Volltext: Die Linzer Theaterfrage, oder: Kann das obderennsische landschaftliche Theater mit der seit Ostern 1863 verminderten Subvention als Kunstinstitut fortbestehen?

durch die Darstellung eines Werkes von Shakspeare. Es ist also nichts 
Gleichgiltiges, ob es gegeben werde oder nicht, ob es gelinge oder 
breche. Für den Kenner, sür den Gebildeten wird es eine Angelegen¬ 
heit von Bedeutung, der Künstler empfängt auf lauge wieder Adel und 
Weihe." 
Es versteht sich von selbst, daß dergleichen Stücke uur selten 
auf dein Nepertoir stehen werden; die erschütternde Tragik braucht 
lauge Zwischenzeit, um sür sich das Publicum wieder ausgelegt, den 
Schauspieler wieder gerüstet anzutreffen; von einem Shakspeare, 
Schiller, Goethe dürfen Mephisto's Worte gelten: „Von Zeit zu Zeit 
seh' ich den Alten gern." Immerhin aber sollen sie öfter aufgeführt 
werden, als man es von einem minder subveutivuirten Unternehmer 
verlangen darf; denn volle Hänfer wird er mit ihnen kaum machen. 
Gerade hierin .that uns ein besser unterstützter Director noth, der nicht 
gezwungen wäre der tragischen Muse sogleich eilten langen Abschied zu 
geben, nachdem sie einige Male bei leerem Hause erschienen ist, sondern 
der die nicht hoch genug zu schätzende Geduld haben könnte, um abzu¬ 
warten, ob sich nicht endlich eine würdigere Anzahl würdiger Zuseher 
einfinde. 
Klassische Stücke erfordern aber (und das betonen wir am meisten) 
tüchtige Darstellungskräfte und ein gutes Zusammenspiel; 
denn der Kothurnschritt ohne die rechte Kunst wird bald zum Stelzen¬ 
gange, die Tragödie schlägt um in Parodie und erweckt beim Publicum 
gerade die entgegengesetzten Empfindungen. Doch erlaubt selbst der 
Standpunkt der strengen Kunst, die Forderung der guten Darstellung 
dahin zu ermäßigen, daß wir behaupten dürfen, der frühere Director 
hatte sie erfüllen können; uns scheint der Geschmack derjenigen, die 
einen Richard, eilten Götz von Berlichingen, einen Don Carlos, wenn 
nicht ein Davison, ein Löwe, ein Fichtner spielt, lieber ganz ausgeben 
wollen, ein ästhetischer Rigorismus zu sein, aus welchem hinter einem 
erlogenen Kunst-Purismus die vornehme Blasirtheit hervorblickt. 
Auch für das Operu-Repertoir behalten wir dasselbe Princip 
bei, daß nämlich mitunter eines der Werke unserer älteren Musik¬ 
heroen vorgeführt werde. 
Ti- schönen Zeiten der 2»' und 30 Jahre, wo Rossini, Bellini, 
Douizetti, Boieldieu, Herold, Auber sich um die Wette beeiferten, den
	        
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