152
BEDEN UND ARMEEBEFEHLE
mutig wie ein Känguruh aufgerichtet, mit abstehenden
Fuchsohren und listig lebhaften Äuglein. Kann man es noch
erkennen und als dasselbe Geschöpf bezeichnen, wenn es
jetzt seinen Eidechsenschwanz wie eine Fahne hoch oben
hin und her schwenkt, den Rücken großtuerisch reckt und
aus dem zahnlosen Maul des Krokodils Schwefeldünste über
die Erde haucht?
Die tiefen Veränderungen, die wir erlebt haben, reichen
so weit, daß wir neue Menschen geworden sind. Die Größe
der Umwälzungen entspricht gar nicht jenem verhältnis¬
mäßig kurzen Zeitraum, der uns in Wirklichkeit vom Leben
unserer — wie ich sagte — Väter und Großväter trennt.
Das kommt daher, daß sich zwischen unseren Tagen und
dem Jahr 1914 eine Katastrophe, eine Sintflut ereignet
hat, deren Erlebnisse so rasch aufeinander folgten, so un¬
vermeidlich und unausweichlich waren, daß von einer
langsamen Evolution keine Rede sein konnte. Wenn in geo¬
logischen Vorgängen ein Schneckchen, das sich irgendwo
an ein anderes Schneckchen festgeklebt hatte, ein Jahrhun¬
dert später ein Zollbreit irgendeines Festlandes erzeugt,
wenn ein winziges Sandkorn, mit einem zu Staub zerriebe¬
nen Kieselstein verbunden, im Laufe von Jahren und Jahr¬
hunderten ein Inselchen in einer Flußmündung bildet, so
ist das ein Vorgang der evolutionären Arbeit der Natur,
mit deren Folgen der Mensch in seinem ganzen Leben nicht
Schritt halten kann. Wenn aber die Erde in einem ungeheu¬
ren Krampf ihr Inneres auftut und ganze Quadratkilometer
Bodens verschlingt, die durch Menschenschweiß und -ar-
beit zu Gärten und Siedlungen umgewandelt waren, wenn
sie unter Erschütterungen plötzlich große Inseln an die
Meeresoberfläche wirft, wenn sie Gebirgsketten umgestaltet,
die einen zerbricht und vernichtet und die anderen hoch