Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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der Cartesianer Sylvain Rögis gegen Malebranche schrieb (1694), 
entzündete sich auch der Streit mit Arnauld von neuem'), 
6. Einsamkeit und Tod. 
Er lebte in stiller und tiefer Zurückgezogenheit, fern von der 
Welt, in der Zelle des Oratoriums. An die Einsamkeit dieses 
Stilllebens hatte sich Malebranche so gewöhnt und in seine Be 
trachtungen so verloren, daß er selten sprach und in Gesellschaft 
Anderer meistens stumm war. Man nannte ihn im Oratorium 
den Schweigsamen und den Meditativen „taciturne meditatif“. 
Durch eine strenge und äußerst mäßige Lebensweise hatte er sich 
trotz seines schwächlichen Körpers in eine so gesunde Verfassung 
gebracht, daß er ein hohes Alter erreichte. Von allen Seiten 
wurde er ausgesucht. Die Gelehrten, die nach Paris kamen, 
wollten den Mann kennen lernen, der das Buch von der Erfor 
schung der Wahrheit geschrieben. Noch in seiner letzten Krankheit 
empfing er den Besuch des englischen Philosophen Berkeley, mit 
dem er über das Dasein der Materie ein lebhaftes Gespräch führte, 
und man sagt, daß diese Anstrengung seinen Tod beschleunigt habe. 
Er starb, siebenundsiebenzig Jahre alt, den 13. October 1715. 
Das Jahrhundert der französischen Aufklärung hat die Leh 
ren dieses Mannes, aber nicht seinen Ruhm vergessen. Voltaire 
nannte ihn den großen Träumer des Oratoriums, Buffon den 
göttlichen Malebranche. Seine Schreibart wurde bewundert und 
selbst von Voltaire als ein Muster philosophischen Stils bezeichnet. 
Einigen hat es gefallen, ihn den französischen Plato zu nennen. 
*) Malebranche hat seine Streitschriften mit Arnauld besonders ge 
sammelt und herausgegeben: Recueil de toutes ses reponses ä Ar- 
nauld. 4 vol. Paris 1709.
	        
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