Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1888 (1888)

Fa lckhetntstaim 
Mies Schloss Falkensteiir 
mein Beichtvater, Staatsministerund General-Inquisitor 
hat Mich gebeten, sich aus dein Königreiche entfernen 
zu dürfen. Ich habe ihm, obschon mit seiner Tugend 
und seinen andern trefflichen Eigenschaften, sowie 
nicht minder mit seinem Eifer, seiner Sorgsamkeit und 
Dienstbeflissenheit sehr zufrieden, auf sein inständiges 
Bitten und aus anderweitigen Erwägungen, die 
Erlaubnis ertheilt, sich nach eigenem Belieben zurück 
ziehen zu dürfen. Zur Bezeugung Meiner Zufriedenheit 
und Dankbarkeit für seine dem Staate geleisteten Dienste 
ist es Mein Wille, dass er seine Titel, Würden und 
Philipp IV. hatte auch einen natürlichen Sohn 
hinterlassen, Don Juan d'Austria, einen höchst ehr 
geizigen Mann, der nach nichts geringerem trachtete, 
als das Staatsruder in seine Hände zu bekommen. 
Zu diesem Zwecke scheute er sich nicht, das Volk gegen 
die Königin und ihren Minister aufzuhetzen. Die Großen 
des Reiches, denen die Bevorzugung eines Ausländers 
ein Dorn im Auge war, traten auf Don Juan's 
Seite. Die glänzenden Versprechungen und kühnen 
Pläne des Prinzen bestachen das Volk. Don Juan 
begann staatsgefährlich zu werden. Um ihn zu ent 
fernen, ernannte ihn die Königin zum Statthalter in 
den Niederlanden, allein er stellte sich krank und blieb 
in Spanien. Von Consuegra aus, wohin er sich zurück 
gezogen hatte, richtete er an die Königin ein Schreiben 
voll von Verleumdungen gegen Neidhart und ließ 
diese Schmähschrift in zahlreichen Exemplaren unter 
dem Volke, ja selbst im königlichen Palaste vertheilen. 
Der General-Inquisitor rechtfertigte sich vor ganz 
Spanien in einem herrlichen offenen Schreiben, von 
welchem der Protestant ©oje 1 ) sagt: „Es ist ein Werk 
voller Weisheit, welches von vielem Talente zeigt und 
Redlichkeit, wie die Ueberzeugung der Schuldlosigkeit 
athmet". Da Don Juan in seinem Ungestüm keine 
Grenzen kannte, ertheilte die Königin den Befehl, ihn 
zu verhaften. Er sammelte aber 300 Reiter und rückte 
am 23. Februar 1669 gegen Madrid vor. Drei 
Meilen von Madrid entfernt machte er Halt und ver 
langte die Entlassung Neidharts 
Nur mit Widerstreben hatte Neidhart die Aemter 
und Würden angenommen, die ihm die Königin über 
tragen hatte. Oft und oft hatte er die Königin an 
gefleht, ihn in die Einsamkeit seiner Zelle zurückkehren 
zu lassen — immer ohne Erfolg. Eines Sonntags, 
nachdem die Königin bei ihm gebeichtet, warf er sich 
ihr zu Füßen und beschwor sie, ihn zu entlassen. Die 
Königin zerfloss in Thränen, und beharrte bei ihrer 
Weigerung. Z Jetzt geboten es ihr alle Umstände, den 
Bitten Neidharts nachzugeben. Am 25. Februar 1669 
erschien folgendesDecret : 2 ) „Johann Eberhard Neidhart, 
Diese Notiz entnehme ich den „hist.-polit. Blätter" 98. Band. 
S. 150. Daselbst ist auch der Inhalt des Briefes angegeben. 
i) Relation des differents arrivez en Espagne entre 
Don Jean d.’Austriche et le card. Nitard. Paris 1677. — 
Lafuente, Historia general de Espana. Madrid 1862. IX. 20. 
— 2 ) Vgl. Cretineau—Joly a. a. O. S. 142. 
I. 157. 
*) L’Espagne sous les rois de la maison de Bourbon.
	        
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