Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Substanz vereinigten, aber in ihrer Wirksamkeit von einander 
völlig getrennten und völlig unabhängigen Attribute, deren jedes 
ursprünglicher Natur ist. Daher ist sein System weder teleologisch 
noch materialistisch. In dieses Verhältniß der beiden Attribute 
setzt darum Trendelenburg den „Grundgedanken" Spinoza's. Er 
hat dann weiter das Interesse, zu zeigen, wie Spinoza in der Ent 
wicklung seiner Lehre diesem Grundgedanken derselben untreu wird, 
wie er aus dem bloßen, von der Materie unabhängigen Denken 
die inadäquaten Ideen ebenso wenig erklären kann, als aus der 
völlig gedankenlosen Materie, also die inadäquaten Ideen nicht 
erklärt; wie er die adäquaten als den „besseren Theil des Geistes" 
bezeichnet, also unwillkürlich in die teleologische Vorstellungsweise 
geräth, die er im Principe verneint; wie darum der „Erfolg" 
dieses ganzen Systems zuletzt darin besteht, daß sein Grundge 
danke scheitert. Man beweist den eigenen Standpunkt, wenn man 
alle entgegengesetzten Standpunkte widerlegt. Trendelenburg hatte 
das Interesse, zu Gunsten des eigenen Standpunktes einen jener 
indirecten Beweise zu führen, indem er diese Charakteristik und 
Kritik der Lehre Spinoza's versuchte. Sie sind der Ausdruck 
sein er Antithese. 
Lassen wir den Erfolg und halten wir uns an den „Grund 
gedanken" Spinozas, den Trendelenburg nicht richtig bestimmt 
hat. Das Verhältniß der Attribute ist nicht der Grundgedanke 
Spinoza's, wie denn dieses Verhältniß auch erst im zweiten 
Buche der Ethik zur ausdrücklichen Entscheidung kommt. Das 
Verhältniß der Attribute ist schon deßhalb nicht der Grundgedanke 
Spinoza's, weil das Attribut nicht der Grundbegriff ist. Der 
Grundbegriff ist Gott oder die Substanz. 
Auch der Gegensatz von Teleologie und Materialismus'(Me 
chanismus), worauf Trendelenburgs Untersuchung fußt, ist keines-
	        
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