Volltext: Kriegsfinanzen. Reichstagsrede am 10. März 1915 1. Teil [41/42] (1 / 1915)

habe, das will ich an dieser Stelle vor den erwählten Vertretern 
des deutschen Volkes wiederholen: Meine ganze Kraft und meine 
ganze Person sollen der Aufgabe gehören, die mir in dieser un¬ 
erhört ernsten und schweren, aber auch unerhört großen und stolzen 
Zeit zuteil geworden ist. 
(Beifall.) 
Aber eines bin ich mir dabei klar: die allererste Voraussetzung 
erfolgreichen Wirkens auf diesem schweren Posten ist das Ver¬ 
trauen und die Anterstützung aller zur Mitarbeit Berufenen. Am 
dieses Vertrauen und um diese Mitarbeit möchte ich Sie ein¬ 
dringlich bitten. Ich werde mit schweren Fragen an Sie heran¬ 
treten müssen, mit Fragen, die gewaltige Interessen auf das tiefste 
berühren. And das weiß ich im voraus: ich werde nicht immer 
das Glück haben, mit Ihnen allen einer Meinung zu sein, 
(Leiterkeit) 
schon deshalb nicht, weil Sie ja unter sich selbst nicht die Ge¬ 
pflogenheit haben, immer am selben Strange zu ziehen und die 
Schuhe über den gleichen Leisten zu schlagen. 
(Zustimmung und große Leiterkeit.) 
Aber ich hoffe, ein Lauch des Geistes, der, seit die große Stunde 
geschlagen hat, durch alle deutschen Lande und alle deutschen 
Lerzen geht, wird auch die künftigen Meinungsverschiedenheiten 
und Interessenkonflikte auf meinem Arbeitsgebiete abmildern. Ich 
weiß sehr wohl, daß die Gegensätzlichkeiten der Weltanschauungen 
und der materiellen Interessen auch durch diesen Krieg nicht aus 
der Welt und aus dem deutschen Volke verschwinden werden. 
Ich weiß sehr wohl, daß Sie nicht darauf verzichten können und 
nicht darauf verzichten dürfen, die Anschauungen und Interessen 
Ihrer Kreise, Ihrer Berufsstände, Ihrer Parteien zu vertreten. 
And ich glaube, das ist gut so! Was Lebenskraft hat und 
wachsen will, muß sich rühren und wehren. Reibung erzeugt 
Wärme — das gilt auch im Leben der Völker I Nur darf die 
aus dem Leben geborene und Leben spendende Wärme nicht zum 
zerstörenden Fieber und zur verheerenden Feuersbrunst werden. 
Der wohltätige Widerstand, der hier eingeschaltet werden muß, 
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