Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1886 (1886)

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Dir heil. Kosma 
osina gehört zu den in unseren Gegenden 
am meisten verbreiteten Taufnamen; und 
• rdjfä doch kennt man keine Heilige dieses Namens. 
'gl Auch Stadler's Heiligenlexicon gibt uns 
darüber keine genügende Auskunft. Gewiß 
ist, dass der Name Rosina erst seit ein paar Jahr 
hunderten vorkommt. Die frühere Zeit kennt wohl 
eine heil. Roselina (f 1329), eine hl. Rosula, Blut 
zeugin (15. Mai), aber keine hl. Rosina. Auch wissen 
wir genau, wann und wo die eine und die andere hl. 
Rosa, die heil. Rosalia, gelebt 
hatten; die Person der hl. Rosina 
aber, deren Fest am 13. März 
gefeiert wird, ist unbekannt. 
Sollen also die Vielen, 
welche diesen Namen tragen, 
keine Heilige als Patronin ver 
ehren können? Allerdings können 
sie es; sie haben zur Patronin 
die hl. Euphrasia, welche von 
väterlicher wie von mütterlicher 
Seite aus dem Geschlechte Theo- 
dosius des Großen stammte und 
mithin blutsverwandt war mit 
Pulcheria, der heiligen Kaiserin, 
die selbst Jungfrau, die Ehre 
der Jungfrau und Gottesmutter 
gegen die Jrrlehrer in hervor 
ragender Weise vertheidigte. Die 
Biographie dieser hl. Euphrasia 
gehört zu den ältesten und aus 
führlichsten, die wir besitzen. 
Schon der heil. Johannes Da- 
mascenus machte daraus beim 
Beginn des 8. Jahrhunderts seine 
Citate. Zur Erklärung der beige 
gebenen Abbildung^) dieserHeiligen 
wollen wir daraus Folgendes 
entnehmen: Erst 7 Jahre alt, 
kam Euphrasia mit ihrer gleichnamigen heil. Mutter 
in ein Kloster der Thebais. Daselbst verlobte sie sich, 
von Gott erleuchtet, Christus dem Herrn, indem sie 
das Crucifix küsste. Die Mutter, überzeugt, dass dieser 
Beruf ihrer Tochter von Gott komme, flehte, sich an 
dasselbe Bild des Gekreuzigten wendend, der Herr 
wolle die kleine Euphrasia in seiner Furcht befestigen. 
Nach dem bald erfolgten Hinscheiden dieser hl. Witwe 
war Euphrasia die Erbin eines ungeheuern Vermögens, 
da ihr Vater Antigonus als der reichste Mann in 
der Kaiserstadt gegolten hatte. Zur Jungftau heran 
gereift, wurde sie vom Kaiser, ihrem Vormunde, auf 
gefordert, sich mit jenem reichen Senator zu vermählen, 
dem sie noch unmündig vom Kaiser war verlobt wor 
den. Indem sie dieses mit großer Entschiedenheit ab 
i) Dies Bild ist nur in der Pressvereins-Druckerei zu haben. 
lehnte, bat sie den Kaiser nur um das Eine, er möge 
über ihr ganzes Vermögen zu Gunsten der Armen, 
Waisen und Kirchen verfügen, damit sie so ungehin 
dert Christus, ihrem Herrn, dienen könne, und Jeder 
mann sähe, dass sie ihm allein angehöre. Die Biographie 
erzählt dann ferner in einfacher Weise von der großen 
Demuth, dem heroischen Gehorsam und anderen er- 
habenden Tugenden, die sie als Nonne im Kloster 
übte, und erwähnt auch der durch sie gewirkten Wunder. 
Sonderbar mag es nun scheinen, dass diese hei 
lige Euphrasia gegenwärtig unter 
dem Namen Rosina vom Volke 
verehrt wird. Die etlva darüber 
auftauchenden Bedenken werden 
jedoch bald schwinden, wenn wir 
uns nur ruhig erzählen lassen 
wollen, lvie im Laufe der Zeit 
der Name Euphrasia in Rosina 
übergieng. Zuerst müssen wir da 
eine Namensverwechslung zweier 
heiliger Jungfrauen erwähnen, 
unserer heiligen Euphrasia näm 
lich und der heiligen Euphrosyna 
in Alexandrien, welche in: rö 
mischen Martyrologinm am 1. 
Jänner vorkommt, deren Fest 
aber vom Carineliterorden am 
ll.Febr. gefeiert wird. Sowienun 
dieser Heiligen zu wiederholten 
Malen auch der Name Euphrasia 
gegeben wurde, so ward ninge- 
kehrt die heilige Euphrasia oft 
Euphrosyna genannt. Letzteres ge 
schah so häufig, dass diese Heilige 
der Thebais allgemein als heilige 
Euphrosyna bekannt wurde. Von 
dieser Verwechslung reden die Bo- 
landisten beim 11. Febr., 1)6 8. 
Eupür. 2 und 3. Auch Baronius, 
not. all Lai. üan., erwähnt dieselbe und Rosweid, 
not. ad. Vit. 8 Euphrosyna. Das „Leben der Heiligen 
von Ribadeneira," deutsch herausgegeben von Hornig, 
Augsburg 1710, sagt am 1. Jänner: „Etliche wollen, 
Euphrosyna und Euphrasia feie Ein Raine." Und im 
„Anno de Santi . . da un Religioso Domenicano“, 
Venezia 1738, steht am 13. März: Di Santa Eu- 
frasia Vergina o Eufrosina. 
Besonders jedoch müssen wir hier aufmerksam 
machen, dass, wie schon gesagt, unsere heilige Euphrasia 
am 13. März allgemein unter dem Namen Euphro 
syna bekannt war. So heißt es z. B. in dem ange 
führten deutsch erschienenen „Leben der Heiligen von 
Ribadeneira 1710" am 13. März: Leben der heiligen 
Euphrasia, sonsten Euphrosyna genannt. Und in einem 
Festkalender der Stadt Wien für das Jahr 1707, der 
den Titel führt: „Wienerisches Andachtsbüchl . . ., 
Heilige Kosina.
	        
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