Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

AUS DER ZEIT NACH DEM MAIUMSTURZ 
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sucht solche Kandidaten, die zu keiner Partei gehören und 
die würdig sind, eine so hohe Stellung zu bekleiden. Wenn 
Ihr nicht so handeln solltet, sehe ich die Zukunft für Euch 
in schwarzen Farben und auch für mich in unangenehmer 
Färbung, denn ich möchte nicht mit der Peitsche regieren. 
Das Regieren mit der Peitsche ist mir in den Erobererstaa¬ 
ten verekelt worden. 
In meinem Befehl an das Heer habe ich gesagt, daß wir 
den schwachen und kaum atmenden Staat auf unsere Schul¬ 
tern gehoben und ihn den Bürgern wiedergeboren und le¬ 
bensfähig zurückgegeben haben. Was habt Ihr aus diesem 
Staat gemacht? Ein Gespött habt Ihr daraus gemacht! 
Die Regierung wird jetzt versuchen, verschiedene Arbei¬ 
ten vorzubereiten. Ich befürchte jedoch, daß nach der Wahl 
des Präsidenten alles wieder den alten Gang gehen wird. 
Ich befürchte, daß der Sejm weiterzutagen wünscht. Es 
ist aber notwendig, daß Ihr, meine Herren, für eine Zeit¬ 
lang auseinander geht, denn es muß sich etwas Neues bil¬ 
den. Der Präsident möge eine Zeitlang keinen Sejm und 
Senat im Nacken haben. Man muß ihm die Freiheit geben, 
eine Regierung zu bilden und die Arbeit zu beginnen, für 
die sich die Regierung später vor dem Sejm zu verant¬ 
worten haben wird. Ich möchte keine Gewissensbisse ha¬ 
ben, daß ich die begonnene Arbeit nicht bis zum Ende 
durchgeführt habe und daß die Peitsche nicht durch die 
Straßen pfiff. 
Mein Programm ist die Verminderung der herrschenden 
Schurkereien und die Freimachung der Wege für ehrliche 
Arbeit. Ich warte, meine Herren, aber ich gebe auch die 
Versicherung, daß ich mich nicht ändern werde. Über die 
Parteiinteressen muß man zur Tagesordnung übergehen 
und dem Staat und dem erwählten Präsidenten die Freiheit 
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