Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1888 (1888)

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Es war der 16. Mai, das Fest des hl. Johann 
von Nepomuk, als die Begegnung des Fadinger Andre 
mit der Papistentochter stattfand. Seine Aeußerung 
über die schwüle Lage hatte ihren Grund; es war 
für den 17. Mai zum Miniwirt im Wald angesagt 
worden. Die Ansager, zum Theil beritten, waren 
stundenweit im Umkreise thätig gewesen, die Bauern 
schaft dahin zu versammeln, wo nebst anderem über 
zwei Hauptpunkte der Unzufriedenheit, über freie 
Uebung der protestantischen Religion und Versagung 
der Bayern verhandelt werden sollte. Auch manche 
Katholische fanden sich ein. Der Glaube der Letzteren 
war vordem hier alleinherrschend gewesen, gepflanzt 
im 9. Jahrhunderte von den Mönchen zu St. Emmeran 
in Regensburg, welche das große Waldgebiet Ascituna 
urbar machten, viele zu ihrem Stifte hörige Unter 
thanen dahin verpflanzten und das ehemalige Eigen 
thum der Baren und Wölfe christlichen Händen über 
wiesen. Fortan herrschte Friede und Eintracht, bis 
1525 Leonhard Kaiser, Pfarrverweser in Waizenkirchen, 
den Zankapfel der neuen protestantischen Lehre in diese 
Gegend warf. Allerdings wurde er abberufen und bis 
zu seinem Widerruf eingesperrt; aber nach diesem wieder 
eingesetzt, führte er sein früheres Treiben fort, bis er 
schließlich nach Wittenberg entfloh, bei einem Besuche 
seines Vaters in Raab gefangengenommen und am 
16. August 1527 zu Schärding verbrannt wurde. 
Durch diese grausame Maßregel glaubte man das 
Uebel bei der Wurzel zu fassen, allein es war bereits 
zu spät geworden, indem die Sirenenklänge der neuen 
Lehre schon zu tief in die Ohren der Adeligen und 
selbst vieler Bauern gedrungen waren 
Zu den katholischen Häusern gehörte bis vor etwa 
20 Jahren der Miniwirt im Wald. Hier war einst 
wie auch in Miniberg und Minichsedt ein Stützpunkt 
christlicher Glaubensverbreitung gewesen, wo sich die 
Emmeraner Mönche in Zellen niederließen, wie auch 
der erst kürzlich erloschene Name Zeller auf dem 
Miniwirtshause darthut. Auf 1 m höchsten, in weite 
Lande hin sichtbaren Punkte, fast in der Mitte des 
Gebietes, hatten sich die Mönche eine hölzerne Kapelle 
erbaut, in welcher sie nach vollbrachter schwerer Hand 
arbeit zusammen kamen, um die Tagzeiten zu singen. 
Beim Miniwirt nahmen auch, nachdem die Seelsorge 
in weltpriesterliche Hände übergegangen war, die 
Gesellpriester der großen Pfarre Waizenkirchen, die 
von Zeit zu Zeit zu den seelsorglichen Verrichtungen 
in die nahe gelegene, der hl. Agatha geweihte Wald 
kapelle kamen, noch immer ihr Absteigequartier. Der 
Besitzer des Hauses in jenem Jahre hieß Christof Zeller, 
welcher vor 20 Jahren zur neuen Lehre übergetreten 
war, während seine bedeutend ältere Schwester Agath, 
sowie der Bruder Hans Zeller, Schlosswart auf Stauf, 
katholisch blieben. Ein anderer Bruder hatte als 
Jüngling in dem 1478 von den Schaunbergern 
gegründeten Frauciscanerkloster Pupping Unterricht 
genossen und war gerade als Novize in dasselbe ein 
getreten, als es 1569 von Anna, der Schwester des 
letzten Schaunbergers, gewaltthätig behandelt und den 
Protestanten eingeräumt wurde. Die bisherigen Kloster
	        
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