Volltext: Der Krieg und die Sozialdemokratie [25]

nationale Individualität bei allen Völkern. Deutsch heißt Weite, 
nicht Enge. Deutsch ist geben, nicht nehmen. Kein Volk wird 
innerlich und äußerlich reich dadurch, daß es sich isoliert und mit 
gewaltigen Fangarmen über die gute Welt hingreift und an sich 
reißt, was nicht mit Schiffen und Geschützen niet-- und nagelfest 
gemacht ist. Diese Gier hat England so verächtlich gemacht. And 
wenn man uns haßt, so geschieht das nicht zum wenigsten aus 
dem Geist der untergeordneten Naturen gegen alles großzügige 
Wesen heraus. Was tut es denn, daß die Japaner von uns 
gelebt, sozusagen uns geistig und technisch bestohlen haben und 
uns mit unseren eigenen Waffen bekämpfen? Wir halten das 
aus. Das !einzige Mittel dagegen ist, nicht luck zu lassen und 
immer weiter zu schreiten in der Anterwerfung aller Materie, in 
der Bändigung der Naturgewalten und in der ständigen Erhöhung 
alles geistigen und seelischen Lebens. Dann werden wir eines 
Tages Führer der Völker werden. Aber wir dürfen es nicht 
wollen als nationales Ziel. Das muß von selbst kommen aus 
unserem Wesen heraus. Strebernationen sind nicht angenehmer 
als die Einzelstreber des Alltags. Die Schulmeisterei der Völker 
ist kein geringeres Äbel als die der Einzelmenschen. Die deutsche 
Sozialdemokratie hat es sich nie angemaßt, die sozialistischen 
Arbeiterparteien der anderen Länder führen zu wollen; aber daß 
sie ganz von selbst kraft deutscher Eigenschaften die Mutterpartei 
des Sozialismus wurde, theoretisch und organisatorisch, das wird 
ihr niemand bestreiten. Das Schicksal der Völker, die sich für 
auserwählt hielten, war in der Geschichte nie ein gutes. Die 
angemaßte Erbschaft ging immer an Würdigere über. Die Idee 
der „grande nation“ kann auch eine Besessenheit werden. Das 
haben wir an Frankreich und seiner unglücklichen Revanchepolitik 
gesehen. Wir wollen national ebensowenig verfranzöseln wie 
verengländern. Wir wollen sein! Sonst nichts! And 
für uns heißt sein: deutsch sein! Alles andere muß von selbst 
kommen. Wenn wir nur Gestalt annehmen lassen, was wesen¬ 
haft in uns beschlossen liegt, dann werden wir als Äerz Europas 
einmal ganz von selbst automatisch und unwillkürlich zu schlagen 
beginnen, wie es der wundervolle Muskel auch von selbst tut, 
der das Äerz im Menschenkörper ist. Eine der großen Schlag- 
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