Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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meinschastliche Sache mit Gassendi. Wir haben ein sprechendes 
Beispiel dieser Polemik kennen gelernt in dem Pater Bourdin. 
Dagegen neigen sich die Priester des Oratoriums auf die Seite 
Descartes', wie sich die Lehre Descartes', theologisch genommen, 
dem Augustinismus zuneigt. So erklärt sich zwischen den Jesui 
ten und dem Oratorium ein durchgängiger Gegensatz. Auf der 
einen Seite gelten Thomas, Aristoteles, Gassendi, der Empiris 
mus; auf der andern Augustin, Plato, Descartes, der Idea 
lismus. 
In dieser Erneuerung des augustinischen Geistes innerhalb 
der katholischen Kirche, in dieser antijesuitischen Haltung, in die 
ser Neigung für Descartes vergleichen sich die Priester des Orato 
riums mit den Theologen von Portroyal. Sie sind den letzteren 
vorangegangen, und namentlich der Eifer für die Lehre Descartes' 
ist in keinem theologischen Kreise lebendiger und mehr verbreitet 
gewesen als bei den Vätern des Oratoriums Jesu. 
2. Das Oratorium und Descartes. 
Der Gründer des Oratoriums war in gewisser Weise selbst 
ein Mitbegründer der neuen Philosophie geworden. Vierzehn 
Jahre nach jener Stiftung hatte der Cardinal Berulle die merk 
würdige Unterredung mit Descartes, worin er ihn bewog, seine 
Lehre schriftlich abzufassen und der Welt mitzutheilen (1628). 
Was den Cardinal selbst erfüllte, war das lebhafte Interesse, wel 
ches er für die Person und die Ideen Descartes' gefaßt hatte, die 
Einsicht, die er gewonnen, in die Bedeutung und Tragweite der 
neuen Gedanken. Aus den Rath Berulle's ging Descartes in 
die Einsamkeit und schrieb die Abhandlung von der Methode, 
die Versuche, die Meditationen und die Principien. Und Berulle 
Bischer, Geschichte der Philosophie. 1,2. — 2. Aufl. 3
	        
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