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ischof Iran? Joseph f.
e schöne Hoffnung sie ward zu Wasser, die Hoffnung auf ein dreifaches Fest wie
vielleicht die Welt noch keines geschaut:
SeKundiz des Mschofes,
Kundertjähriges Dia'zesan-Iuöiläum,
Einweihung des neuen Zornes anno 188*5!
>ie uns vor Jahresfrist die Feder in die Hand gedrückt; der 29. November, der
Lag, an dem unser Lebensbild „Franz Josephs" an die Oeffentlichkeit trat, —
war sein Todestag! — Der Mensch denkt und Gott lenkt! Hätten wir's denn gedacht, dass
das herrliche Initiale „Ave Maria!" das Zügenglöcklein symbolisiere! —
Nur zur Not gelang es uns noch, im letztjährigen Kalender von der Lebensgefahr
unseres Franz Joseph Nachricht bringen zu können, heute können, ja müssen wir leider in
Wort und Bild seinen seligen Heimgang schildern.
Wonnevolle Hoffnungen von Nacht und Todesschatten umfangen!
Bei dieser kurzen Beschreibung folge ich zunächst dem Heftchen von I. G. Vonbank
(Innsbruck 1885), in welchem Dr. Hiptmairs •) Schriftchen über den gleichen Gegenstand, und
die Nachrichten unseres „Volksblattes" nicht unpraktisch verwertet sind.
„Die theure Gesundheit des einst so kräftigen, kernig frischen Bischofes" schreibt Vonbank
nach Pailler, „war uns besonders seit etwa sieben Jahren zu einer schweren Sorge geworden,
die nur zu gegründet sich erwies. Die politischen Stürme, die vielfachen Feindseligkeiten gegen
die Kirche, den hl. Vater, die katholische Religion überhaupt, trafen den so wachsamen Bekenner
seines Glaubens weit tiefer, als man ahnen konnte oder — durfte. Schon 1860 im Herbste
ward der unermüdliche miles Christi (Streiter Jesu Christi) ernstlich krank, er wollte zu Aller
heiligen doch das Hochamt im Dome halten — er konnte es nicht! Und den ganzen Winter
hindurch dauerte dieses quälende Siechtum und erst im März 1861 nach etlichen stillen Tagen
im lieben Kloster Gleink — hatte er sich wieder erholt und galt wieder für „gesund."
Im Oktober 1863 consecrierte der Herr Weihbischof Schitter von Salzburg die unserem
Oberhirten so lieb gewordene Marienkirche zu Schmolln; er hatte sich auf diese Wallfahrt innig
gefreut, doch blieb ihm diese Freude versagt — er war um jene Zeit abermals krank.
Einen Lichtblick in sein und seiney Landsleute Leben brachte der Sommer von 1869, in
welchen! Franz Joseph seinen ersten und letzten Besuch als Bischof in seinem Heimatlande machtet)
Als der Domherr Rudigier im Sommer 1853 Brixen verliess, um an seinen Bestim
mungsort zu gehen und das bischöfl. Amt anzutreten, hätte er gerne von Innsbruck aus einen
Abstecher nach Vorarlberg gemacht, weil er wusste, es gelte einen Abschied auf lange Zeit. Allein
so hatte nur das Herz gesprochen, der Verstand sprach anders: „Es geziemt sich nicht, dass ich
meinen ernsten Beruf mit einer Lustreise anfange" und er bog nach Osten anstatt nach Westen
ab. Endlich, nachdem er schon 16 Jahre Bischof von Linz gewesen, kam er über Lindau nach
Bregenz. Hier brachte sein Bruder, der emeritierte Decan, seine letzten Jahre zu. Dieser hatte
sich schon vor Jahren in Bürs, da er einen Bach überschreiten wollte, einen Fuss gebrochen,
*) Sollte mir etwa wieder der lapsus memoriae einen Autor zu citieren vergessen! passieren, so bitte ich
gleich hier demütigst um gnädige Recension!
2 ) Der Bischof kam vor drei Jahren noch einmal bis Bregenz am Bodensee zum Begräbnis seines theuren Bruders,
des Decans Joh. Jos. Rudigier.