Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

AUS DER ZEIT DER ZURÜCKGEZOGENHEIT IN SULEJOWEK 153 
emportürmt — so sind diese Vorgänge Katastrophen. Wo 
sie eintreten, wird das Menschenleben zu einem Augenblick 
verkürzt, wird das Gestern ganz verschieden vom Heute. 
Diese beiden Vorgänge, Evolution und Katastrophe, las¬ 
sen sich nicht miteinander vergleichen. Jeder formt auf 
seine Art unser irdisches Tal der Tränen, jeder läßt die 
Menschen anders ihre Tage zählen. 
Im letzten Jahrzehnt erlebten wir eine Katastrophe. Denn 
das war der europäische Krieg. Er wälzte sich über das 
damalige Polen mit Blitzesschnelle dahin, sprang über¬ 
raschend wie ein Leopard zu und betäubte alle Menschen 
durch die Schnelligkeit seiner Ereignisse und durch seine 
unerbittliche Zwangsläufigkeit. Wieviel Kriegserklärungen 
erfolgten da zwischen Staat und Staat: Portugal erklärte 
Deutschland den Krieg; Deutschland stellte nach links und 
nach rechts ein Ultimatum nach dem anderen; Österreich 
fing Krieg mit Serbien an, Rußland mit Österreich und mit 
Deutschland; Frankreich wies ein Ultimatum zurück; Eng¬ 
land stellte eines. Die Kriegserklärungen füllten in den da¬ 
maligen Zeitungen ganze Spalten. 
Man muß feststellen, daß das damalige Polen, das heißt 
jene Polen, die in jener Zeit lebten, den Krieg nicht woll¬ 
ten und nicht herbeigeführt haben. Heute ist es schön und 
gut, hin und wieder feierlich zu deklamieren, die Polen hät¬ 
ten, in Übereinstimmung mit den Wünschen eines Mickie- 
wicz, um einen Weltkrieg gebetet; aber das war doch nur 
Mickiewicz selbst, der bekanntlich durchaus nicht der Ge¬ 
neration von 1914 angehörte! Die damalige Generation, 
darin stimmen alle Bekundungen überein, neigte durchaus 
nicht zu Wagnissen, und hätten die Politiker, die sich in 
den Wirbel des Weltkriegs stürzten, die Urteile und Mei¬ 
nungen der Polen jener Zeit, wie sie sich ängstlich in ihren
	        
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