Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1886 (1886)

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Nach diesem kamen der Bürgermeister mit fast sämmtlichen Gemeinderäthen von Linz, und die 
Mitglieder des katholischen Casino's schlossen den Zug, der genau 20 Minuten gedauert hatte. 
Am Portale der Domkirche erwarteten Se. kaiserliche Hoheit, der durchlauchtigste Herr 
Erzherzog Johann und Se. Excellenz der Herr Statthalter den Hochwürdigsten Bischof. In der 
Kirche hatten sich überdies eingefunden: Von höheren Militärs die Generale Bolzano und Beres, 
die Oberste und Commandanten aller in Linz garnisonierenden Truppentheile. In den Stühlen 
des Presbyteriums nahmen links Se. Excellenz der k. k. Statthalter Platz, neben ihm Fürst 
Metternich und die Statthalterei-Beamten, rückwärts im Schiff links der Präsident des k. k. 
Landesgerichtes, Herr Hofrath Christ und Finanzrath von Sonnenstein von der Finananzdirection, 
Herr Oberpostdirector Klimesch, die Gemeinderäthe von Linz, die Landesausschüsse und viele Land 
tagsabgeordnete, Herr Bezirkshauptmann von Linz Friedr. Hauer, die Direktoren und Professoren 
der Lehranstalten, viele Beamte der Justiz, der Finanzdirection, des Post-, Telegraphen- und 
Eisenbahnamtes. 
Abermals unter den feierlichen Klängen des „Dees suoerckos magnus“ schritt der 
Hochwürdigste Bischof in der Domkirche zum Hochaltar. Es wurde das De veuna angestimmt 
und nach demselben begab sich der Kirchenfürst auf das Faldistorium (ein Thronsessel), das inner 
halb des Speisgitters gegenüber der Kanzel aufgestellt war. Der Consistorialsecretär Dr. Doppelbauer 
verlas von der Kanzel das kaiserliche Ernennungsdecret, sodann die Bullen Sr. Heiligkeit des 
Papstes an den neuen Bischof, an das Domcapitel, an den Clerus und an das katholische Volk 
der Diöeese Linz. 
Hierauf begab sich der Hochwürdigste Bischof zu seinem bischöflichen Thron; der Capitular- 
vicar trat vor ihn hin, und hielt eine lateinische Ansprache, welche der Hochwürdigste Bischof 
ebenfalls in lateinischer Sprache erwiderte. Als sich nach diesen Ansprachen der Hochwürdigste 
Bischof auf seinen Thron niederliess, durchbrach die Sonne etwas die Wolken, und durch 
die Fenster des hohen Domes siel es wie milder Scheins auf das Antlitz des Bischofes, der sich 
bald wieder erhob, um das übliche Homagium (den Handkuß als Zeichen der Ergebenheit), und 
die Huldigung des gegenwärtigen Diöcesanclerus entgegenzunehmen. 
Zuerst traten die Mitglieder des Domcapitels und die Ehrencanonici, sowie die infulierten 
Prälaten der Stifte einzeln vor, die dem neuen Oberhirten stehend den Ring küssten, und dann 
von ihm den Friedenskuß empfingen. Darnach setzte sich der Hochw. Bischof und empfing von 
den übrigen Priestern den Ringkuß. Nachdem diese tief ergreifende Ceremonie vorüber war, 
begann das Hochamt, zu welchem der Musikchor die Krönungsmesse von Mozart in kunstvollendeter 
Weise aufführte. Zum Schluss verkündete der bischöfliche Secretär von der Kanzel aus einen voll 
kommenen Ablass für alle Jene, welche nach Empfang der heil. Saeramente der Buße und des 
Altars andächtig der Jnthronisationsmesse beigewohnt hatten. 
Nach vollendetem feierlichen Pontificalamt wurde der Hochwürdigste Bischof vom Dome 
weg über die Landstraße, Spittelwiese und Herrenstraße in sein Bischofspalais geleitet, wie beim 
Einzug unter Vortritt der Veteranenvereine, Gewerbegenossenschaften, der Theologen und des 
Clerus. Am 3. des Christmonats v. I. hatten wir denselben Weg gemacht, in tiefer Trauer mit dem 
todten Bischof; heute, am 3. des Marienmonates begleiteten wir den neuen Bischof mit freudiger 
Hoffnung in sein Haus! — 
Im Bischofhof fand darnach die Ceremonie der Uebergabe der Temporalien, der Dotations- 
güter, durch eine k. k. Statthaltereicommission statt. 
Zur Festtafel war der große Saal, wo gerade vor 5 Monaten Franz Josef aufgebahrt 
war, geschmückt mit schönen Blumen, mit den Bildnissen des Papstes Leo XIII. und unseres 
allergnädigsten Kaisers, geschmackvoll ausgestattet worden; in einem Nebensaal wareine zweite Tafel 
hergerichtet, da über hundert Einladungen ergangen waren. An der Haupttafel saßen neben dem 
hochwürdigsten Bischof: rechts Se. kaiserliche Hoheit Erzherzog Johann und der Landeshauptmann 
Abt Leonard von Kremsmünster; links Se. Excellenz Statthalter Freiherr von Weber. 
l ) Auch speciell diese höchst wohlthuende Erscheinung will unser Bischof bild dem Vergessen entreissen.
	        
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