Volltext: Józef Piłsudski Das Jahr 1920 (Band II / 1935)

DIE MAIOFFENSIVE DER SOWJETARMEE 
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schwärm mit dem ernährt, was sich eben vorfinden läßt, 
die für längere Zeit bestimmten Munitionsvorräte hinter 
sich herschleppt, was doch seinerzeit der Tatare, dessen 
Bewaffnung aus Speer und Bogen bestand, nicht notwendig 
hatte: eine solche Reiterei zu einer Armee gebildet, schien 
mir damals und scheint mir auch heute noch ein strategi¬ 
scher Unsinn zu sein. Ich schrieb ihr also keine große Be¬ 
deutung zu und erklärte mir ihre Erfolge auf andren sow¬ 
jetrussischen Kriegsschauplätzen, von denen ich hörte, eher 
als Folge innerer Zersetzung der gegen sie kämpfenden 
Truppen, ohne an einen reellen Wert dieser Kampfweise 
zu glauben. 
Ich sah mich sogar nach den ersten Erfolgen der Rei¬ 
terei Budiennys, die übrigens mit der Beendigung unsrer 
Gegenoffensive gegen Tuchatschewsky zusammenfielen, 
nicht veranlaßt, mein Urteil zu ändern. Ich sah nirgends 
Truppen, die von ihr auf gerieben waren. Ihre ersten Ver¬ 
suche, östlich von Koziatyn durchzubrechen, wurden von 
Teilen der 13. Infanterie-Division vereitelt. Ich wunderte 
mich nicht, daß die Reiterei Budiennys schließlich unsre 
Front durchbrach — was übrigens gar nicht schwer war — 
und nicht besonders tief in unsren Rücken stieß. Ich 
glaubte, es würde uns nicht schwerfallen, bei gleichzeiti¬ 
gem Einsatz von Infanterie und Kavallerie die Reiterei 
Budiennys teilweise zu schlagen und zum Rückzug zu zwin¬ 
gen. Da es mir nicht um den Besitz dieses oder jenes Ge¬ 
ländestreifens ging, entschloß ich mich unbehindert zu ma¬ 
növrieren, ohne mich an den Besitz irgendeines Terrain¬ 
punktes zu klammern. Eiji wenig unruhig machte mich die 
große Panik in der Etappe, wobei ich noch keinen größeren 
Einfluß auf die Geistesverfassung der Fronttruppen be¬ 
merkte.
	        
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