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Pfarrkirche in Traun, ehemals Schlosskapelle, ist
unansehnlich, oftmals der Reparatur bedürftig und
so beschränkt, dass die Andacht, der Anstand und selbst
die Gesundheit der Kirchenbesucher gefährdet sind.
Durch die einfließenden Gaben von nahezu
310 Pfarren — jetzt zählt die Diöcese ohne Traun
414 Pfarren — infolge dieses bischöflichen Aufrufes
wurde der Baufond, bestehend aus Materialien, Sand,
Steinen, Ziegeln u. s. w. und einheimischen Geld
spenden der Mitglieder derart gekräftigt, dass wir am
6. August 1882 den Gedenktag der feierlichen Grund
steinlegung feiern konnten. An dem obengenannten
Tage, an welchem nach den Vorschriften der Kirche
die feierliche Weihe und
Legung des Grund
steines zu diesem
Gotteshause erfolgen
sollte, erschien Se.
bischöflliche Gnaden
Franz Josef Rndigier
in Begleitung des ?I.
Mt. Mons. Jos. Anger
mayr, Canonicus sen.
um 1 I 2 9 Uhr Vormittag
in Traun.
An der ersten Ehren
pforte ans der Linzer
Straße angekommen,
verließ der Hoch
würdigste den Wagen
und nahm die Be
grüßung der Geistlich
keit, der Gemeinde
vertretung und des
Baucomitös entgegen.
Bald darauf wurde der
hochw. Oberhirte in
festlicher Procession
unter Vorantritt der
Schuljugend, weiß
gekleideter Mädchen,
der beiden Feuer
wehren, der Musik
capelle, der Zimmer-
und Manrerleute, der
Bauleitung und unter
Vorantragung des ge
schmückten Grund
steines nach statt
gefundener Begrüßung
des Allerheiligsten in dem dermaligen Pfarrkirchlein
aus den decorierten Bauplatz, allwo die schon ziemlich
weit aus der Erde hervorgewachsenen Umrisse der neuen
Pfarrkirche sichtbar waren, unter Glockengeläute und dem
Knallen der Pöller begleitet. Den Zug schloss die
Gemeindevertretung und eine große Menge Volkes aus
Nah und Fern.
Beim errichteten Nothaltar im Innern des Baues
angelangt, bestieg der hochwürdigste Herr Bischof die
improvisirte Kanzel und hielt mit weithinschallender
Stimme an die am Platze und auf den Baumaterialien
harrende Menge, ausgehend von den Worten der
Schrift: „Lasst uns freuen und fröhlich sein, denn das
Westseite der neuen Pfarrkirche,
ist der Tag von Gott gemacht", eine eindringliche
Ansprache, welche von dem so zahlreich anwesenden
Volke in lautloser Stille und gespanntester Aufmerk
samkeit angehört wurde. Manchem Auge entstahl sich
eine Thräne bei dem Hinweise, dass nunmehr der
glückliche Tag angebrochen, wo der begonnene Bau
durch die Weihe des Grundsteines und der Grund
mauern feierlich unter den Schutz und Segen des
Himmels gestellt werden soll.
Hierauf folgte die Weihe nach dem kontiiiealo
Uonwuum. In den Grundstein kam in einer zinnernen
Kapsel eine kurze Geschichte des Baues mit den Unter
schriften des hochwürdigsten Herrn Bischofes und der
anderen geistlichen und
weltlichen Honora
tioren. In dem Augen
blicke, als der Hoch
würdigste den Grund
stein schloss, erdröhnte
die Luft von dem
Knallen der Pöller. Bei
der hl. Messe, die nun
mehr Se. bischöfliche
Gnaden celebrierte,
wurde das Lied: „Hier
liegt vor Deiner Maje
stät" unter Begleitung
der strebsamen hiesigen
Musikcapelle gesungen.
Der Pontificalsegen
endete die Feierlichkeit.
Aber Groß und Klein
drängte sich bis gegen
Abend, um mit dem
zierlichen Hammer den
geweihten Stein zu
berühren und dabei
seine Gabe nieder
zulegen, und niancher
Arbeiter, manch' armes
Mütterlein und
manches Kind legten
beim Hammerschlag
die Opsergabe freudigen
Herzens hin.
Ist ja für die Be
wohner der Pfarre
Traun mit dieser
Grundsteinlegung das
' Morgenroth einer
besseren Zukunft für die Erfüllung ihrer religiösen
Bedürfnisse herangebrochen, da ja in der jetzigen Pfarr
kirche eine Bevölkerung von 2269 kath. Seelen unmöglich
ihren Percentsatz von Kirchenbesuchern in einem Raum
von 38 Fuß Länge und 18 Fuß Breite unterbringen
kaun. An gar manchen Sonntagen und an den Fest
tagen des Jahres hat ein großer Theil der Beter
das schöne blaue oder düster umwölkte Himmelsgewölbe
zur Kirchendecke über sich. Aber Manche, die in der Kirche
Platz gefunden, müssen dieselbe verlassen, da sie die er
drückende Luft für längere Zeit nicht ertragen können.
In der Urkunde des Grundsteines wurde bemerkt,
dass die Kirche zu Ehren des hl. Dionysius geweiht