Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1886 (1886)

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Dr. P. Opportunus Dunkl, am 1. October 1728 zu 
Puchheim geboren, hielt bei der Beerdigung Bernhard's 
die Leichenrede — er sollte der letzte Abt von Mond 
see werden. Am 9. November 1771 einstimmig er- 
wält, war seine Regierung reich an Dornen. Am 
9. Mai 1774 brannten ein Theil des Stiftes, das 
Dach der Stiftskirche und viele Häuser dev Marktes 
nieder. 
Seit 16. März 1740 verbot eine kaiserliche Ver 
ordnung allen Stiften Bauten aufzuführen ohne erhal 
tene Bewilligung. Abt Opportun hatte gegen sie gefehlt 
und wurde nun unter thätigster Mitwirkung des 
P. Gregor Neuhauser, Pfarrer zu St. Wolfgang, 
arg verklagt. Schon 1783 war der Antrag ans Auf 
hebung des Stiftes Mondsee gemacht worden, doch 
entschied Kaiser Josef unterm 6. März 1784 eigen 
händig, dass Mondsee unter die zur Aushilfe in der 
Seelsorge zu verbleiben habenden Stifte und Klöster 
gesetzt werde, jedoch sollten für künftig nur 16 Con- 
ventualen sein dürfen. 
Am 26. April 1784 starb nach kurzer Krankheit 
Prälat Opportunus II.; wäre das nicht jetzt geschehen, 
Mondsee wäre wol noch heute ein schönes, höchst wohl 
thätiges oberösterreichisches Stift, denn es lag nicht 
im Plane Kaiser Jösefs, dasselbe aufzulösen, was 
übrigens auch nicht unter ihm, sondern erst unter 
Kaiser Leopold II. thatsächlich geschah. Opportunus II., 
der 74. und letzte Abt von Mondsee — auch der erste 
hieß Opportunus — hatte so gut gewirthschaftet, daß 
er im Vergleiche zum Inventar seines Vorfahrers die 
Activa um 27.89 l fl. vermehrt, die Passiven dagegen 
um 2906 fl. vermindert hatte. 
Im Juli 1784 wurde die Filiale St. Laurenz 
zu einer Pfarre erhoben, welche aber schon im Juli 1811 
wieder eingieng. 
Zu jener Zeit suchte die Regierung nach Klöstern, 
um mit ihren Gütern das neu gegründete Bistum 
Linz zu dotieren: St. Florian, Lambach und Mondsee 
schwebten in Gefahr. Unterm 17. August 1784 frug 
der Confiskator E y b l in Wien an, ob Mondsee einen 
neuen Prälaten wälen dürfe? Die Weisung des Kaisers 
ddo. Wien 15. September 1784 lautete: „Dem 
Stifte Mondsee kann dermalen die Wahl 
eines Prälaten nicht gestattet werden . . . 
die Verwaltung des Stiftes in jeder Hinsicht hat der 
Prior zu besorgen". Dieser war damals P. Liberatus 
Mayr, ein alter Herr, der tief gekränkt seine Würde 
niederlegte; er und der ganze Convent schlugen nun 
den geschäftsgewandten P. Georg Socher als Ad 
ministrator vor und wühlten ihn zum Prior. 
Von 1786 an wurde von Seiten der Regierung 
mit dem successiven Verkauf der als nicht nöthig er 
achteten Stiftsrealitäten und Ablieferung der sogenannten 
überflüssigen Pretiosen, Paramente u. s. w. begonnen 
— ja man betrachtete Mondsee förmlich nur mehr als 
k. k. Religionsfonds-Herrschaft. Im gleichen Jahre 
wurden die Hofmühle, das Leitnerbräuhaus u. s. w. 
verkauft; auch wurden in diesem Jahre 6 große, schwere 
und vollständige Ornate nach Linz in das sogenannte 
Kirchendepositorium') durch den Stiftshofschreiber (welt 
licher Beamter) Johann Krug abgeliefert. 1788 wurde 
die bisherige Pfarrkirche St. Stephan, neben dem und 
paralell zur Klosterkirche gebaut, abgerissen. 
Als unter Kaiser Josef's Nachfolger, Leopold II., 
für die Stifte wieder günstigere Zeiten gekommen 
waren und durch ein Hofdecret vom 27. Juli 1790 
der Kaiser den Stiften die freie PrälateMvahl wieder 
gestattete, fragte die obderensische Regierung am 
12. August eigens in Wien an, ob auch dem Stifte 
Mondsee jene allerhöchste Resolution mitzutheilen sei, 
und erhielt am 25. September eine bejahende Antwort. 
Doch schon am 5. November kam der Befehl, mit der 
Abtwahl inne zu halten bis das Dotationsgeschäft des 
Bistumes Linz abgeschlossen wäre. Ob P. Socher 
wirklich zur Aufhebung gerathen habe — ist und 
bleibt im Dunkel; sonderlich bestimmend hat sein Rath 
keinesfalls gewirkt. Mit Decret ddo. Wien 20. O k t. 
1791 hat endlich Kaiser Leopold II. das 
uralte Stift Mondsee aufgehoben und es 
dem Bistume Linz unter dem damaligen Bischöfe 
— Josef Anton Galt — der es übrigens nur allein 
besessen^) als Dotationsgut definitiv zugewiesen. Eybl 
intervenierte bei der Uebergabe am 1. November 1791 
und Socher gieng als Pfarrer auf die uralte Mondseer 
Pfarre Strasswalchen. 
1) Der herrliche rothe Ornat unserer Domkirche (Salz 
burger-Arbeit aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts, wie der 
gleich herrliche Ornat der Stadtpfarrkirche in Linz) stammt 
von da. 
2 ) Nach dessen Tod 1807 zog nämlich der k. k. Religions 
fond Mondsee wieder ein und 1810 schenkte Napoleon I. die 
ganze Herrschaft seinem Lieblinge,- dem bayrischen Feldmarschall 
Philipp Fürst von Wrede, bei dessen Nachkommen sie 
noch heute ist. Möchte doch das Kloster wieder ersteheu, damit 
wenigstens die großartige Kirche nicht in Trümmer zerfalle! 
I. K. Wittendorfer.
	        
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