Volltext: Józef Piłsudski Das Jahr 1920 (Band II / 1935)

M. TUCHATSCHEWSKY, DER VORMARSCH ÜRER DIE WEICHSEL 273 
benen Masse vermischt, gewannen rasch die Oberhand und flö߬ 
ten ihr Kampfgeist und Tapferkeit im Kampf gegen das „Her- 
ren“-Polen ein. 
Im allgemeinen wurde bis Ende Juni dank angespannter Tat¬ 
kraft der Männer, die am Ausbau der Roten Armee wirksam 
waren, diese ungeheure, fast unlösbare Aufgabe erfüllt und viele 
Tausende von Ergänzungsmannschaften begannen unsren Divi¬ 
sionen zuzuströmen. Gegen Ende Juni war der Plan der Verdop¬ 
pelung der Kampfstärke fast vollständig ausgeführt. Dies stellte 
im vorhinein unsren künftigen Sieg sicher und ermöglichte uns 
eine breite und auf lange Sicht berechnete Entwickelung unsrer 
Operationen. 
Der Geist unsrer Truppen war sehr gut. Das Bewußtsein des 
Ernstes der Lage und der Notwendigkeit, Sowjetrußland abge¬ 
sehen von Opfern vor dem Überfall der polnischen „Herren“ zu 
schützen, erweckten nicht nur hei den Soldaten der Roten Ar¬ 
mee unsrer Abteilungen, sondern auch bei der ganzen Arbeiter¬ 
und Bauernbevölkerung die feste Überzeugung, daß man bis zum 
Letzten kämpfen müsse. 
Mit der gleichen Energie wurden die Etappeneinrichtungen 
für unsre künftigen Operationen vorbereitet. Die vorhandenen 
Eisenbahntruppen (Reparaturzüge und Eisenhahnahteilungen) 
wurden herbeigezogen, und trotzdem sie den beabsichtigten Auf¬ 
gaben nicht gewachsen waren, ermöglichten sie dennoch die In¬ 
standsetzung der Eisenbahnlinien im Einklang mit dem Auf¬ 
marsch der Truppen. 
Der Bau der Dünabrücke hei Polock stand vor seiner Beendi¬ 
gung, und bei Beginn der Operationen verfügten wir über eine 
Eisenbahnverbindung mit der Eisenbahnstation Ziabki. Ange¬ 
sichts der mit der Wiederherstellung der Brücke bei Borysow 
(die Länge des Hindernisses: 75 Klafter) verbundenen Schwierig¬ 
keiten trafen wir beizeiten Vorbereitungen zum Bau dieser 
Brücke. Unser Kundschaftsdienst gab uns Nachrichten, daß die 
Berezyna in dieser Gegend 25 Klafter breit sei. Das Profil des 
Unterbaues war uns bekannt. Da wir die Brücke auf Balkenunter¬ 
lagen bauen wollten, verfertigten wir im vorhinein die einzelnen 
Bestandteile der Brücke und verluden sie auf offenen Güter¬ 
wagen. Diese Vorsorgen erlaubte uns während der Offensive 
die 75 Klafter lange Brücke wiederherzustellen. Unsre Militär¬ 
eisenbahnstellen hatten nicht an die Möglichkeit eines so schnel¬ 
len Baues geglaubt. 
\ 8 Pilsudski II
	        
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