Volltext: Der Krieg und die Sozialdemokratie [25]

OpL^ei Baccarat, am Rand eines Wäldchens, liegt ein Sol- 
datengrab. Dort schläft Ludwig Frank den letzten Schlaf 
in der Erde Frankreichs. Am dieses Landes Freundschaft hatte 
er jahrelang mit seinem starken Wesen geworben. Als es aber 
anders kam, als sich im letzten Lochsommer um das Vaterland 
die bleigraue Wolkenwand immer höher türmte, und als am 
4. August der gleiche trockene Reichskanzler, den Frank so oft 
mit der Fülle seines genialen und manchmal auch spielerischen 
Spotts überschüttet hatte, sich vor dem Reichstag als ein Mann 
von überwältigender Redlichkeit, schlichter Anerschütterlichkeit und 
dem Sturme wohl gewachsen erwies, da brach durch das spröde 
Lerz des sprachgewaltigen Tribunen die Flamme der Liebe zu 
seiner Leimat und zu seinem ganzen Volk. Er dachte an seine 
alten Eltern im schönen Rieddorf am Oberrhein; und er dachte 
an das bedrohte Leben seiner vielen Freunde, Kameraden und 
Gefolgsleute und deren Familien in der Stadt seines Wirkens. 
Das Stück Volk, das er selbst immer war, wachte und stand in 
ihm auf wie ein Geharnischter. Anter dem Erlebnis der Gemein¬ 
samkeit des überfallenen Vaterlandes warf er alles Gedankenwerk, 
alles Besinnen, alles Trennende hinter sich und meldete sich nach 
der Sitzung, in der Bethmann Lollweg mit einer unvergeßlichen 
Armbewegung über den ganzen Reichstag hin in die Worte: 
„Ein einig Volk!" ausgebrochen war, beim Kriegsminister als 
Freiwilliger. Vor dem Auszug mit seinem Regiment schrieb er 
der Freundin jenen wundervollen Brief, darin er den Leib den 
Knecht der Seele nannte, und der mit einem „B'hüet di Gott!" 
schloß. Als Gemeiner kämpfte er in der Front, und vor der 
Front fiel er. And durch Deutschland ging ein Raunen und 
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