Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

AUS DER ZEIT NACH DEM MAIUMSTURZ 
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ordneten nahestehenden Wähler aus einer militärischen 
Stellung in eine andere, b) Gewährung der einen oder an¬ 
deren Erleichterung im Militärdienst ebenfalls für die Ver¬ 
wandten und Bekannten des Abgeordneten, für die Bekann¬ 
ten der Verwandten und für die Bekannten der ihm in 
seinem Wahlbezirk nützlichen Leute und so weiter. 
Ich mache darauf aufmerksam, daß Versuche, sich Er¬ 
leichterungen im Militärdienst dadurch zu verschaffen, daß 
man sich die Finger verstümmelt oder die Sehkraft künst¬ 
lich verschlechtert oder dergleichen mehr, streng bestraft 
werden. Da ist wohl die Frage am Platze, ob nicht unter 
denselben Strafparagraphen auch dieses System der Ver¬ 
günstigungen aus Gefälligkeit fällt; die Zahl dieser Ver¬ 
gehen übertrifft freilich beträchtlich die Zahl der Über¬ 
tretungen, die erwiesen und bestraft werden, jedoch nicht 
durch die völlige Unverantwortlichkeit der Abgeordneten 
gedeckt sind. 
Alle sprechen also gern von der starken Regierung, alle 
stellen diese Forderung, auch die Herren Abgeordneten und 
Senatoren! selber; aber schon bei der Regierungsbildung tun 
sie alles, damit die Regierung neun Zehntel ihrer Kraft 
durch allerlei „pacta conventa“ einbüßt, die mit Parteien, 
Fraktionen, Gruppierungen und Konventikeln von Abge¬ 
ordneten abgeschlossen werden; denn die haben sich mit 
der Ernennung dieses Ministers nur unter der Drohung ein¬ 
verstanden erklärt, ihr Einverständnis wieder zurückzu¬ 
ziehen, wenn ein solcher „Kraftmensch46 etwa den Protek¬ 
tionen, Protektiönchen, Forderungen und Launen des Herrn 
Abgeordneten oder Senators, seiner Verwandten, Vettern 
und Basen nicht entsprechen würde — von seinen beson¬ 
ders einflußreichen Wählern ganz zu schweigen. 
Ich weiß nicht, ob man behaupten kann, ein so gebildetes
	        
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