OpL^ei Baccarat, am Rand eines Wäldchens, liegt ein Sol-
datengrab. Dort schläft Ludwig Frank den letzten Schlaf
in der Erde Frankreichs. Am dieses Landes Freundschaft hatte
er jahrelang mit seinem starken Wesen geworben. Als es aber
anders kam, als sich im letzten Lochsommer um das Vaterland
die bleigraue Wolkenwand immer höher türmte, und als am
4. August der gleiche trockene Reichskanzler, den Frank so oft
mit der Fülle seines genialen und manchmal auch spielerischen
Spotts überschüttet hatte, sich vor dem Reichstag als ein Mann
von überwältigender Redlichkeit, schlichter Anerschütterlichkeit und
dem Sturme wohl gewachsen erwies, da brach durch das spröde
Lerz des sprachgewaltigen Tribunen die Flamme der Liebe zu
seiner Leimat und zu seinem ganzen Volk. Er dachte an seine
alten Eltern im schönen Rieddorf am Oberrhein; und er dachte
an das bedrohte Leben seiner vielen Freunde, Kameraden und
Gefolgsleute und deren Familien in der Stadt seines Wirkens.
Das Stück Volk, das er selbst immer war, wachte und stand in
ihm auf wie ein Geharnischter. Anter dem Erlebnis der Gemein¬
samkeit des überfallenen Vaterlandes warf er alles Gedankenwerk,
alles Besinnen, alles Trennende hinter sich und meldete sich nach
der Sitzung, in der Bethmann Lollweg mit einer unvergeßlichen
Armbewegung über den ganzen Reichstag hin in die Worte:
„Ein einig Volk!" ausgebrochen war, beim Kriegsminister als
Freiwilliger. Vor dem Auszug mit seinem Regiment schrieb er
der Freundin jenen wundervollen Brief, darin er den Leib den
Knecht der Seele nannte, und der mit einem „B'hüet di Gott!"
schloß. Als Gemeiner kämpfte er in der Front, und vor der
Front fiel er. And durch Deutschland ging ein Raunen und
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