die Diöcese, bis mir der Tod den Hirtenstab aus der Hand nehmen wird, zu beten, zu arbeiten,
zu leiden."
Ganz grossartig sollte obenbezeichnetes dreifache Jubelfest werden — doch ganz unvergleich
lich grossartig war nur mehr sein Tod!
Die Thätigkeit, welche er in den letzten Monaten vor seinem Tode noch entfaltete,
erregte Staunen und Bewunderung. Er wohnte wie von jeher als Träger der Virilstimme den
Sitzungen des Landtages während der jüngsten Periode mit unermüdlicher Ausdauer bei und
ergriff wiederholt das Wort, wobei die ungetrübteste Geistesfrische sich kundgab. Am Tage, wo
der Landtag geschlossen wurde, hielt der katholische Volksverein seine General-Versammlung ab;
da celebrierte der Bischof vormittags das Pontisicalamt und hielt nachmittags jene fünfviertel
stündige Rede über die Leonfeldner Schulangelegenheit, welche nach Form und Inhalt zu den
meisterhaftesten gehört, die aus seinem beredten Munde je gekommen. Daran reihten sich wieder-
um nicht Tage der Ruhe, sondern rastloser Arbeit. Am Tage des hl. Karl Borromäus wohnte
er im Seminar einem Hochamte bei, das gelegentlich des dreihundertjährigen Sterbetages dieses
um die Seminarien so hoch verdienten Mailänder Cardinals gehalten wurde, und hielt hierauf
eine liebevolle Ansprache an seine Alumnen über die wahre Reformation des eigenen Lebens und
der dem Seelsorger anvertrauten Gläubigen.
Und dann trat er noch eine Visitations- und Firmungsreise in das Jnnviertel in weitentlegene
Stationen mit sehr beschwerlichen Touren an. 1 ) Ost hatte uns schon die bange Furcht beschlichen,
es werde der gute Bischof einmal todt oder schwerkrank von seinen Visitationen zurückgebracht
werdeu, wenn er es sich nicht versagen könne, zu so ungünstiger Jahreszeit diesen aufreibenden
Theil seines Hirtenamtes auszuüben. Nur bei ihm selbst liess der Drang zu wirken, so lange
der Tag währt, seine unbeugsame Willenskraft und das Gefühl geistiger sowie physischer Kraft
keinerlei Furcht aufkommen. Das war ihm von jeher eigen, Körpergebrechen und Krankheits
Symptome auch mit dem Willen zu bekämpfen. Diesmal sollte jedoch das Befürchtete eintreffen.
In der letzten Station, zu Ried, nachdem er noch die Religionsprüfung der Schulkinder
als letzten Act seiner bischöflichen Thätigkeit vorgenommen hatte, am 14. November
abends, meldete sich sein altes Steinleiden und trat mit dem gefährlichsten Charakter auf.
Der Herr hatte beschlossen, seinen getreuen Diener unmittelbar vom Arbeitsfelde weg zu
holen und als Opfer des Berufes in die Ewigkeit hinüberzunehmen.
Auf Drängen seiner Umgebung und den Rath der Aerzte, die rathlos seinem Uebel gegen
überstanden, kehrte der kranke Bischof Montag den 17. November nach Linz zurück; —■ es war
ein trüber, trauriger Tag, da die schlimmsten Nachrichten der Ankunft vorausgeeilt waren. Nichts
destoweniger belebte sich wieder die Hoffnung auf Genesung, als man ihn im Waggon stehen, aus
steigen und durch den Perron des Bahnhofes gehen sah, und die Linzer Aerzte die Gefahr,
wenigstens augenblicklich, nicht für die äußerste erklärten. Er stieg ja noch die Treppe im Bischof
hofe ohne fremde Unterstützung hinauf, zeigte Appetit und ein recht heiteres Gemüth.
Freilich war es nur ein kurzer Sonnenblick, den allzu rasch die dunkle Wolke der grössten
Besorgnis bald wieder raubte. Derselbe Abend brachte noch einen gefährlichen Rückschlag, der die
Aerzte veranlasste, den Empfang der hl. Sterbesacramente zu empfehlen. „Ich fühle mich", ent-
gegnete der hohe Patient, „noch nicht so schwach; doch wenn die Aerzte es rathen, will ich es
gerne thun." Nachdem der hohe Kranke mit erhebender Andacht die hl. Sterbesacramente abends
8 Uhr empfangen und das Tridentinische Glaubensbekenntnis abgelegt hatte, richtete er sich aus
und sprach:
„In diesem Glauben will ich sterben. — Ich danke dem Capitel für die Liebe und
„treue Unterstützung und empfehle Ihnen die Diöcese. — Meinem Clerus danke ich für die Liebe
„und treue Anhänglichkeit. Er möge treu bleiben der heiligen katholischen Kirche und treu bleiben
„in der Anhänglichkeit an den hl. Vater in Rom. — Meinen Gruss dem Volke, und wenn
y Der Hochwürdigste strmte und hielt kanonische Visitation: Am 8. Nov. in Raab, 9. in Hohenzell, 10. in
Weng, 11. in Burgkirchen, 12. in Pischelsdorf «da scheint sich sein Leiden wieder gehoben zu haben), 13. inSiegerts-
h aft-Kirchberg; 15. in Ried, — nachdem er vom 13. ans den 14. in Mattighosen übernachtet hatte — hier sirmte schon
Weihbischof Or. Haller von Salzburg.