Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Heiterkeit ist eine fähige Stimmung und darum stets gut; dagegen 
die gedrückte und schwermüthige Stimmung unfähig und darum stets 
vom Uebel*). Das sinnliche Wohlgefühl, der Kitzel der Lust ist 
in seinem Uebermaß schlecht. Liebe und Begierde, obwohl sie po 
sitiver Natur sind, können übermäßig und dadurch schädlich sein **). 
Dagegen kann die Selbstzufriedenheit, jenes sichere Selbstgefühl, 
in dem wir ruhen, aus dem Bewußtsein der Vernunft hervor 
gehen, und es ist auf seinem Gipfel, wenn es sich auf dieses Be 
wußtsein gründet***). Die günstige Gesinnung, mit der wir Solche 
betrachten, die Andern wohlthun (kavor), ist im Einklänge mit 
der Vernunft. Und ebenso der Ruhm, jenes wohlthuende Be 
wußtsein, in der Welt anerkannt und geschätzt zu werden. Diese 
Empfindungen stärken unsere Uebereinstimmung mit den Menschen 
und sind darum nützliche und fruchtbare Affecte ff). 
Alle Affecte dagegen, welche die Zwietracht nähren, vermindern 
unsere Macht und sind darum schlecht. Deßhalb ist der Haß nie gut, 
und alle Affecte sind schlecht, die der Haß erzeugt, wie Neid, Hohn, 
Verachtung, Zorn, Rache. Alle gehässigen Leidenschaften sind im 
Widerstreit mit der gesellschaftlichen Vereinigung der Menschen, sie 
unterwühlen die Eintracht, welche den Zweck der staatlichen Ord 
nung ausmacht; sie sind darum nicht bloß schlecht, sondern auch 
ungerecht ffsi). Daher wird die Freiheit von den Leidenschaften 
auch die Gerechtigkeit und das politische Gemeinwohl befördern. 
Mit der Vernunft können sich die vom Haß erfüllten Affecte unter 
keiner Bedingung vertragen; wer daher vernunftgemäß lebt, wird 
*) Eth. IY. Prop. XLII. 
**) Ebendaselbst. Prop. XLIII. XLIY. 
***) Ebendaselbst. Prop. Eil. 
f) Ebendaselbst. Prop. LI. LVIII. 
ff) Ebendaselbst. Prop. XLV. Coroll. I. II.
	        
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