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den Pyrnpaß, über den Rottenmannertauern u. s. w.
nach Italien führte.
Eine dritte Hauptstraße endlich zweigte bei Ovi-
latus (Kleinmünchen) von der Donau-Heerstraße west
lich ab, gieng nach Ovilabis (Wels); Tergolape
(zwischen Schützing und Schwanenstadt); Laciacum
(ungefähr Lizlberg und Bnchberg am Attersee); Tar-
nanto (Mondsee) nach der bedeutenden Stadt Juva-
vum (jetzt Salzburg). An diesem Hauptstraßenzuge
von Ost nach West sind schon hin und hin römische
Alterthümer (Grabsteine, Gefäße, Werkzeuge) gefunden
worden. Das schönste Ueberbleibsel ist wol aber ein
Stück von der Straße selbst, welche am Nordende des
Atersee in diesem etwa 6 bis 8 Meter vom Lande
entfernt sichtbar ist. Leider ist sie in allerneuester Zeit
fast ganz zerstört worden, indem ihre Quadern J ) für
die Villen „Schmid", „Paulik" u. s. w. als gutes
und bequem zu habendes Baumateriale dienten!
Dass von Juvavum über das heutige Strass-
walchen, Mattighofen u. s. w. nach Bojodurum auch
eine Römerstraße führte, ist ebenfalls längst nachge
wiesen.
Drittes Kapitel.
Zie ersten Zeilen des Kstristentnmes in
Göerö'sterreich.
Noricum ripense (Oberösterreich) sah in jenen
Zeiten, als im fernen Asien das Christentum vom
Himmel zur Erde herniederschwebte, verhältnismäßig
sehr gute Tage. Das ganze Land war gut bevölkert
und angebaut; es war mit Weilern, Dörfern, Villen
der Reichen, und Götzentempeln wie übersäet. Beson
ders an unsern Seen müssen prachtvolle Anlagen ge
wesen sein. Zufällige Ausgrabungen zu Weyregg
zeugen von einem Luxusbade-) daselbst. Von der
Kirche in Steinbach am Atersee behaupten die Leute
heute noch, dass sie einst ein Heidentempel gewesen,
was nach der interessanten Lage mehr als wahrschein
lich, nach ihrer dermaligen Bauart natürlich unrichtig
ist. Den prächtigen Hügel, auf welchem nun seit mehr
als 2 Jahrhunderten „Maria Atersee" thront, krönte
vordem ein festes Schloss, das jedenfalls über römischen
Ruinench erbaut ward. Altmünster, Traunkirchen,
Hallstatt rc. sind ebenfalls uralte keltische und dann
1) Habe sie untersucht und gefunden, dass sie gebrochen und
nicht behauen sind. Ihrer Qualität nach sind sie Kalkgestein,
somit vom Süden (Steinbach, Weissenbach) hiehergeschleppt
resp. gestützt, da hier weitum nur Schiefer oder Konglomerate
vorkommen.
2 ) Uebrigens gibt es in Weyregg auch jetzt noch schwefel
haltige Quellen z. B. bei Landderräder.
8 ) Der daselbst befindliche Römerort lag aber sicher nicht
an der Straße von I^aureaenm nach Juvaviim, sondern offen
bar an einer Abzweigung von der Hauptstraße. Diese führte von
Litzlberg-Buchberg aus (I^aeiaenm) an dem Höhenzug „Berg" ent
lang über Kemating, Baum schliesslich in das Thal der „Dürren
Ager" (St. Georgen im Attergau), Oberwang und Mondsee
(Tarnanto). Etwa beim heutigen Markt St. Georgen an den
Attersee hinein fand die Abzweigung statt; der mächtige Schieser-
Hügel „Buchberg" mit seinen Rutschungen in den See hinein
und der Sumpf beim Orte Buchberg lagen den intelligenten
römischen Ingenieuren von Laeiacum direct nach Atersee im
Wege, Hütten die Länge wenig verkürzt, die Solidität des Baues
aber gefährdet.
römische Wohnsitze mit Prachtbauten; besonders voir
der Kirche in Altmünster geht auch die Sage, dass sie
einst ein Heidentempel gewesen.
Wer nun in diesen gesegneten Gefilden zuerst
den christlichen Glauben gepredigt habe, wann und wo
dies geschehen, weiss jetzt Niemand mehr. Gewiß aber
ist, dass die hl. Apostelsürsten selbst Schüler von Rom
aus nach Aqnileja gesandt haben. Diese Stadt
war eine der grössten und herlichsten des römischen
Reiches (unweit vom jetzigen Triest) und von 120000
römischen Bürgern bewohnt. Sie bildete den Knoten
punkt zwischen Rom und seinen nördlichen Provinzen
also auch Noricum. Da schon im Jahre 67 n. CH.,
dem Todesjahre der hl. Apostelfürsten, ein Schüler
des hl. Paulus namens Markus den hl. Herma
goras zum Bischof von Aqnileja einsetzte, so
müssen daselbst wol schon früh und auch nicht wenige
Christen gewesen sein.
Bon hier aus drang die christliche Lehre nach
Norden vor und kam wol verhältnismäßig bald auch
nach Oberösterreich. Am wahrscheinlichsten ist, dass
Kaufleute und besonders Soldaten, die aus Italien an
die nördliche Reichsgrenze transferirt wurden, oder
als geborene Noriker in Italien gedient und nach Er
langung des Abschiedes heimgekehrt, die neue Religion
zuerst hieher mitgebracht haben. Wahrscheinlich sind
auch bald sogenannte wandernde Lehrer aus Aqnileja
gefolgt, und sicher ist, dass um das Jahr 257 der
hl. Bischof Maximilianus sich längere Zeit in
unseren Gegenden aufgehalten, den katholischen Glauben
gepredigt und viele Heiden zum Christentums be
kehrt habe.
Dass wir aus der Zeit vor St. Maximilian
keine Nachrichten über das Christentum in unseren
Gegenden haben, hat darin seinen Grund, dass Ober
österreich als Grenzland in den sogenannte» Marko-
manen-Kriegen, welche die Römer gegen dieses Volk
vom Jahre 167 bis 180 mit wechselndem Glücke geführt
haben, sehr stark betroffen und teilweise sogar ganz
verwüstet worden war. Dass bei dem damaligen regen
Verkehr auf den prächtigen Reichsstraßen, dem lebhaften
Handel mit Eisen, StahlwAaren und wol auch mit
Salz aus dem Noricum nach Italien und umgekehrt
mit all den feineren Lebensbedürfnissen aus Italien
nach dem Noricum in 100 Jahren (67—167) von
dem doch verhältnismäßig nahen Aqnileja aus das
Christentum nicht nach der Hauptstadt des Ufer-Noricum,
Laureacum, gekommen wäre, ist bei dem herrlichen
Charakter dieser Lehre, ihrer riesig schnellen Ausbrei
tung in andern Ländern, bei dem Bekehrungseifer der
ersten Christen und endlich in Anbetracht der göttlichen
Providenz, einfach unmöglich anzunehmen. Hingegen
ist die Ueberlieferung, dass zu Laureacum ein ordent
licher Bischofsitz und der hl. Martyr Maximilian vom
Jahre 257—284 1 ) daselbst Bischof und somit 90 Jahre
nach den großen Markomanenkriegen allenthalben in
Oberösterreich Christen gewesen seien, unzweifelhaft sicher.
*) In diesem Jahre wurde er enthauptet; sein hl. Leib
ruht in der Domkirche zu Passau; in Cilli (Steiermark) und au
anderen Orten sind größere Reliquien von ihm.