Volltext: Kriegsfinanzen. Reichstagsrede am 10. März 1915 1. Teil [41/42] (1 / 1915)

Sie haben meinen Lerrn Amtsvorgänger viele Jahre hindurch 
an der Arbeit gesehen. Sie kennen alle das vorbildliche Pflicht¬ 
gefühl und die treue Lingebung, die gesunde Klugheit und die 
vielerfahrene Sachkenntnis, die den Staatssekretär Kühn 
auszeichneten. 
(Bravo!) 
Die Finanzierung der letzten Leeresvorlagen durch den Wehr¬ 
beitrag ist, wie wir alle wissen, in erster Reihe sein Werk. Er 
hat sich durch diese Tat seinen Platz in der deutschen Geschichte 
gesichert. 
(Bravo I) 
Die Gründe, die meinen Lerrn Amtsvorgänger bewogen haben, 
die Würde seines Amtes niederzulegen, sind ein ehrenvolles Zeug¬ 
nis für seine peinliche Gewissenhaftigkeit. Er hat geglaubt — 
vielleicht zu Anrecht —, daß seine gesundheitlichen Kräfte den 
großen und schweren Anforderungen, die dem Leiter der Reichs- 
flnanzen aus dem Kriege erstehen, nicht mehr voll gewachsen seien. 
Er hat daraus die Folgerung gezogen, daß es seine Pflicht gegen¬ 
über dem Vaterlande sei, das ihm in mehr als zwanzigjähriger 
Tätigkeit liebgewordene Amt für einen Nachfolger freizumachen. 
Meine Lerren, das Vertrauen Seiner Majestät des Kaisers 
hat mich zum Nachfolger des verdienten Mannes bestimmt. Sie 
dürfen mir glauben, daß der Entschluß, das verantwortungsvolle 
Amt auf mich zu nehmen, mir nicht leicht geworden ist. Vor 
mir sah ich und sehe ich ohne Anterlaß riesengroß die Aufgaben, 
die der Krieg, die der Friedensschluß und die schließlich die mili¬ 
tärische und wirtschaftliche Wiederherstellung für den Leiter der 
Reichsfinanzen mit sich bringen. Aber ich fühlte auch, daß ich 
nicht das Recht hatte, in solcher Stunde klein zu sein und zu 
versagen. Das Soldatenherz, das in jeder deutschen Brust schlägt, 
sagte mir ein kategorisches „Du mußt!" 
(Lebhafter Beifall.) 
In diesem Geist, meine Lerren, habe ich mein Amt über¬ 
nommen, und in diesem Geist will ich es führen. Was ich meinem 
Kaiserlichen Lerrn gelobt habe, was ich mir selbst versprochen 
6
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.