenverein" eine Metamorphose voll 
zogen? Der „Pressverein" nahm und nimmt sich ihrer 
an, sonst Niemand. 
Wenn man also eine Jahresgeschichte des katho 
lischen Pressvereines schreiben soll, so kann man wol 
nur von den Vorgängen in und durch die Vereins- 
Druckerei berichten. Diese aber sind namentlich seit 
ein paar Jahren höchst erfreulicher Natur. 
Der Beweis für diese Behauptung ist im allge 
meinen dadurch erbracht, dass zur Zeit des Ankaufes 
der Druckerei daselbst angestellt respective beschäftiget 
waren: 1 Druckerei-Leiter, 1 Maschinenmeister, 1 Faktor, 
8 Setzer, 5 Lehrburschen, 3 Maschinenmädchen, 2 Rad- 
dreher, 1 Haus- und Bureaudiener, also 22 Per 
sonen. Schnellpressen waren zwei vorhanden nebst einer 
Hand- und zwei Glätt-Pressen. Lettern, Regale re, re. 
waren durchwegs abgenützt, ja vielfach ganz schlecht. 
Heute hingegen finden 40 Personen in der Press- 
vereins-Buchdruckerei Arbeit und ehrlich ihr Brot, 
nämlich: 
Werantwortticher Leiter des Geschäftes: 
Herr Josef Hauser. 
Buchhalter: Herr Josef Sirovatka. 
Arpeditorin: Frl. Marie Klein. 
Aatztor: Herr Karl Co mm en da. 
Waschinemneilter: Herr Josef v. Fromüller. 
Metteur-en-pages: 
Herr Karl Holzhammer. 
Setzer: 
Herr Michael Becker. 
„ Alois Daniel. 
„ Gustav Danninger. 
„ Karl Göllner. 
„ Leopold Hinterberger. 
„ Johann Huber. 
„ Karl Jelinek. 
„ Eduard Ludwig. 
„ Karl Mayer. 
„ Johann Mittendorfer. 
„ Johami Moser. 
„ Emaimel Pribyl. 
„ August Steinbauer. 
„ Eduard Uhlig. 
„ Josef Wasmayer. 
„ Franz Zehenthofer. 
Drucker: Herr Hermann Berger. 
Lehrlinge: 
Edmund Burg st aller. 
Josef Dametz. 
Franz Fürböck. 
Matthäus Hofb an er. 
Leopold Kotlan. 
Franz Mohringer. 
Josef Ziegler. 
Magazineur: Peter Fischer. 
Maschinenwärter: Johann Kästner. 
Ausgeherin: Maria Ratzesberg er. 
Außerdem noch 6 bis 7 weibliche Arbeitskräfte zur 
Bedienung der Druckmaschinen. 
Bier Schnellpressen, getrieben durch einen Gas 
motor von 4 Pferdekraft, eine Tiegeldruck- und eine 
Handpresse, nebst Schneidemaschine, Satinierpresse, 
Glätt-Pressen re. re. durchaus neue Lettern nach dem fran 
zösischen Systeme, besonders auch griechische, hebräische 
und Notenlettern, viele neue Setzerkästen, und alle 
andern nöthigen Hilfs-Instrumente in hinlänglicher Zahl 
sind jetzt das Materiale, welches den höchst praktisch ver 
werteten Raum im ersten und zweiten Stockwerke des 
alten Hauses ausfüllt. 
Um eine solche Zunahme an Personen und Betriebs 
materiale aber auch gehörig unterbringen zu können, 
musste gebaut, im alten Gemäuer viel umgewühlt 
werden. War nicht ohne Gefahr, diese große Adaptie 
rung, aber die wirklich höchst anerkennenswerte In 
telligenz des Herrn Baumeisters Lettmayr und das 
kluge Vorgehen seiner Leute, namentlich der Herren 
Poliere, haben jeden Unfall hintangehalten, wofür 
ihnen auch hiemit öffentlich das verdiente Lob und 
der verbindlichste Dank ausgesprochen sei! 
Der grösste Umbau fand im Henrigen Sommer 
statt; er kostete freilich einige Tausender und da gleich 
nach Neujahr eine neue Schnellpresse aufgestellt wor 
den, welche bar ausbezalt 3000 fl. gekostet, so ist klar, 
dass in der Vereinsgeschichte „vom Geld" — nicht 
viel die Rede sein kann. 
Der Umbau war notwendig, um das Personale 
menschen- und standeswürdig vertheilen, die Maschinen 
praktisch und schön situieren zu können; endlich weil 
die ehrenvolle Zunahme der Aufträge ein Mehr an 
Personen und Materialien dringend erforderte. Dafür 
sind wir jetzt aber auch in der angenehmen Lage Jeder 
mann in unsere Etablissements einführen zu können, 
ohne etwa fürchten zu müssen, man werde über „stin 
kende Räume", „finstere Löcher" u. dgl. die Nasen 
rümpfen. Sogar ein auswärtiger hoher Kirchenfürst 
besuchte unlängst unsere Etablissements. 
Auch auf das Redactionslocale bezogen sich die 
Um- und Neubauten, wodurch Zimmerchen geschaffen 
wurden, die — was Licht, Freundlichkeit und praktische 
Brauchbarkeit anbelangt — die meisten Redaktions 
stuben besonders Wien's weitaus übertreffen. Was 
also aus dem Hause gemacht werden konnte, um es 
zu einer den modernen Verhältnissen entsprechenden 
Druckerei umzugestalten, ist vollendet; der Zukunft 
bleiben nur noch einige kleinere Adaptierungsarbeiten 
vornemlich im Erdgeschosse vorbehalten. 
Die L e i st u n g s f ä h i g k e i t unserer Druckerei hat 
sich nach Quantität besonders die zwei letzten 
Monate des Jahres 1884, anlässlich des schmerzlichsten 
Ereignisses nämlich, das die Diöcese Linz speciell seit 
mehr als 30 Jahren betroffen, im glänzendsten Lichte 
gezeigt; noch mehr aber im Monate September 1885, 
in welcher Zeit die Druckerei mit Aufträgen anläss 
lich des Diöcesan-Jnbiläums überhäuft war und doch 
alle diese Arbeiten bis zur gegebenen Zeit in zufrieden 
stellendster Weise fertigstellte. Wahrlich, die ein Decen- 
nium hindurch oft beklagte, aber wegen der Unzuläng 
lichkeit des Materiales und der Hilfsmittel schwer zu 
beseitigen gewesene „Langsamkeit der Pressvereinsbuch- 
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