Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1882 (1882)

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Vater frei und tief ins Auge und sprach fest und laut: „Ich bin unschul 
dig!" Der Alte aber streckte die Hand aus und rief ihm zu: „Toni, knie'' 
nieder!" Und nun machte der Greis dem vor ihm Knieenden das Kreuz- 
auf die Stirne und sagte: Ich segne dich! Gott wird mit dir sein, du bist 
unschuldig. Mag jetzt die Verhandlung ihren Lauf haben, Gott wird , dich 
nicht verlassen und deine Unschuld kommt an den Tag, sobald es Ihm gefällt. 
Ich freue mich jetzt, denn deine Sache ist jetzt die Sache Gottes. Der 
Vater schloß den Sohn in die Arme und ging raschen Schrittes fort. Doch 
Gottes Schritte waren noch schneller gewesen. Noch war der Alte nicht aus 
dem Thore des Gerichtshauses getreten, als es einen sonderbaren Lärm und- 
Treppengelauf und Thürgeräusch und eilige Tritte und gedämpfte Rufe gab. 
Ein dichtverschlossener Wagen rollte herein, hinter welchem das Thor sogleich 
geschlossen und bewacht ward. Und aus dem Wagen stiegen zwei Gensdarmen, 
die einen gefesselten Menschen wilden Aussehens herauszerrten. Am Hafen 
platz zn Triest hatten sie diesen Mann aufgegriffen, eben wollte er den 
Dampfer besteigen, der ihn von Europa wegführen sollte. 
Es war ein vor drei Monaten von Lindholzer entlassener Buchhalter, 
der Fabriksherr hatte ihm seine Unredlichkeit verziehen, auf Ersatz verzichtet, 
nur fortgeschickt hatte er den Dieb. Der Dieb war zum Mörder geworden,
	        
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