Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

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REDEN UND ARMEEBEFEHLE 
persönliche Entscheidung in den höchsten Staatsangelegen¬ 
heiten handelt. 
Wir wählen ja nicht dazu den Präsidenten, den einzigen 
Mann im ganzen Staate, dem wir die schwerste Pflicht auf¬ 
bürden, die Gesamtheit des Staates zu repräsentieren und 
nicht seine einzelnen Teile, Gruppen und Verbände, damit 
wir ihn dann so abscheulich und schändlich behandeln dür¬ 
fen, wie es bei uns zur niederträchtigen und nichtswürdi¬ 
gen Gewohnheit geworden ist. Nicht dazu stellen wir ihn 
außerhalb des Alltagslebens und der damit verbundenen 
Geringfügigkeiten, in die wir doch so gern unsere Nase und 
auch andere Körperteile stecken, nicht dazu heben wir ihn 
aus alledem heraus, was den Schmutz des Lebens ausmacht, 
während doch unsere Hände gierig im Schmutz wühlen, da¬ 
mit wir ihm gleichzeitig die Vorrechte zur Erfüllung seiner 
Rolle als des ersten Bürgers der Republik verweigern, von 
denen sogar die Elstern gern von den Bäumen plappern. 
Um die Maschinerie zu regulieren, die unter Reibungen ar¬ 
beitet, um all das zu beheben, was man Krise im Staat 
nennt, muß man also die individuellen Kräfte eines einzi¬ 
gen Mannes einsetzen; doch dann hüte man sich, ihn bei 
dieser großen Arbeit zu stören. Sooft ich gerade über diese 
Lösung einer der allerwichtigsten Verfassungsfragen im 
modernen Staate nachsann sooft verfolgte mein unbewußt 
analytisch-kritisches Denken den Weg, den gerade eine 
solche Einzelpersönlichkeit einzuschlagen sucht; bleibt sie 
doch in den für viele Millionen Menschen kritischsten Au¬ 
genblicken hilflos sich selbst überlassen, angesichts der 
größten und schwersten Zweifel und bisweilen so ratlos, 
daß der Mensch das eigene Dasein verfluchen möchte. Ich 
gehöre zu den starken Menschen, die mit einer — wenn ich 
so sagen darf — ausnahmsweisen Charakterstärke und Ent-
	        
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