Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

360 
REDEN UND ARMEEBEFEHLE 
dein zu beruhigen, das sie zu sprengen droht oder aber um¬ 
gekehrt, um den chemischen Prozeß zu befördern. 
Leider muß man hei uns allzuhäufig die Stürme im Was¬ 
serglase berücksichtigen. 
Zweifellos aber muß eine Maschinerie, die stets mit einem 
derartigen undefinierbaren Stoff geschmiert wird, ins Stok- 
ken geraten und oft ihre Arbeit mit Knirschen und heise¬ 
rem Keuchen verrichten wie ein hustender Asthmatiker. 
Dagegen sollte meines Erachtens die Rolle des Präsidenten 
auf nichts anderes beschränkt werden als auf die Pflicht, 
die gesamte zentrale Staatsmaschinerie zu regulieren. Das 
stimmt völlig mit der Wichtigkeit der Rolle des Präsiden¬ 
ten überein, für die wir im Staat nicht ihresgleichen fin¬ 
den und für die auch jede Verfassung Ausnahmerechte auf¬ 
stellt; denn diese Rolle betrifft nur einen Menschen, und 
es handelt sich bei ihr um Stoffe, die nicht nur undefinier¬ 
bar sind, sondern auch überdies absichtlich gefälscht wer¬ 
den. Mir scheint diese Regulierungsarbeit sehr notwendig; 
denn fehlt sie, so ist das nicht nur bei uns, sondern in der 
ganzen Welt empfindlich spürbar. Sie muß aber nicht den 
Parteien anvertraut werden, sondern einem Manne, der von 
ihnen unabhängig ist. Auch das kann nur für einen Mann 
bewerkstelligt werden, nicht für Hunderte oder Tausende. 
Wie ich über dieses Problem oft nachgedacht habe, bin 
ich zu dem Ergebnis gelangt: die Haupttätigkeit des Prä¬ 
sidenten muß in der Regulierung der höchsten Staatsarbeit 
liegen, damit sie nicht allzu große Mißklänge hervorruft 
und damit die Hindernisse, auf die sie stößt, keine allzu 
einseitige Lösung finden. Mit anderen Worten, die Arbeit 
des Präsidenten muß als die höchste danach streben, allen 
bestehenden Reibungen und sogar Kämpfen zum Trotz, 
Gleichgewicht und Harmonie herzustellen. Aber gerade
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.