Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

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REDEN UND ARMEEBEFEHLE 
höhter Lust am Kampf mit dem Schicksal und an der Über¬ 
windung des Schicksals aus eigener Kraft quillt — sondern 
das tiefe, innige und stille Glück, das selbst kindlich-naiv 
aus dem Glauben an die idealen Elemente der eigenen Kul¬ 
tur fließt. 
Diese Wunderblume riefen wir beim Heulen des Schnee¬ 
sturms mit dem Hauch aus unserer kranken Brust ins Le¬ 
ben. Mit steifen Fingern, erstarrten Gliedern, mit der letz¬ 
ten Anspannung unseres Willens schützten wir sie und bar¬ 
gen sie vor Kälte; denn wir wollten, sie sollte blühen und 
in den schwersten Scbicksalsstunden den Geist anregen. 
Was ging es uns an, daß man sie bespie, daß man sie in den 
Schmutz treten wollte, wenn nur der heilige Glaube sie uns 
noch wunderbarer erscheinen ließ, da sie mit dem Schein 
des Märtyrertums umgeben war. 
Deshalb beeilte ich mich, als es auch uns vergönnt war, 
Siegesruhm zu erwerben, als das Gewitter an diesen Mauern 
vorübergebraust war, das Heiligtum für diesen Glauben 
wieder zu errichten, um ein sichtbares Zeichen seiner Macht 
und Kraft zu schaffen. Ich beeilte mich, obwohl hier noch 
der Widerhall des nicht verklungenen Gewitters grollt, ob¬ 
wohl noch Wolken den Himmel bedecken. 
So möge diese Hochschule, die ich heute hier eröffne, 
getreu der Überlieferung dieses Landes niemals das Gift 
des Hasses atmen, niemals die Wege betreten, die für uns 
Polen so schwer waren. Möge sie die Seelen durch den hell¬ 
sichtigen Blick der Forschung, durch die Macht des schöp¬ 
ferischen Gedankens, durch das sinnvolle und emsige Hand¬ 
werk der Wissenschaft stärken. 
Eure Magnifizenz, Herr Rektor, Ihren Händen vertraue 
ich im Namen des polnischen Volkes diese wiedererstan¬ 
dene Hochschule an. Empfangen Sie das Zepter der Herr-
	        
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