Volltext: Von Waterloo bis Antwerpen [38]

Universitäten Großbritanniens unterzeichnete Einladung, den 
nächsten Kongreß in London abzuhalten, von Professor Koser als 
dem Vorsitzenden des Berliner Kongresses in dessen Schlußsitzung 
im August 1908 als ein besonders kostbares Dokument, eine 
Bürgschaft des Verständnisses und der Verständigung, gefeiert 
worden. 
Während des Londoner Kongresses gab der angesehene Schau¬ 
spieler Forbes-Robertson für dessen Mitglieder eine Sondervor¬ 
stellung seines Äamlet. Mit dieser Vorstellung verabschiedete er 
sich von der englischen Bühne. Die Gäste wurden nach der 
Vorstellung auf die Bühne gebeten, und der Empfang des Künst¬ 
lers und seiner Gemahlin gestaltete sich zu einer internationalen 
Verbrüderung, bei der namentlich deutsche Gelehrte das Wort 
nahmen. Das im Jahre 1916 als ein internationales, besonders 
englisch-deutsches Fest zu feiernde Shakespearejubiläum spielte 
dabei eine Lauptrolle. 
Daß freilich die englisch-französischen Ententebeziehungen 
wärmerer Natur waren, konnte dem aufmerksamen Beobachter 
nicht verborgen bleiben. 
Vorsitzender des Londoner Kongresses war Lord Bryce. Er 
hatte dieses Amt übernehmen können, weil er, hochbetagt wie er 
war, den Posten als englischer Botschafter in Washington nieder¬ 
zulegen im Begriffe stand. Er mußte aber schließlich dem Kon¬ 
gresse doch fernbleiben, weil er von seiner Regierung ersucht 
worden war, die Geschäfte des Botschafters noch eine Weile 
weiterzuführen. So sandte er seine gehaltvolle Eröffnungsrede 
von drüben her zur Vorlesung und zum Druck. 
In der Eröffnungssitzung des Kongresses hielt dann ein 
amerikanischer Delegierter eine Rede, die in eine nicht eben als 
hingehörig empfundene Lobrede auf Lord und Lady Bryce und 
die Bedeutung ihrer Anwesenheit und ihres Wirkens in Washington 
hinauslief. Ich hatte Bryce als jüngeren Gelehrten in Baltimore 
1883 Vorträge über amerikanische Verfaffungsgeschichte halten 
hören. Ich sah ihn im Mai 1914 in Liverpool wieder, wo er 
in „frisch blühendem" Alter das neue, für die philosophische 
Fakultät der Universität erbaute Gebäude mit einer inhaltreichen 
Rede eröffnete. Wenn die Sympathien der Amerikaner zu unserem 
Befremden sich so stark nach der englischen Seite hinneigen, so 
ist das gewiß zu einem nicht ganz kleinen Teile dem Auftreten 
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